Im Gespräch mit: Michales Warwick Joy
Datum: Wednesday, 02.May. @ 18:19:53 CEST
Thema: Interview


2005 kündigte der Basilisk Verlag die Veröffentlichung des Fantasy-Romans „Season of Peril“ des US-Amerikaners Michales Warwick Joy an. 2006 meldete Phantastik-News.de, dass der Roman von Basilisk zu Atlantis wechseln würde. Vor wenigen Wochen nun ist der Roman unter dem Titel „Die Verschlossene Stadt“ als deutsche Erstveröffentlichung erschienen. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat sich mit dem Autor unterhalten.

Hallo Michales. Nachdem gerade im Atlantis Verlag Dein erster Roman auf Deutsch erschienen ist interessiert Deine Leser natürlich, wer sich hinter dem Namen Michales Warwick Joy verbirgt. Könntest Du uns ein wenig von Dir erzählen?

Hallo, Nun, ich lebe in Oklahoma in einem kleinen Haus, das sich an die Seite eines bewaldeten Hügels schmiegt. Hier genieße ich zusammen mit meiner Frau Kelly und unserem Sohn Balin die Natur. Daneben widme ich natürlich dem Schreiben, lese viel, bin im Netz unterwegs. spiele Ego-Shooter, jogge und klimpere ein wenig auf der Gitarre herum.

„Season of Peril“ – „Die Verschlossene Stadt“ ist wie erwähnt das erste Buch von Dir, das den Weg über den großen Teich in deutsche Buchhandlungen gefunden hat. Wie kam es zum Kontakt mit dem Atlantis Verlag?

David Deen, der das phantastische Covermotiv zum Buch schuf, hatte bereits Kontakt mit dem Basilisk Verlag. Durch seine und die Vermittlung von Basilisk erschien der Roman dann schließlich bei Atlantis.

Das Buch ist weit davon entfernt uns die übliche tolkienesque Fantasy mit einem jungen Helden der auszieht der Welt zu retten zu präsentieren. Ist hier Deiner Meinung nach die Luft raus, aus den ständig ähnlichen Szenarien, den austauschbaren Plots?

Ich wollte ganz einfach meine ganz eigene Geschichte erzählen. Ich glaube, dass das dramatische Schicksal eines einzelnen Mannes mindestens genauso interessant und packend für den Leser sein kann, wie die ständig sich wiederholenden Weltenrettungen. Mein Buch erzählt von einem Mann, dessen Schicksal es ist, eine große, ja fast erdrückende Last auf seine Schultern gelegt zu bekommen. Aufgrund seiner Dickköpfigkeit und seinem Ehrgefühl stiehlt er sich eben nicht aus der Verantwortung, auch wenn dies die einfachere Lösung für ihn wäre. Margar hat ganz normale Sorgen. Er hasst seinen Job, er liebt seine Frau, kappelt sich mit seinem Bruder, verheimlich einige dunkle Geheimnisse vor seiner Familie und versucht so gut wie möglich durchzukommen. Dann aber verdoppeln sich seine Probleme und er muss nicht nur um sein Leben, sondern auch um das seiner Lieben fürchten. Ich wollte aufzeigen, wie ein normaler Mann versucht, dies alles unter einen Hut zu bringen, und trotz allem sich selbst treu zu bleiben.

Margar ist ja nicht der übliche junge, kraftstrotzende Held mit den ihn unterstützenden Freunden. Warum hast Du Dich ganz bewusst für einen älteren Protagonisten entschieden? Ist eine solch gestandene Person für Dich als Autor nicht auch interessanter?

Margar ist sicher viel kantiger und damit interessanter, als der Held aus der Retorte. Er hat ein wenig Kraft und Elan eingebüßt, hat aber durch die ihn prägende Geschichte viel an Erfahrung und Weisheit gewonnen. Er ist nicht nur clever, sondern auch verschlagen und damit gefährlich für seine Gegner. Ein junger Held hätte den Kampf gegen die Monster vermutlich voller Elan aufgenommen. Ich wollte aber einen Helden, der lieber gemütlich zu Hause geblieben wäre, der aber seine Pflicht anerkennt und dann hartnäckig am Ball bleibt.

Die verschlossene Stadt erinnerte mich ein wenig an die Situation Berlins während des kalten Krieges. Umschlossen von einer feindlichen Macht, die Grenzen dicht, auf sich selbst konzentriert. Warst Du schon einem in Berlin?

Ja, das kommt hin, obwohl ich selbst leider noch nie Deutschland besucht habe.

Nachdem der Boden der verschlossenen Stadt bebaut ist, bleibt den Bewohnern zur Expansion nur ein Weg - sie bauen in die Höhe. Das erinnerte mich ein wenig an Südost- Asien. In Hongkong gibt es Stadtteile, deren Erdgeschosse das Tageslicht kaum einmal sehen, so hoch sind die sie umgebenden Gebäude hochgezogen.

Ich wollte ganz bewusst eine Umgebung schaffen, die klaustrophobisch, dreckig wirken sollte. Man sollte auch als Leser spüren, dass die Bewohner förmlich von der Last der Gebäude erdrückt werden, obwohl sie dieses Gefühl unterdrücken und verdrängen. Die Stadt sollte ein steinerner Dschungel sein, ein Ort, in dem die Monster auf die Jagd gehen können, in deren verwinkelten Gassen sich selbst die Bewohner verlaufen. Tatsächlich gibt es erstaunlich viele Städte, die auf den Ruinen anderer Städte errichtet wurden. Satt die alten Gebäude abzureißen, setztet man das neue Erdgeschoss einfach auf die Fundamente der alten Häuser. Unterhalb von New York und London, so wird gemunkelt, befinden sich alte Tunnelsysteme, die verschlossen und versiegelt im Dornröschenschlaf vor sich hin modern. Eigentlich eine gute Idee für einen Roman ...

Der Roman ist in zwei Teile untergliedert. Der erste Part spielt in der verschlossenen Stadt, später verlagert sich die Handlung in die Katakomben tief unter der Erde. War das so geplant, hast Du vorab gewusst wohin die Handlung Dich führen würde?

„Season of Peril“ schrieb ich in einem Rutsch durch. Ich hatte kaum Zeit irgendetwas zu planen. Der Plot stürmte förmlich von selbst voran. jede Szenen führte zu der nächsten. Erst der Wechsel des Handlungsortes brachte eine Zäsur. Es war fast, als ob ich ein anderes, ein zweites Buch schreiben würde. Die verschlossene Stadt stellte beinahe selbst einen Handlungsträger dar, mit ihrer bedrückenden Ausstrahlung. Im Gegensatz dazu stellten die gigantischen Höhlen voller Wälder und Felder eine auf den ersten Blick friedliche, ja schöne Umgebung dar, die ihre tödlichen Gefahren gut getarnt hat. Ich habe diesen Unterschied ganz bewusst eingebaut, und hoffe, dass das beim Leser auch ankommt. Normalerweise fertige ich im Vorfeld keine Exposés. Ich mache mir ein paar Notizen, zwei, drei Sätze, und dann lasse ich mich von der Handlung mitreißen. Oftmals weiß ich selbst nicht, wie es im nächsten Kapteil, ja im nächsten Absatz weitergeht.

Obwohl viel gekämpft wird im Roman, hatte ich den Eindruck, dass diese Beschreibungen eher den Pfad für die Darstellung der Welt bildeten, als dass sie Selbstzweck sind.

Ich habe versucht jeden Kampf als Mosaiksteinchen auf dem Weg zum Finale zu konzipieren. Im Vordergrund sollte nicht die Gewalt stehen, nicht das vergossene Blut, sondern der Grund für die Auseinandersetzung, und zu was für Folgen der Kampf letztlich führt. Alles sollte vorwärts führen, der Leser sollte durch die Kämpfe ebenso viel über die Welt und ihre Bewohner erfahren, wie durch die Dialoge.

Wird es ein Wiedersehen mit Margar geben, oder auf was kann der Leser sich sonst aus Deiner Feder freuen?

Die Fortsetzung ist bereits fertig. Das Buch heißt „Tvors Beast“ und ich hoffe natürlich, dass Atlantis auch Interesse an dem Titel hat. Gerade arbeite ich an einem modernen Samurai-Roman. Dann habe ich eine Sammlung mit Horror-Storys beendet, danach würde ich gerne einmal das Format eine Comics für mich ausprobieren.

Vielen Dank, dass Du uns Rede und Antwort gestanden bist. Wir wünschen Dir alles Gute.


Carsten Kuhrs Rezension zu Michales Warwick Joys „Die Verschlossene Stadt“ ist hier zu finden.





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