Im Gespräch mit: Christoph Hardebusch
Datum: Thursday, 23.March. @ 20:34:19 CET
Thema: Interview


Christoph Hardebusch wurde 1974 in Lüdenscheid/Sauerland geboren. Nach dem Abitur und dem Studium (zunächst BWL, dann Anglistik, Germanistik und Geschichte in Marburg) arbeitete er seitdem als Texter in der Werbebranche. In seiner Freizeit widmet er sich Fantasy-(Rollen)spielen und geht seiner Vorliebe für Literatur und Musik nach. Anlässlich der Veröffentlichung seines Buchs "Die Trolle" im Heyne Verlag sprach Carsten Kuhr mit dem Autor.

Hallo Christoph. Was machst Du, wenn Du einmal nicht vor der Tastatur bzw. dem Bildschirm sitzt?

Hallo Carsten. Den größten Teil meiner Freizeit nehmen sicherlich meine beiden Hobbys Lesen und Rollenspiele ein. Dazu treibe ich ein wenig Sport, hauptsächlich Laufen, spiele Brettspiele und an den Wochenenden gehe ich auch gerne aus. Aber da ich sowohl beruflich als auch privat viel mit Computern zu tun habe, verbringe ich auch sehr viel Zeit vor Bildschirmen.

Dein Roman setzt eine ganze Reihe von Bestsellern um Völker aus Tolkiens "Herr der Ringe" fort. Nach den Orks, den Elfen und den Zwergen geht es nun also um die Truppen des Bösen. Was hat Dich an diesen Wesen fasziniert?

Faszination ist das richtige Wort, es gibt ja den Ausdruck "Faszination des Bösen". Die Trolle sind keine Menschen, sie unterliegen nicht den moralischen und ethischen Begrenzungen, die häufig den Rahmen in Fantasy-Büchern bilden. Diese Andersartigkeit zu erforschen und darzustellen, war für mich spannend und eine große Herausforderung.

Trolle kommen zwischenzeitlich in vielen aktuellen Fantasy-Romanen vor. Mal abgesehen von Terry Pratchett aber werden diese Wesen immer als tumbe, aggressive und gewaltliebende Kämpfer dargestellt. War diese negative Besetzung für Dich ein Problem, bestimmt sie doch die erste Erwartungshaltung der Leser? Hattest Du hier freie Hand, Dich von den Vorbildern zu lösen?

Die negative Besetzung macht für mich den eigentlichen Reiz der Trolle aus, weswegen ich damit, nach einigen Überlegungen, keine Probleme hatte. Der Verlag hat mir bei der Entwicklung der Trolle und des gesamten Buches vollständige künstlerische Freiheit gelassen. Natürlich stand man mir beratend zur Seite, wofür ich sehr dankbar bin, aber die endgültigen Entscheidungen lagen stets bei mir.

Deine Trolle sind ja auf einer durchaus positiven Mission. Um den Untergang ihrer Rasse abzuwenden geht eine kleine Gruppe von Trollen auf eine Queste - eigentlich also ein nachvollziehbarer positiver Ansatz?

Natürlich war mir daran gelegen, die Trolle nicht eindimensional und simpel darzustellen, sondern vielmehr zu differenzieren. Zudem entsteht durch den Konflikt zwischen der eigentlich ehrenhaften Mission der Trolle und ihrem "trolligen" Vorgehen und Verhalten Spannung. Gerade für die anderen Charaktere im Buch ist dieser Widerspruch immer wiederproblematisch. Außerdem ist die kleine Abenteuergruppe ein sehr Fantasy-gemäßes Thema. (lacht)

Allerdings fiel mir auf, dass Du die Geschichte nicht von einem Troll, sondern von Sten, einem Menschen erzählen lässt. Warum das?

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich meine Trolle richtig präsentieren kann. Schließlich habe ich mich dazu entschieden, sie dem Leser durch die Augen der Menschen zu zeigen. Ich denke, dass ich am Besten ihre Fremdartigkeit vermitteln kann, indem ich dem Leser eine gewisse Distanz ermögliche. Die Trolle stehen natürlich im Mittelpunkt der Geschichte, sie sind der Dreh- und Angelpunkt, aber durch die menschlichen Perspektiven konnte ich ihre Natur besser darstellen.

Du hast für Deine Geschichte nicht etwa auf eine vorgegebene Welt zurückgegriffen, sondern Deine eigene Umgebung geschaffen. Wie ausführlich hast Du im Vorfeld Dein Setting entworfen, inwieweit hast Du auch auf eine potentielle Fortsetzung gehofft, und entsprechend vorgearbeitet?

Welten erschaffen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Als Rollenspieler habe ich bereits mehr als eine Hintergrundwelt ausgearbeitet. Dieser Teil der Arbeit an "Die Trolle" hat mir dementsprechend sehr viel Spaß gemacht. Ich habe mich hauptsächlich auf das Land Wlachkis konzentriert und versucht, es möglichst detailliert auszuarbeiten, da dort der Großteil der Handlung stattfindet, wobei natürlich auch der Rest der Welt nicht unterging. Allerdings habe ich mir keine Gedanken über eine Fortsetzung gemacht, dafür hat mich die Arbeit an dem Buch zu sehr vereinnahmt. Die Welt ist für mich sehr plastisch geworden, ich denke es wäre für mich keine Schwierigkeit, weitere Geschichten vor diesem Hintergrund zu erzählen.

Deine Trolle sind sehr differenziert gezeichnet. Darüber hinaus sind sie aber erfreulicherweise auch keine Abziehbilder der anderen Rassen, sondern eine wirklich eigenständige Kreation mit eigenen Wert- und Lebensvorstellungen. Wie lässt man sich solch eine ganz andere Kultur und Lebensart einfallen, wo findet man hier Anregungen?

Anregungen finde ich häufig in der Geschichte. Neben Fiktion nehmen Sachbücher zu verschiedensten historischen Themen und Epochen sicherlich den größten Teil meiner Lesezeit in Anspruch. Was die Trolle angeht, habe ich versucht, mir zu überlegen, wie eine Kultur denkt und fühlt, die auf vollkommen anderen Werten und Traditionen fußt als zum Beispiel unsere eigene. Wie verhalten sich Wesen, deren nächtliches Leben vom Überlebenskampf geprägt ist? Welche Werte braucht eine solche Gesellschaft, um funktionieren zu können? Die Trolle haben natürlich auch positive Charakterzüge und Werte, wie zum Beispiel Loyalität. Immer wieder habe ich
mich beim Schreiben gefragt: wie reagiert ein Wesen in dieser Situation, das alles auf ein einfaches Ziel, nämlich Überleben, reduziert und dabei nicht von moralischen Fragen eingeschränkt ist?

An was arbeitest Du momentan - auf welche neuen Bücher aus Deiner Feder darf sich der Fan freuen?

Momentan habe ich mir eine kleine Auszeit vom Schreiben genommen und konzentriere mich auf meine Arbeit in der Werbebranche. Aber natürlich schwirren immer wieder Gedanken und Ideen durch meinen Kopf, die ich dann aufschreibe. Es kristallisiert sich langsam ein bestimmtes Projekt, natürlich auch wieder Fantasy, heraus, aber mehr kann ich dazu noch nicht sagen.

Vielen Dank, dass Du uns Rede und Antwort gestanden bist. Wir wünschen Dir für Deine Zukunft alles Gute!

Vielen Dank für das Interview.

Die Homepage von Christoph Hardebusch ist hier zu finden.





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