Im Gespräch mit: Markus Bauer & Rolf Schmidt
Datum: Tuesday, 02.January. @ 16:33:40 CET
Thema: Interview


Vor ein paar Jahren machten sich zwei Schweizer Literatur-Studenten auf, einen zu Unrecht vergessenen Autor - Paul Alfred Müller. einem breiteren Publikum wieder zugänglich zu machen. Unter den Pseudonymen Freder van Holk und Lok Myler gilt PAM, wie ihn Fans und Kritiker gleichermaßen nennen, als einer der bedeutendsten Unterhaltungsschriftsteller des 20 Jahrhunderts . Seine Serien „Sun Koh“, „Jan Mayen“ und „Rah Norten“ begleiteten und unterhielten Generationen von Lesern, schufen die Grundlagen, auf die die deutschsprachige Nachkriegs-SF aufbaute. Als erster Band des SSI Verlages erschien 2003 ein zusammen mit Heinz J. Galle verfasstest umfangreiches Sekundärwerk zu PAM, das uns den Menschen ebenso wie den Autor näher brachte, und inzwischen zurecht als Standardwerk auch in Universitätsbibliotheken Einzug gehalten hat. Vorletztes Jahr nun begann die kritische Neu- und Erstveröffentlichung der bedeutendsten Serie aus seiner Feder, „Sun Koh“. In 31 Bänden werden sämtliche bekannten Textvariationen vorgestellt, wobei sehr eindrucksvoll und entlarvend die Zensur der Reichsschrifttumskammer dokumentiert wird. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr sprach mit den beiden engagierten Machern hinter SSI.

Hallo, könnte ihr Euch unseren Lesern vielleicht einmal ganz kurz vorstellen?

MB: Hallo, ich bin Markus Bauer.

RS: Und ich Rolf Schmidt.

MB: Seit Herbst sind wir wegen „Sun Koh“ tatsächlich wieder zurück an der Uni, doch als wir mit den Büchern begannen, hätten wir nicht grad drauf getippt, dass wir unser seit '93 unterbrochenes Studium je wieder aufnehmen würden.

RS: Zwar waren wir uns seinerzeit im Deutschen Seminar der Uni zum ersten Mal begegnet (in einem Seminar zum Thema „Dichtung und Droge“), hatten das Germanistikstudium aber nach einer Weile an den Nagel gehängt.

MB: Ich hatte z.B. keine Lust mehr, mich dauernd in der Einleitung dafür entschuldigen zu müssen, wenn ich lieber über Paul Leppin oder Stanislaw Przybyszewski oder sonstige Autoren schrieb, die nicht in der seminareigenen Liste der einzig wahren Literatur aufgeführt sind, geschweige denn ihre Bücher im weiteren Verlauf der Arbeit ständig runterzumachen, obwohl ich sie sehr schätze.

RS: Zu diesem Zeitpunkt hatten wir unter wechselnden Pseudonymen diverse musikalische und subliterarische Projekte am Laufen und tingelten damit in halb Europa. Mit der Beteiligung am gut 20minütigen satirischen Splatter-Film „Blutgeil“ ( über Polizisten und Hausbesetzer) wurde es '93 insofern ziemlich ernst, dass Polizei und Staatsanwaltschaft damit den Pilotprozess für ein neues Schweizer Gesetz über „Gewaltdarstellung“ durch möglichst viele Instanzen durchspielten. Plötzlich hatten wir für Uni und diverse andere Projekte keine Zeit mehr.

MB: Zuletzt mussten wir alle fast ein Jahrzehnt lang Bußen abstottern; ich verbrachte schließlich 2000 wegen dem Film sogar einen hochgradig ungesunden Monat im berüchtigten Zürcher Flughafengefängnis. Damals hatten wir begonnen, Teile unserer Archive, Texte & mp3s auf http://www.ssi-media.com auf das Netz zu legen -- prompt hagelte es weitere Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit praktisch allen dort verlinkten Homepages ...

RS: Nun gibt so was (nebst den üblichen Verschleißerscheinungen) ja immer auch schön Gratis-Werbung. Bloß nützt die einem nichts, wenn alle potentiellen Verkaufsobjekte beschlagnahmt sind.

MB: Im Gegensatz zu Bild- und Tondarstellungen gilt in der Schweiz für das gedruckte Wort im Vergleich schon beinah so was wie Freiheit der Kunst. So war der Gedanke an eine mindestens teilweise Verlagerung der Aktivitäten auf diesen Sektor nahe liegend. Zunächst fassten wir ungedruckte Helden unserer Studienzeit in die Augen, aus praktischen Gründen machte dann das Sachbuch über den Atlantis-Erben das Rennen, gefolgt vom 1. Band der „Sun Koh“-Gesamtausgabe.

Wie kamt ihr darauf, euch weg von den Klassikern, die an der Universität besprochen werden, in die Niederungen der Trivialliteratur zu begeben, und wie kamt ihr dann ausgerechnet auf PAM?

MB: Wie wohl die meisten unserer Generation hatten wir uns schon in zartem Alter gerne Schundromane und Comics reingezogen, aber immer unter chronischem Taschengeldmangel gelitten. Als wir Ende 90er etwas weniger auf Tour waren und ich deshalb ein paar Fränkli und auch etwas mehr Zeit als sonst zur Verfügung hatte, konnte ich dank vergleichsweise günstiger Bezugsquellen ein paar Lücken schließen und einige Serien oder Teile erstmals vollständig lesen. Anhand von Karl May hab ich dann zum ersten Mal mitgekriegt, dass die Ur-Texte ungleich packender sein können als die verstümmelten, glattgespülten späteren Ausgaben. Auf P. A. Müller und „Sun Koh“ waren wir schließlich gekommen via K.H. Scheer und den Universum-Erben, als wir uns für deren Wurzeln zu interessieren begannen und so erstmals die originale Vorkriegsserie verschlangen.

RS: Gerne hätten wir damals auch mal das alte „Sun Koh“-Sachbuch von Heinz Galle aus dem Jahre 1983 gehabt, doch es war unmöglich irgendwo eins zu kriegen. Matthias Schalow, der Berliner Antiquar und Begründer des Romanpreiskataloges, ließ uns dann freundlicherweise sein Exemplar kopieren und sagte dabei den inzwischen legendären Satz „Dieses Buch sollte wer mal wieder auflegen". Was wir schließlich taten.

MB: Ich hatte seinerzeit die ersten vier der „Sun Koh“-Taschenbücher bei Pabel gelesen, darauf aber beschlossen, mein Taschengeld künftig lieber für mitreißenderen Stoff zu verjubeln. Als ich 20 Jahre später die Vorkriegsserie las, schnallte ich überhaupt erst, worum's da eigentlich geht.

RS: Mir hatte die Uni die Freude am Lesen ziemlich gründlich verdorben; mit den „Sun Koh“-Geschichten von Müller kam sie dann zum ersten Mal wieder auf. Zudem ermöglichen die Originaltexte einen spannenden Einblick in die 30er Jahre, auch durch die zensurtechnischen Veränderungen sowohl in den Nachauflagen der ersten 47 Hefte wie auch am ursprünglichen Serienkonzept, als sich die NS-Vorzensur schließlich durchsetzte.

MB: Da sich praktisch alle Nachkriegs-SF-Serien mehr oder weniger direkt auf „Sun Koh“ beziehen und Müller seinerseits wiederum eine Menge weiterverarbeitet hatte, das er in seiner Jugend las, eröffnet sich vom Atlantis-Erben aus auch ein interessanter Ausblick auf nahezu das gesamte deutschsprachige Genre.

RS: Weiter hatte PAM, der als Gewerbelehrer ein gewisses Grundverständnis für technische Vorgänge mitbrachte, in seinen Werken zahllose real existierende technische Entwicklungen und Projekte extrapoliert und eingebaut. Außerdem rieb er sich Zeit Lebens gern an orthodoxen Weltbildern und befasste sich in seinen Romanen mit recht schrägen Theorien von Atlantis und außerirdischen Göttern bei „Sun Koh“ bis zur Hohlwelt-Theorie in späteren Werken.

Wie kam es zum Kontakt mit Heinz J. Galle, und wann - und fast noch wichtiger warum- habt ihr entscheiden noch vor dem Start der Neuauflage „Sun Kohs“ zunächst einen Sekundärband zu publizieren?

MB: Via Gustav Gaisbauer vom Ersten Deutschen Fantasy Club e.V. kamen wir mit Heinz J. Galle in Kontakt, der dort innerhalb des Clubzines „Fantasia“ zwei Bücher publiziert hatte, die dann auch als Sonderdrucke nochmals aufgelegt wurden. Wie sich herausstellte, hatte Heinz auch - zu Beginn noch zusammen mit Erika Müller-Straßer - die Rechte an Müllers Werken inne, und verfügte über Teile von Müllers Nachlass. Wir überzeugten ihn, die Sache sorgfältig anzugehen, von Anfang an langfristig ein breiteres Publikum anzupeilen. Bewusst haben wir deshalb auch zunächst das Sachbuch herausgebracht, von dem ich schließlich einen Drittel schrieb.

Ihr habt diverse Interviews mit Zeitzeugen und auch der Ehefrau von PAM ausführlich gesprochen. War es schwierig hier Kontakte herzustellen, von den Zeitzeugen weilen ja altersbedingt nicht mehr zu viele unter uns?

RS: Es war und ist uns wichtig, nicht nur die Romantexte selbst, sondern auch die Geschichten drum herum zu erfahren und zugänglich zu machen. Nachdem Heinz Galle u.a. keine Lust hatte, für das Sachbuch noch ausführliche Interviews zu führen und zu transkribieren, war uns klar, dass wir wohl oder übel nicht drum rumkommen würden selber eine aktivere Rolle zu übernehmen.

MB: Da Heinz Galle mit den meisten Zeitzeugen schon Kontakt hatte, war es nicht schwer die Telefonnummern von Müllers Witwe Erika Müller und seinem langjährigen Weggefährten Helmut K. Schmidt zu erhalten. Auch wenn Frau Müller unserem Mini-Verlag (sowie unserem bescheidenen Fahrzeug) gegenüber bis zuletzt skeptisch blieb, erzählte sie uns doch eine ganze Menge von Anekdoten aus erster Hand, die uns PAM auch als Mensch näher brachten.

RS: Auch die von ihr für das Sachbuch zur Verfügung gestellten Fotos trugen viel dazu bei. Leider erlebte sie den ersten Band der Gesamtausgabe nicht mehr, auch wenn sie sich über die Offenlegung von Müllers Vorbildern und „Materiallieferanten“ (wie er selber es nannte) im kritischen Anhang wohl kaum gefreut hätte.

Wie habt Ihr zum Beispiel den eben erwähnten Ive Steen erlebt?

MB: Helmut K. Schmidt alias Ive Steen hatte uns beim Sachbuch und auch später mit bereitwillig erteilten Auskünften, wichtigen Anregungen und nicht zuletzt durch großzügige Überlassung vieler Archivbestände gewaltig geholfen . Obwohl seine eigene Schriftstellerkarriere alles andere als gradlinig verlaufen war, u.a. hatte er seinerzeit ja noch über 40 „Rah Norten“-Fortsetzungen verfasst, die nie veröffentlicht wurden und heute verschollen sind.

RS: Inzwischen haben wir alle seine noch vorhandenen Geschichten um den Eroberer des Weltalls aus dem Jahre 1949 wieder aufgelegt, gefolgt von einem unveröffentlichten „Mark Powers“-Original-Manuskript „Höllenbrut“ das dem Verlag seinerzeit zu heiß war. Weiteres ist in Vorbereitung.

MB: Im Rahmen des laufenden Seminars über Müller war H. K. Schmidt neulich auch in Zürich zu Gast, wobei wir an der Universität und anlässlich d er Buchpremiere von „Mark Powers“ und der 3. “Rah Norten“-Staffel weitere Interviews mit ihm aufzeichneten.

In Fankreisen wurde schon gemunkelt, dass die „Sun Koh“-Neuausgabe nie erscheinen würde, nun endlich liegt der erste Band vor. Warum dauerte es so lange, und warum habt ihr euch gegen eine „Sun Koh“-„Light“-Ausgabe entschieden, die rein den Text dem Leser wieder zugänglich gemacht hätte, und legt statt dessen sämtliche Textvariationen kritisch gewürdigt auf?

MB: Natürlich hätte sich nach dem nicht unbekannten Muster „mit möglichst wenig Aufwand rasch die Altfans abkassieren“ kurzfristig bescheidene Gewinne realisieren lassen, doch wie gesagt finden wir, die Serie hätte ein zumindest etwas breiteres Publikum verdient.

RS: Obwohl sich die Romane allein auch heute noch locker lesen, ist das Lesevergnügen größer, wenn man einige Hintergrundinformationen mitgeliefert bekommt. Stets schielten wir nebst auf die PR-Fans auch auf die Universitäten als weitere potenzielle Abnehmer, was wiederum die Ansprüche in die Höhe schraubt. Trotzdem, wenn wir nebst den Hardcore-Sammlern nur schon jede zweite relevante Bibliothek im Abonnement beliefern könnten, plus jedes Semester irgendwo ein paar Studis, hätten wir die Druckkosten jeweils schnell wieder drin.

MB: Soweit sind wir leider noch nicht, doch immerhin: Allen, die uns prophezeiten, wir würden speziell vom Sachbuch vielleicht 100, allerhöchstens 200 Exemplare an die Altfans losschlagen, haben wir längst das Gegenteil bewiesen, und erfreulicherweise kommen auch regelmäßig neue Bestellungen rein. Dass wir durch die aufwändige Vorgehensweise ständig am Anschlag unserer Ressourcen sind und es unsäglich langsam geht, bis jeweils ein weiterer Band der Gesamtausgabe vorliegt, ist dabei freilich die Kehrseite. Zwar sollte es je länger desto schneller gehen. So werden ab Heft 47 die Zweitauflagen-Vergleiche entfallen, und vieles, das wir jetzt leisten müssen, z.B. Aufarbeiten von Quellen, wird uns erst später richtig nützen. Trotzdem können wir verstehen, dass es für viele nicht schnell genug vorwärts geht, was uns ja selber Leid tut. Doch da wir nebenher auch noch unseren Lebensunterhalt bestreiten müssen und sonst noch paar Dinge am Hals haben, geht es einfach nicht anders.

RS: Um etwas Werbung zu machen und eventuell Feedback zu erhalten, sprach ich u.a. auch bei der hiesigen Universität im Institut für populäre Kulturen vor und präsentierte unsere bisherigen Produkte als Geschenk für die institutseigene Bibliothek. Als Dr. Ingrid Tomkowiak, die Vorsteherin sich nach einer Weile wieder bei uns meldete, schlug sie zu unserer Überraschung vor, zusammen mit ihr dieses Wintersemester ein Seminar zu „Sun Koh“ und Müller zu veranstalten.

MB: Da die Studierenden dabei Texte für die Anhänge der Gesamtausgabe verfassen und uns so einen Teil der Arbeit abnehmen, werden die kommenden Bände hoffentlich in kürzeren Abständen erscheinen.

RS: Zudem bot sich für uns die Möglichkeit, bei Wiederaufnahme unseres alten Studiums Populäre Kulturen als erstes Nebenfach zu belegen und die Magisterarbeit dann ebenfalls dort über den Atlantis-Erben und seinen Autor zu schreiben.

MB: Also mehr oder weniger das, was wir mit den Anhängen eh schon vorhaben. So kam es, dass zur Abwechslung mal wir die Gehijackten sind.

Es kursiert ein Manuskriptentwurf aus Feder PAMs - „Kim Roy“ - wie sieht es hier mit einer Erstveröffentlichung aus? Welcher Autor wäre geeignet nach den Notizen die Romane zu schreiben?

MB: Ein weiteres Projekt in der Pipeline. Zur Zeit ist H. K. Schmidt daran, Band 3 zu vollenden. Bevor es aber soweit ist, werden wir nebst weiteren „Sun Koh“-Bänden noch P. A. Müllers bisher unveröffentlichten SF-Roman um die Mesonenbombe herausbringen, ein ziemlicher Knaller, der seinerzeit aus nahe liegenden Gründen von allen Verlagen abgelehnt wurde.

Gegenwärtig ist der erwähnte Neudruck der „Rah Norten“-Reihe bei SSI im Gange, bald soll die Serie vollständig vorliegen. Im Gegensatz zu anderen Verlegern bezahlt ihr meines Wissens Tantiemen an die Rechteinhaber. Trotzdem werden eure Nachdrucke von „Rah Norton“ nicht teurer, als die Nachdrucke aus Österreich. Wie macht ihr das?

MB: Mittlerweile müssen wir sagen „nicht viel teurer“, aber das ist vor allen wegen der exquisiten Aufmachung und den damit verbundenen Druckpreisen.

RS: Doch abgesehen davon heißt auch bei uns das Rezept letztlich 110% Selbstausbeutung.

MB: Für die sehr sorgfältige digitale Restauration der Originalseiten und die daraus resultierende Druckqualität strich übrigens Rolf viel Lob ein. Auch H. K. Schmidt merkte an: „Besser gedruckt als die Originale!“

Es ist immer ein Problem gerade kleiner Verlage, ihre Publikationen der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Wie versucht ihr von den Lesern und Fans wahrgenommen zu werden?

MB: Einerseits machen wir soviel Fußarbeit wie wir uns leisten können, d.h. auf Cons gehen, dort unsere Bücher bewerben und auch sonst Vorträge machen über P. A. Müller, K.H. Scheer, Johnny Bruck oder andere unserer persönlichen Helden. Zudem unterhalten wir die Homepage SunKoh.de und verticken die Bücher auch über Amazon.de (obwohl uns über Direktbesteller natürlich noch mehr freuen, Wink-mit-dem-Zaunpfahl ... ;-).

RS: Tja, und wenn wir dann irgendwann mal richtig Werbung brauchen, machen wir einfach wieder mal einen Film, eine Homepage über Polizeiübergriffe oder sonst was in die Richtung ...

Auf eurer sehr schön gestalteten Internetseite ist auch vermerkt, dass ihr einen zweiten, fast vergessenen Autor, wieder publizieren möchtet - Paul Leppin. Könnte ihr unseren Lesern hierzu ein wenig etwas erzählen?

MB: Der u.a. von den Nazis seinerzeit als „dekadent“ und „undeutsch“ verunglimpfte Prager Dichter hat einige der packendsten Dinge geschrieben, die wir kennen . Ihm, der z.B. Meyrink erst zum Schreiben inspirierte, und den kommenden Büchern ist die Homepage www.Paul-Leppin.net gewidmet.

RS: Leppin, der Völkerverständigung und interkulturellen Dialog in der Dreikulturenstadt Prag (Tschechen, Deutsche und Juden) stets thematisierte und auch praktisch vorlebte, erhielt zum Dank nicht erst von den Nazis Publikationsverbot und konnte in den letzten 27 Jahren seines Lebens keinen einzigen Roman mehr veröffentlichen.

MB: Obwohl Katholik, wurde er schon Jahrzehnte vor 1933 in vielen Besprechungen und Literaturlexika als Jude aufgeführt und entsprechend niedergemacht.

RS: Gesundheitlich angeschlagen, wurde Leppin nach dem „Einmarsch“ in Prag umgehend inhaftiert, erholte sich nie mehr davon und starb schließlich unmittelbar vor Kriegsende. Dass er von der germanistischen Zunft und auch sonst bis auf den heutigen Tag nie wirklich rehabilitiert und gewürdigt wurde, ist schlicht ein Skandal.

MB: Wie gesagt wollten wir unsere verlegerische Karriere ursprünglich mit Leppin starten, genauer gesagt mit der Neuherausgabe der Urfassung unseres Lieblingsromans „Daniel Jesus“, was sich aus verschiedenen Gründen aber nicht ergab. Mittlerweile sind wir u.a. zusammen mit Prof. Dierk O. Hoffmann aus New York, weltweit DER unumstrittene Leppin-Experte, daran eine 5-bändige Werkausgabe herauszugeben, darunter viele Texte als Erstveröffentlichung. Da das Buch grafisch aufwändig gestaltet sein wird (auf bzw. auch „hinter“ JEDER Seite eine Illustration u.a. v on H. R. Giger, Hugo Steiner-Prag, Richard Teschner sowie zeitgenössische Fotos), ist das Projekt diesbezüglich noch größenwahnsinniger und arbeitsintensiver und zieht sich nun auch schon entsprechend lange hin.

RS: Nächsten Frühling wird nun der erste Band „13 Kapitel Liebe aus der Hölle“ endlich spruchreif sein, ebenso ein kommentierter photomechanischer Nachdruck seines letzten zu Lebzeiten veröffentlichten Romans „Hüter der Freude“.

Wir wünschen Euch bei Euren ambitionierten Projekten viel Glück!

MB und RS: Danke, können wir gebrauchen!





Dieser Artikel kommt von Phantastik-News
http://www.phantastik-news.de

Die URL für diesen Artikel ist:
http://www.phantastik-news.de/modules.php?name=News&file=article&sid=2569