INTERVIEW MIT MARTIN KAY!
Datum: Sunday, 24.October. @ 18:45:52 CEST
Thema: Interview



Anfang Dezember startet die neue Vampirserie "Vampir-Gothic" von Martin Kay, zu der jetzt auch eine Leseprobe online gegangen ist. Carsten Kuhr hat die Gelegenheit genutzt, und ein Interview mit ihm geführt.

Martin Kay wurde unter dem bürgerlichen Namen Martin Knöpper 1967 in Dortmund geboren. Nach Abitur und Ausbildung verdient er heute seine Brötchen in einem Logistikunternehmen im Bereich Export. Schon in der Schulzeit widmete er sich ersten Schreibversuchen, während seiner Wehrdienstzeit schuf er mit DUST seine erste Serie, die gegenwärtig im Atlantis Verlag erscheint. Später wandte er sich dem Star Trek Fandom zu, es folgten Profi-Veröffentlichungen bei Zaubermond, Atlantis und Bastei. Gegenwärtig verfasst er exklusiv für die Romantruhe die neue Serie VAMPIR-GOTHIC – ein willkommener Grund für Carsten Kuhr das Gespräch mit dem sympathischen Autor zu suchen.

CK: Hallo Martin. Ich frage meine Interviewpartner immer was sie machen, wenn sie einmal nicht vor der Tastatur sitzen, und sich spannende Geschichten für ihre Leser einfallen lassen – ich habe da etwas von Feuerwehr läuten hören, stimmt das?

MK: Hallo Carsten. Das mit der Feuerwehr war ein Arbeitskollege von mir, das hast du verwechselt ;-)
Was tue ich, wenn ich nicht am Rechner sitze? Eigentlich sitze ich dann am Rechner *lach*, denn neben dem Schreiben, setze ich den Computer für alles Mögliche ein. Sei es zum Kontakt mit Freunden, Informationssuche im Internet, Webseiten-Updates, Internetforen, Banking, geschäftliche Korrespondenz, Planungen – darüber hinaus lese ich viel im Bereich Science Fiction und Fantasy, begeistere mich für Filme und einige Fernsehserien, entspanne mich hin und wieder bei Videospielen oder genieße anregende Konversationen mit Freunden, bei denen auch mal das ein oder andere Projekt entsteht, das nicht notwendigerweise etwas mit Schreiben zu tun hat. Vor ein paar Jahren beschäftigte ich mich noch intensiv mit esoterischen Themen, fernöstlicher Meditation und damit eingehend einer Reihe fernöstlicher Kampfkünste, wie Karate, Jiu-Jitsu, Aikido und Ninjutsu. Nach meiner Prüfung zum Schwarzgürtel unterrichtete ich eine Gruppe Frauen im Anti-Terrorkampf, musste jedoch aufgrund von akuten Rückenproblemen den Sport an den Nagel hängen.

CK: Wie und wann kommst Du dann zum Schreiben?

MK: Ich habe zunächst einmal einen acht bis neun Stunden-Tag vor mir und habe vor meinen ersten Veröffentlichungen hauptsächlich am Wochenende geschrieben, manchmal abends in der Woche. Durch zunehmenden Termindruck war ich dann gezwungen, mir Alternativen zu suchen, um einen Roman auch in der Woche vorwärts zu bringen. Seltsamerweise habe ich das Schreiben dann auf die Mittagspause verlegt. Der Geist ist noch relativ wach, man ist fit, und in den 45 Minuten schaffe ich wesentlich mehr, als wenn ich abends geschlaucht nach Hause komme.
Ansonsten schreibe ich weiterhin sonntags, meist abends von 17 Uhr bis spät in die Nacht hinein – frag aber bitte nicht, wie ich es dann schaffe, montags um 7 Uhr aufzustehen, das bleibt mein Geheimnis ,-)

CK: Gehen wir einmal chronologisch vor – Deine ersten einem größeren Publikum zugänglichen Veröffentlichungen hattest Du im Zaubermond Verlag. Soweit ich weiß erschienen vier Dämonenkiller-Romane (einer in Zusammenarbeit mit Dario Vandis) und zwei DVDN Titel aus Deiner Feder. War das ein anderes Schreiben als vorher, zu Zeiten, also Du noch z.B. für das Star Trek Fandom Geschichten verfasst hast?

MK: Auf jeden Fall. Ich war in einem Stadium, in dem ich glaubte, schreiben zu können – in der Phase, die die meisten Autoren wohl zu Beginn ihrer ersten Veröffentlichungen haben. Man streitet dann gerne um jeden gekürzten Satz, jedes Komma. Vorher hat mir niemand reingeredet. Ich habe meine Geschichten entweder meinem Bekanntenkreis zum Lesen gegeben oder im Fandom präsentiert – da kam als Feedback dann nur allgemeine Reaktionen, niemand sagte aber etwas über Stil, Spannungsbogen, Satzbau, Handlungselemente und Erzählperspektiven. Das waren Dinge, die ich erst lernen musste. Ich hatte zu Dämonenkillerzeiten regelmäßigen Mailkontakt zu Timothy Stahl, von dem ich einiges lernte, und Frank Rehfeld lektorierte meinen letzten Dämonenkillerroman, so dass ich auch hier aus dem Vorher-Nachher meine Schlüsse ziehen konnte.

CK: Wie kamst Du mit den Vorgaben – sowohl zeitlichen als auch inhaltlichen – zurecht? War das nicht eine große Umstellung, sich auf Geschichten und Handlungsstränge einzulassen, die sich ein anderer Autor einfallen ließ?

MK: Zeitlich war es in jedem Fall eine Umstellung. Vorher schrieb ich, wann ich Lust hatte, jetzt standen zum ersten Mal Termine auf dem Plan. Aber die Begeisterung für die Schreiberei war mein Ansporn – und die Aussicht, professionell zu veröffentlichen.
Zumindest bei der Edition DK brauchte ich mich nicht in erster Linie auf die Ideen anderer Autoren einzulassen. Mein Anteil an „Engelszorn“ stammte aus meinem eigenen Exposé und auch die beiden Folgeromane konzipierte ich selbst, sprach die Ideen dann mit Dario Vandis ab, damit wir eine Einheitlichkeit in der Handlung haben.
Für „Dämonenkrieg“ verwertete ich ein altes Exposé von Earl Warren. Allerdings nutzte ich es nur als Grundstruktur, quasi als Anleitung, wohin die Handlung führen muss. So hab ich mir alle Freiheiten genommen, die ich für notwendig erachtete.
Bei den DVDN-Romanen war es etwas anders. Zu „Landru“ gab es kein Exposé, sondern nur einen lockeren Handlungsfaden von Manfred Weinland, der zeigte, wohin wir kommen müssen. Manfred schrieb den Roman bis zu einem gewissen Punkt, ab da übernahm ich und konnte die Handlung sehr frei mitgestalten. Das Exposé zu „Krieg der Vampire“ war auch mit recht großzügigen Freiheiten bemessen.

CK: Wie lief damals die Zusammenarbeit mit Dario Vandis und Manfred Weinland ab – hast Du Dir Deine ersten Profi-Sporen schwer verdienen müssen, und was war das für ein Gefühl das erste Mal Deinen Namen auf dem Hardcover Umschlag zu sehen?

MK: Uhhh ... viele Fragen auf einmal *g*.
Mit Dario stieß ich zusammen, als ich dem Zaubermond-Verlag bereits mein Konzept um den Engel Nathaniel vorgelegt hatte. Er war dafür, nicht nur neue Handlung in die Edition DK zu bringen, sondern auch alte Handlungsfäden aufzugreifen und zu Ende zu führen. So kümmerte er sich um den „nostalgischen“ Part und schrieb den Handlungsstrang um die Vampirin Rebecca, während ich mich in meinen Kapiteln auf die Archäologen und die neue Bedrohung durch Nathaniel konzentrieren konnte.
Da Dario Vandis zu dem Zeitpunkt auch noch nicht veröffentlicht hatte, ergänzten und korrigierten wir uns gegenseitig, lernten voneinander und diskutierten, über Handlung und auch Stil.
Bei Manfred war es schon etwas schwieriger – der Mann ist gestandender Profi und hat etliche Romane veröffentlicht. Er ließ mir beim Schreiben zwar freie Hand, zeigte mir aber auch, wo es lang gehen muss, wo ich mich noch verbessern musste. Von ihm lernte ich, die Handlung lebendig werden zu lassen und nicht auf der Stelle zu treten.
Was das für ein Gefühl war, meinen Namen auf dem Cover zu lesen? Ich dachte: Ziel erreicht, jetzt kannst du in Ruhe sterben. *lach*

CK: Nun sind beide Serien unter dem Begriff Grusel einzuordnen – und Du hattest vorher meines Wissens nur SF verfasst – war das ein schwieriges Umlenken in Richtung Horror, gehst Du beim Schreiben da anders an den Text heran?

MK: Um genau zu sein, hatte ich vorher SF, Fantasy und sogar drei Krimis verfasst – alles für die Schublade versteht sich, von den drei Star Trek Romanen fürs Fandom einmal abgesehen. Wenn man mal bei SF die Raumschiffe und das Zukunftsdenken weglässt und sich auf die Charaktere konzentriert, so kann man bei SF jedwede Unterhaltungsform einflechten lassen. Ein SF-Roman kann zugleich ein Liebesroman, ein Krimi, ein Thriller, eine Abenteuergeschichte oder auch Horror sein. Für „Bounty – Tot oder lebendig“ habe ich sogar den SF-Western aus der Klamottenkiste gekramt.
In meinen Fantasygeschichten schrieb ich über Echsenwesen, Drachen, dunkle Zauberer und Harpyien – so groß ist der Unterschied zu Dämonen und Teufeln dann nicht mehr, dass ein großes Umdenken erforderlich gewesen wäre.

Zu der Zeit, da ich mit dem Dämonenkiller anfing, hatte ich bereits das Genre in Form von Gruselromanen abgegrast, war leidenschaftlicher VAMPIRA-Leser, hatte Zamorra konsumiert und sogar eine Romanidee à la „Das Omen“ in meiner Schublade.
Wenn ich jetzt über die Romane reflektiere, die ich bisher geschrieben habe, stelle ich fest, dass ich an jeden Stoff mit der gleichen Methodik herangehe.

CK: Wie kam es eigentlich dazu, dass Du unter Pseudonym veröffentlichst – und wie kamst Du auf Kay?

MK: Obwohl ich erst Mitte der 90er zu Heftromanen stieß, wusste ich um die gängige Praxis von Verlagen und Autoren auf angeblich zugkräftige, englisch klingende Namen für die Autoren zurückzugreifen. Ich hatte 1990 einem kleinen Verlag in Süddeutschland mein Manuskript „Das Buch Shen“ angeboten und überlegte mir, was ich antworten würde, wenn man mich nach einem Pseudonym fragen würde. Ich wollte in jedem Fall nahe bei meinem bürgerlichen Namen bleiben und entschied mich damals schon für Martin K. – in englischer Lautschrift dann als „Kay“ dargestellt. Als Größenwahn kann man es natürlich abtun, dass ich in späteren Jahren mal auf Auslandsveröffentlichungen über den großen Teich schielte 
Der Zaubermond Verlag schlug die Verwendung von Pseudonymen vor, ließ uns aber die freie Entscheidung. Da wir nicht sicher waren, wie die neuen Romane bei den Lesern ankamen, kamen Dario Vandis und ich dann darin überein, Pseudonyme zu verwenden. Wir blieben bis heute beide dabei, und ich sehe „Martin Kay“ mittlerweile nicht mehr als Pseudonym, sondern als Künstlernamen an, der übrigens auch in meinem Personalausweis eingetragen ist.

CK: 2001 hast Du dann beschlossen, deine alte Serie DUST wieder zu reanimieren. Inhaltlich überarbeitet hast Du im Eigenverlag die Heftserie gestartet – war das ein sowohl verlegerisch als auch finanzielles Risiko? Gab es nicht schon genügend Serien, die um den Kuchen stritten? Warum bist Du das Wagnis – im Nachhinein erfolgreiches Wagnis – eingegangen? Was hat Dich getrieben?

MK: DUST war ein Gag zum BuCon 2001 – ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was ich damit lostrete. Aber bei allen Neuauflagen alter Serien in den Kleinverlagen schien eine komplett neue Serie wohl gerade zur rechten Zeit zu kommen. Hätte ich das vorher gewusst oder auch nur geahnt, hätte ich die Serie gleich dem Atlantis Verlag angeboten, vermutlich in einem Format, wie das bestehende der Serie RETTUNGSKREUZER IKARUS.
Finanziell war das Risiko eher gering. Wir druckten Print on Demand, hatten geringe Herstellungskosten und konnten daher auch den Verkaufspreis der Hefte äußerst niedrig ansetzen.
DUST ging in Heftform dann aufgrund des niedrigen Verkaufspreises auch als Serie, die den Markt kaputt macht in die Szene ein. *g*

CK: Im gleichen Jahr kam Dein Einstieg beim „Rettungskreuzer Ikarus“, zu dessen festen Autorenkreis Du inzwischen zählst – ein Fanprojekt, das sich professionell gemanaged inzwischen einen festen Platz in der deutschen Verlagsszene erstritten hat. Wie kamst Du zum Projekt dazu?

MK Es war schon in dem Jahr davor. Ich stand seit längerem in Kontakt mit Verleger Guido Latz und fragte ihn zwischendurch mal, ob ich nicht bei Ikarus mitschreiben könne. Nach meinem Ausstieg aus der Edition DK, wollte ich gerne im SF Bereich tätig werden und hatte ... wie sagt man heute? „Kapazitäten frei“.
Guido fragte Dirk van den Boom, da er als Serienerfinder und Exposéautor auch das Team zusammenstellte. Dirk signalisierte sein Okay und ich bekam das Exposé für meinen ersten Roman „Konvoi“. Ich wollte zunächst erst einmal nur diesen einen Roman schreiben, doch Dirk spannte mich gleich fest ins Team ein.

CK: Das Folgejahr sah Deinen ersten Stand Alone Roman „Tag der Offenbarung“. Eine sehr interessante Ausgangsposition – die Engel kehren zur Erde zurück – wie lange hast Du Dir für den Roman Zeit genommen, wie bist Du überhaupt auf die Idee bekommen, die leibhaftigen Engel zu reanimieren?

MK: Ich lasse mich gerne durch Situationen inspirieren – bei „Tag der Offenbarung“ war eine Ostermesse der Auslöser für die Story. Obwohl ich selbst nicht dem christlichen Glauben angehöre, hatte ich mit Freunden 1986 an den kirchlichen Osterfeierlichkeiten teilgenommen. Auf der Galerie der Kirche, zur Orgelmusik entstand eine für mich mystische Atmosphäre und ich ließ meine Fantasie spielen. Ich sah Engelsgestalten, die langsam durch die Luft zum Altar schwebten und dachte mir: Eine Geschichte mit Engeln muss her.
Tags drauf begann ich, die 32 Seiten umfassende Kurzgeschichte „Tag der Offenbarung“ zu schreiben. Ihr folgte ein halbes Jahr später mit 67 Seiten die Fortsetzung „Der Herr wird wiederkommen“ – beide Kurzgeschichten schrieb ich dann komplett neu zum heute existierenden Roman um.

CK: Letztes Jahr (2003) gab es dann für Kay-Fans weiteres Lesefutter – Ikarus, Caine, der dunkle Prophet aus dem Basilisk Verlag, weitere DUST Romane, bei Mohlberg erschienen in der Sirius Heftserie zwei Romane – wie schaffst Du die ganze Arbeit nach dem Alltags-Job?

MK: Wie ich vorhin schon erwähnte, habe ich mir seit einigen Jahren angewöhnt, meine Schreiberei nicht nach, sondern zwischen dem Alltags-Job zu schaffen. In der Mittagspause darf mich niemand stören. Ich öffne mein Dokument, hole meine Brote und die kalt gestellte Cola hervor, setze mir Kopfhörer auf, breite den Schreibtisch mit Notizen, Landkarten, Rechercheausdrucken und Stadtplänen aus und hämmere 45 Minuten lang kontinuierlich in die Tasten.
Bevor ich mich zu Terminveröffentlichungen verpflichtete, habe ich in meinen Mittagspausen gelesen. Jetzt tue ich quasi nichts anderes, nur dass ich meinen Lesestoff selbst tippe.
Ich bin inzwischen allerdings dazu übergegangen, teilweise Romane auf Band zu sprechen. Da ich zurzeit sehr viel mit dem Auto unterwegs bin, wollte ich die Zeit nicht mit Musikhören und Staugenerve vergeuden, sondern nahm mir spaßeshalber ein Diktiergerät mit und sprach meine erste Viertelstunde auf Microkassette. Das klappt mittlerweile so gut, dass ich meinen kompletten Roman „Welt im Trichter“ aus der Reihe Rex Corda Nova (Mohlberg Verlag) als Audioscript diktiere.

CK: Lohnt sich der Aufwand finanziell – oder ist das mehr Passion als Profession?

MK: Du sagst es selbst: Aufwand. Bei reiner Passion hätte ich längst kürzer getreten und nicht alles an mich gerissen, was es zu schreiben gibt. Zwar reicht es nicht, meinem Arbeitgeber den Bettel vor die Füße zu werfen, aber die Schreiberei stellt auch ein sehr lukratives Zubrot dar.

CK: Dieses Jahr erfolgte dann der Wechsel von DUST aus dem kleinen Eigenverlag hin zu Atlantis. Die Romane erscheinen nochmals behutsam überarbeitet jeweils drei Titel zusammengefasst als großformatige Paperbacks – warum der Wechsel? Hast Du bei Atlantis dieselben Einwirkungsmöglichkeiten auf die Gestaltung der Bände, wie im Eigenverlag?

MK: DUST hätte von Anfang an im Paperback erscheinen können. Als sich bei Heft 3 im Eigenverlag abzeichnete, welches Veröffentlichungspotenzial die Serie hat, war es zu spät, sie einfach in ein neues Format zu bringen. Das hätte nur die Leser verärgert. Daher beschloss ich, die Serie zumindest für einen Zyklus im Heft durchzuziehen, ehe sie in das würdigere Paperbackformat wandert.
Der Eigenverlag hat immer den Nachteil, dass man einem nachsagt, man wäre nicht gut genug für andere Verlage und daher gezwungen selbst zu verlegen. Außerdem war KayDesign zu unbekannt, um auch einer Produktion im Paperbackformat standzuhalten – wie gesagt, produzierten wir die Hefte damals mit einem minimalen Kostenaufwand. Das Paperback hätte aber bedeutet, sich mit einer Druckerei in Verbindung zu setzen und das finanzielle Risiko, auf den Bänden sitzen zu bleiben, war zu hoch.
Da ich bereits für den Atlantis Verlag schrieb, dieser auch „Tag der Offenbarung“ von mir veröffentlicht hatte und sein Chef, Guido Latz, immer offen für neue Ideen ist und den Markt und das Potenzial einer Serie erkennt, wandte ich mich an ihn. Zu der Zeit gab es allerdings zwei weitere Verlage als Bewerber, die DUST im Paperbackformat veröffentlichen wollten. Das war für mich ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg mit der Serie war.
Die Konzeption der Romane im Atlantis Verlag bleibt bei mir, über die Gestaltung stimme ich mich direkt mit dem Verlag ab.

CK: Auf Deiner Homepage (www.martin-kay.de) ist nachzulesen, dass Du zwischenzeitlich bei weiteren Reihen mitschreibst – Du scheinst ein gefragter Autor zu sein – Rex Corda (Mohlberg Verlag), TITAN (Blitz Verlag) und Dein Einstieg bei Professor Zamorra. zusammen mit Altmeister (WKG wird mir Asmodi auf den Hals hetzten für die Bezeichnung) W. K. Giesa hast Du Deinen ersten großen Profi-Heftroman verfasst – wie kamst Du zum PZ Team dazu, hat Dich der Verlag angesprochen, oder hast Du Dich dort beworben?

MK: Der Verlag hat hier ausnahmsweise einmal nichts mit zu tun. Ich lernte Werner K. Giesa 1999 auf dem Trinity Con in Dortmund bei einer Diskussionsrunde des Zaubermond Verlags kennen. Er kannte meine Dämonenkiller Bücher und wir standen seit meiner Veröffentlichung des ersten Ikarus-Romans in lockerem E-Mail-Kontakt. Werner schätzte meinen Schreibstil bei Ikarus und DUST. Über ihn kam der Kontakt zu zwei Verlagen zustande – für den einen schrieb ich einen Roman, das andere Projekt kam damals dann nicht zum Tragen.
Anfang 2002 erzählte mir Werner von der Idee, einen Professor Zamorra Roman in Dortmund spielen zu lassen. Da er einen Teil der Dialoge im Dialekt darstellen wollte, fragte er mich, ob ich als Dortmunder die Dialekte anschließend Korrektur lesen könnte. Ich sagte sofort zu. Im April 2002, auf dem damaligen Marburg Con bot er mir an, den Roman mit ihm gemeinsam zu schreiben. Das war mir natürlich eine Ehre – einen Zamorra und dann noch gemeinsam verfasst mit, wie du schon sagst, Altmeister W.K. Giesa.
Dass wir zwei Jahre für den Roman benötigen würden, hätte ich damals nicht gedacht – aber es kam einiges dazwischen und ausnahmsweise hatten wir bei diesem Werk keine Terminhetze.

CK: Wenden wir uns Deinem neuen Kind zu – Vampir Gothic. Wie kam es zu der Serie, hat Dir die Figur schon länger im Hinterkopf herumgespukt, was war der Auslöser, daraus eine Vampir-Serie zu machen?

MK: Die Sache geistert ja schon durch einige Interviews und Foren, aber ich führe das gerne noch einmal auf. Nein, ich hatte zu keiner Zeit beabsichtigt, eine Vampirserie zu schreiben – im Gegenteil, ich war zwei Wochen vor dem Entschluss sogar noch der Meinung, dass bereits alles über Vampire geschrieben worden war, was es zu schreiben gibt.
Dennoch darf man nicht verhehlen, dass die Vampirthematik immer noch aktuell ist und offenbar im Unterhaltungsbereich keinen Rost ansetzt.
Wie kam es also zu der Serie? Ursprünglich plante die Romantruhe eine Fortführung der bei Zaubermond eingestellten Reihe „Das Volk der Nacht“. Mein Name stand als Co-Autor auf der Liste, doch letztendlich kamen Rechte- und Lizenzinhaber nicht mit dem Verlag auf einen gemeinsamen Nenner. Die Romantruhe hatte jedoch schon Vorarbeit für das Projekt geleistet, einen Titel für die Serie ersonnen und sich diesen schützen lassen. Da die Ankündigung über eine Fortsetzung auch schon durch diverse Newsmagazine im Internet schwirrte, wollte man in jedem Fall eine Serie bringen und nicht einfach die Flinte ins Korn werfen.
Die Romantruhe fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, an einer neuen Vampirserie mitzuschreiben, bzw. ob ich vielleicht sogar eigene Ideen für ein neues Konzept hätte. Die Vorgabe war dabei: Neu, aber doch im Flair der ursprünglichen Serie, um auf der Wellenlänge der bisherigen Fans zu liegen.
Das war echt eine Herausforderung, wenn man zwei Wochen zuvor noch behauptet hatte, über Vampire wäre alles geschrieben worden, was man schreiben könne. Ich setzte mich daran, einen neuen Serienkosmos zu erstellen, Charaktere einzusetzen und die Handlung zu konzipieren. Das alles schickte ich der Romantruhe und hielt zwei Tage darauf ein Go! für die Serie.

CK: Was möchtest Du bei VG (vgl. hierzu auch die Internetseite www.vampir-gothic.de) anders machen, als z.B. Vampira – wo möchtest Du andere Schwerpunkte setzen, was kann der interessierte Leser von der neuen Reihe inhaltlich erwarten?

MK: Andere Schwerpunkte liegen in erster Linie auf dem Serienbackground. Die Vampire komplett neu erfinden konnten wir nicht, aber ihr Wesen, ihre Herkunft neu gestalten, das war drin. Dieser Serienkosmos bestimmt natürlich auch die Handlung, die gänzlich neu sein wird. Bei Vampira sah sich der Leser mit einer sehr einsamen Heldin konfrontiert. Zwar hatte man ihr anfangs zwei Sidekicks an die Seite gestellt, diese aber rasch abserviert. Die Protagonistenliste bei Vampir Gothic soll sich nicht wie ein Telefonbuch lesen, ist aber von Anfang an etwas umfangreicher eingeplant.
Bei der Planung der Handlungsschauplätze, habe ich erst einmal einen Bereich ausgesucht, der nicht in jedem Roman zu finden ist. Die Geschichte von Vampir Gothic führt uns sowohl nach Deutschland, dann in die Regionen des hohen Nordens nach Skandinavien, hinüber nach Island, aber auch in für Vampirromane klassische Gefilde, wie Rumänien und England.
Da die Reihe direkt für eine Veröffentlichung in Buchform geplant ist, fallen die für Heftromane typischen Kurzepisoden über Einmalcharaktere heraus. Wir konzentrieren uns bei Vampir Gothic auf die Protagonisten und auf deren Perspektiven. Es wird auch keine Füllromane geben – die Serie ist kontinuierlich durchkonzipiert und wird Zyklencharakter haben. Wir haben uns allerdings etwas einfallen lassen, damit auch Leser ohne Kenntnis des jeweiligen Vorbandes in die Story eintauchen können.
Was erwartet den Leser? Spannung, Mystik, Rätsel, Erotik ... Action? Ja auch Action, dafür steht schließlich mein Name – allerdings deutlich weniger als in meinen anderen Romanen. Und wichtig: Wer tot ist, ist tot! Bei Vampira sind oft tot geglaubte Charaktere später wieder auferstanden, sei es nun Landru, der Erzschurke oder auch die Sidekicks der Heldin. Dies wird es bei Vampir Gothic nicht geben.
Und ich bin kein Freund davon, interessanten Charakteren allzu schnell das Licht auszupusten. Wenn sie nichts mehr hergeben, nun gut, aber solange sie noch Potenzial haben und die Leser sie haben wollen, dann bleiben sie auch an Bord.
Es ist schwierig, etwas über den Inhalt zu verraten, ohne direkt zuviel preiszugeben, denn die Geschichte des ersten Bandes beginnt gleich mit einem Rätsel.
Es wird in jedem Fall um die Vampirin Alena gehen, die ohne Erinnerungen in Deutschland erwacht und von einem mysteriösen Fremden den Auftrag erhält, sich nach Rumänien zu begeben, um sich dort ihrem Schicksal zu stellen. In dem jungen Unternehmensberater Elmar Fuchs findet sie einen unfreiwilligen Verbündeten. Gleichzeitig wird ein alter Geheimbund, ein Überbleibsel der heiligen Inquisition auf Alena aufmerksam und beginnt sie zu jagen. Der Tempel einer nordischen Gottheit auf Island scheint ein wichtiges Relikt aus Alenas Vergangenheit zu sein, an die sie sich erst nach und nach erinnern kann.

CK: Wie weit sind die Vorarbeiten gediehen – inwiefern hast Du für den ersten Zyklus bereits ein grobes Exposee fertig?

MK: Ich habe grob die ersten drei Zyklen geplant. Der erste umfasst die Bücher 1 – 3 und handelt von Alenas Suche nach sich selbst und der Erfüllung ihres Schicksals. Der zweite Zyklus wird sich über die Bücher 4 – 7 erstrecken, der dritte die Bände 8 – 10 behandeln. Hier kann ich über den Inhalt noch nichts sagen, weil ich zu weit vorgreifen und den Lesern den Spaß nehmen würde.

CK: Werden neben Dir auch andere Autoren an VG mitarbeiten? Auf wie viele Bände habt ihr die Reihe zunächst einmal ausgelegt?

MK: Zunächst einmal schreibe ich Vampir Gothic allein. Ich habe jedoch drei andere Autoren, die ich sehr schätze, auf eine eventuelle Mitarbeit angesprochen, wenn der Verlag damit einverstanden ist. Aber hier ist noch nichts festgelegt.
Die Serie ist auf keine bestimmte Anzahl an Bänden festgelegt.

CK: Wie ist das für Dich, selbst zu bestimmen, wo es lang geht, anderen Autoren vorzuarbeiten, ein großes Exposé zu entwerfen – eine Herausforderung?

MK: Die große Herausforderung bestand erst einmal darin, eine komplett neue Serie zu konzipieren. Mit Ausnahme von DUST bin ich bisher immer in bestehende Serien eingestiegen. Das Bestimmen, wo es lang geht, bereitet mir keinerlei Probleme. Ich war beim Schreiben schon immer sehr eigenwillig und habe Exposés nach meinem Gusto ausgelegt. Auch bei der Serie Caine habe ich die von Patrick Grieser erstellten Exposés eher als Rahmen angesehen, wohin der jeweilige Roman führen sollte. Daraus entwickelten sich aber so viele neue, eigene Ideen, dass ich die Handlung des siebten Romans komplett selbst bestimmen durfte. Auch für Caine Band 8, den ich gemeinsam mit Alessandra Mancinelli verfasse, haben wir genügend Freiheiten und auch Ideen, um der Serie eine neue Richtung zu geben.

CK: Als Insider, der bei vielen Projekten mitarbeitet die unumgängliche Frage – erscheint nicht zu viel auf einem begrenzten Markt – wird VG angesichts der vielen Konkurrenz sich durchsetzen können, sind doch die Geldbeutel der Fans ziemlich leer?

MK: Die Einstellung von „Das Volk der Nacht“ bei Zaubermond hat eine Lücke hinterlassen, die gestopft werden will. Mit neuen Ideen, frischen und interessanten Protagonisten und der Mischung aus Spannung, Mysterien und einem dichten Handlungsbogen, hat Vampir Gothic eine sehr gute Chance, sich am Markt zu etablieren und zu wachsen. Mit der Romantruhe befindet sich die Serie in guten Händen eines Verlages, der innovative Marketingstrategien einsetzt, um Vampir Gothic eben über den begrenzten Markt hinaus bekannt zu machen. Es gibt viele Ideen seitens der Romantruhe, die mich schlichtweg begeistert haben. Wenn ein Teil davon verwirklicht wird, wird es auch einen Insider wie dich vom Hocker hauen. ;-)

CK: Vielen Dank, dass Du uns Rede und Antwort gestanden hast. Wir wünschen Dir viel Erfolg für Deine schriftstellerische Karriere.

MK: Danke für deine Wünsche und deine Fragen, Carsten!





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