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  Interview: Im Gespräch mit: Charlaine Harris
Geschrieben am Sunday, 17.February. @ 16:09:54 CET von Guido
 
 
  Interview Die hierzulande durch die Buchreihe mit der Heldin Sookie Stockhouse bekannt gewordene Charlaine Harris lebt in Arkansas. Sie hat zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht und wurde für ihre Vampirromane mit dem begehrten Anthony Award ausgezeichnet. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr hat ein Interview mir der Autorin geführt.

Hallo Charlaine. Könntest Du und zu Beginn ein wenig von Dir erzählen? Ich habe gehört, dass Du zum zweiten Mal verheiratet bist, drei Kinder hast?

CH: Ja, ich habe zwei Söhne und eine Tochter, Beide Jungs sind aus dem Haus, aber meine Tochter, unser Nesthäkchen, lebt noch zu Hause.

Wie kamst Du zum Schreiben?

Das war wie ein Traum, der wahr wurde. Alles, was ich je in meinem Leben je wollte war Schreiben. Schon als Jugendliche begann ich damit, mir Geschichten einfallen zu lassen. Mein erstes Buch habe ich dann mit 29 veröffentlicht.

Was machst Du, wenn Du nicht vor der Tatstur sitzt - bleibt Dir Zeit für Hobbies?

Früher hatte ich mehr Zeit für mich, habe im Garten gearbeitet und Gewichte gehoben, mittlerweile komme ich leider kaum mehr dazu, da das Schreiben immer größeren Raum einnimmt. Meine Lieblingsbeschäftigung war und ist aber das Lesen.

Das bringt mich zu der Frage, welche Autoren Du bewunderst, wer Dich inspiriert hat?

Fast alles, was ich je gelesen, ja verschlungen habe hat mich berührt, hat Türen aufgestoßen und mir gezeigt, was und wie ich schreiben könnte. Zeit meines Leselebens habe ich die Krimis von Elizabeth Peters besonders bewundert, weil sie gleichzeitig lustig und spannend unterhalten.

Welche Bücher harren gerade darauf, dass Du Dir für sie Zeit nimmst?

Ich habe gerade einen Berg von fast fünfzig Büchern aufgestapelt, die ich lesen möchte. Darunter befinden sich SF-Romane, Fantasy, und einige Krimis. gerade bin ich auf den letzten Seiten von Brian Ruckleys „Winterbirth“, als nächstes Buch habe ich mir Simon Greens „The Unnatural Inquirer“ herausgelegt.

Soweit ich das recherchieren konnte, hast Du deine Schriftstellerkarriere als Krimiautorin begonnen. Mittlerweile bist Du für eine übernatürlichen Topics, insbesondere die „Sookie Stockhouse“-Titel bekannt und beliebt. Warum hast Du die Genres gewechselt?

Obwohl ich sehr stolz auf meine Kriminalromane bin, kam meine Karriere irgendwie nicht recht vom Fleck. Dazu kam, dass ich einfach auch einmal etwas Neues ausprobieren wollte, neue Grenzen austesten wollte. Es war damals eine Zeit in meinem Leben, in der ich mich ein wenig eingeengt fühlte, in der ich mich selber auch neu definieren wollte. Und schau an, es hat geklappt.

Ich nehme einmal an, dass viel von Sookie und dem kleinen Ort Bon Temps aus Deinem eigenen Background kommt. Musstest Du viel recherchieren?

Ich musste Einiges zu den genetisch bedingten Besonderheiten des Rudelverhaltens von Wölfen - Werwölfen - und zum Kellnern nachlesen, aber das Meiste konnte ich aus persönlicher Erfahrung schöpfen. Ich bin ja ein Kind des Südens, hier aufgewachsen und verwurzelt, so dass ich die Lebens- und Denkweise der Menschen natürlich mit der Muttermilch aufgesogen habe.

An was arbeitest Du gerade?

Ich habe gerade eine Novelle, in denen Clovanche und Batanya, die beiden Leibwächter aus „All Together Dead“ auftreten, verfasst, und werde als nächstes mit dem nächsten „Sookie“-Band beginnen.

Sookie ist sicherlich keine Durchschnittsfrau. Neben ihrer Fähigkeit, Gedanken zu lesen, ist sie eine resolute, emanzipierte Frau mit einem gut entwickelten Sinn dafür, was richtig und was falsch ist, aber auch eine Frau, die oft zu leicht vertraut, die ein wenig naiv ist. Ich hatte den Eindruck, dass sie im Verlauf der Romane reift, dass sie mutiger aber auch härter wird. War das so geplant, oder schlich sich diese Entwicklung in die Handlung ein?

Ich glaube man kann kein Buch über eine Figur schreiben, die sich nicht fortentwickelt, die nicht reift. Menschen reagieren auf das, was um sie herum passiert, auf Ereignisse, die ihnen passieren, die sie innerlich berühren. Sookie ist da keine Ausnahme. Die vielen auch negativen Erlebnisse prägen sie im Verlauf der Bücher, lassen Narben zurück, ohne die ein Leben nicht vorstellbar ist.

Sookies telepathische Fähigkeiten verleiden ihr nur zu oft ihr Leben, traumatisieren sie. Das ist ein ungewöhnlicher Umgang mit einer fiktiven Fähigkeit, die die Person eigentlich zu etwas Besonderem machen sollte, aber auch eine durchaus nachvollziehbare Sichtweise.

Ja, ich glaube auch, dass das der Wahrheit ziemlich nahe kommt. Ich nehme an, dass eines der schlimmsten Dinge, die einem passieren können, die Fähigkeit wäre, zu wissen, was jeder seiner Freude und Bekannten wirklich über einen denkt.

Du zeichnest Sookie als gläubige Christin in einer Welt voller übernatürlicher Wesen. War die Gläubigkeit ein Aspekt an Sookie, der Dir wichtig war?

Das war mir sehr wichtig! Die meisten Menschen glauben an irgendetwas, oder sie sollten es zumindest. Sookie glaubt an Gott und dieser Glaube gibt ihr Halt und Kraft. Ich finde Bücher über Menschen, die an gar nichts glauben, einfach nicht überzeugend, geschweige denn interessant.

Stichwort Gleichberechtigung. Ein Thema das Dir durchaus am Herzen liegt? Neben der hart arbeitenden Sookie portraitierst Du immer wieder allein erziehende Mütter, die Mühe haben ihre Kinder und sich selbst finanziell über Wasser zu halten.

Wir sehen die Ergebnisse der Verelendung der Alleinerziehenden, des Wegfalls des sicheren Hortes einer liebenden, intakten Familie doch jeden Tag in unseren Schulen. Wenn Menschen mit der Aufgabe Kinder großzuziehen allein gelassen werden, wenn sie verzweifeln und sich die Kinder dann Drogen oder der Gewalt zuwenden - das ist ein Problem für das unsere Gesellschaft immer noch keine Lösung gefunden hat.

Sookie hat Pech mit ihren Beziehungen. Bill, und einer der für mich interessantesten Charaktere Eric, aber auch Alcide der Werwolf - da gibt es eine ganze Reihe Bewerber, ein Alpha-Männchen neben dem anderen, die ihr Interesse signalisieren, aber je mehr Sookie sich ihnen nähert, umso mehr kommen deren negative Seiten zum Vorschein. Mal abgesehen von Sam, Sookies Chef, scheint kein wirklich positiv gezeichnetes Mannsbild verfügbar zu sein. Ist diese doch negative Sichtweise in Deiner eigenen Vergangenheit begründet?

Ja und nein. Es gibt keinen perfekten Mann genauso wie es keine perfekte Frau gibt. Jeder Mann, dem Sookie sich öffnet, wird unweigerlich Charakterzüge offenbaren, die ihr nicht gefallen, Geheimnisse hüten, die sie verletzten können, genauso wie sie ihre Macken hat. Perfekte Menschen gibt es nicht - und das ist wohl auch gut so.

Wird Sookie ihren Traumprinzen finden?

Aber sicher doch!

Das bringt mich auf das Thema, wie Du die sexuelle Seite der Beziehungen Sookies in den Büchern darstellst. Sookie genießt, wie alle gesunden Menschen, Sex, ist sehr feminin, attraktiv und verführerisch. Anders, als viele Autoren endet Deine Geschichte aber nicht an der geschlossenen Schlafzimmertür. War es schwierig für Dich, Bettszenen zu schreiben, ohne hier die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten?

Es hat unheimlichen Spaß gemacht, in diese Richtung zu experimentieren. Zu Beginn wusste ich nicht, ob ich das packen würde, und ich setzte das Stilmittel auch sehr bewusst und behutsam ein.

In Deinen Büchern bekommen die Bösewichte immer ihr Fett ab, ist das etwas, was wichtig für Dich ist?

Oh ja, im wirklichen Leben triumphieren oftmals gerade die schlechten Leute, Verbrechen zahlt sich aus, die Ehrlichen sind die Dummen. Wenigstens in meiner Phantasiewelt sollen die Verhältnisse zurechtgerückt werden.

Es fällt auf, dass Deine Werke immer auch eine humorvolle Note auszeichnet. Bubba zum Beispiel ist eine meiner Lieblingsfiguren - lachst Du gerne, ist Humor in Deinem Leben wichtig?

Humor ist das Wichtigste überhaupt. Ohne die Fähigkeit, dem Leben humorvolle Seiten abzugewinnen, wäre ich - und sicherlich auch die Menschheit - schon längst zugrunde gegangen.

Wie viel von Dir selbst steckt in Sookie?

Ich wünschte mir, dass ich so stark wie Sookie wäre. Ich bin sehr stolz auf sie und wie all meine Figuren, egal ob sie nun gut oder böse sind, habe ich bei ihrer Schöpfung aus mir selbst gegriffen, habe mich an meinen Charaktereigenschaften aber auch Wünschen orientiert.

Hast Du selbst schon einmal als Kellnerin gearbeitet?

Nein, dazu fehlt es mir an Durchsetzungsvermögen.

Wie kamst Du eigentlich auf den doch ungewöhnlichen Namen Sookie?

Zum einen ist es ein alter Südstaaten-Spitzname. Zudem hieß eine Freundin meiner Großmutter Sookie, und sie hat uns immer Anekdoten von der gewieften Sookie erzählt.

Benutzt Du reale Personen als Vorbilder für Deine Figuren?

Eher selten. Ich picke mir vielleicht ein paar markante Charakterzüge heraus, oder nehme mir ihr Aussehen als Vorbild für meine Figur um aus diesen unterschiedlichen Quellen dann letztendlich meine Person zu formen.

Bon Temps, Louisiana, ist ein Abziehbild einer typischen Kleinstadt im Süden der USA. Eine scheinbar dörfliche Idylle mit einfachen Arbeitern, schwer schuftenden Bauern und den Untoten. Gab es ein Vorbild, hast Du selbst einmal in einer ähnlichen Stadt gelebt?

Oh ja, ich wuchs in einer Kleinstadt in Mississippi auf, die mich geprägt hat. Sonntags ging man in die Kirche, die Kriminalitätsrate war gering, wer arbeiten wollte, der fand auch eine bezahlte Beschäftigung. Alles ging ein wenig ruhiger zu, war ein bisschen menschlicher.

Was hast Du Dir zuerst einfallen lassen - die Figur Sookie, oder der Plot rund um die Vampire und Werwölfe?

Sookies Charakter entwickelt sich im selben Maße immer weiter, wie ich ihre Welt erkunde. Alles begann damit, dass ich die Idee hatte, eine junge Frau will unbedingt einem Vampir begegnen. Darauf aufbauend entwickelte sich die Handlung dann fast wie von selbst.

Viele Autoren waren und sind von Laurell K. Hamiltons „Anita Blake“-Reihe inspiriert. Zwischenzeitlich versuchen Autoren ganz bewusst, sich von dem vermeintlichen Vorbild abzugrenzen, ihren eigenen Weg zu gehen. Wie sieht das bei Dir aus?

Auch ich werde immer wieder mit Laurell verglichen. Wir kennen uns gut, und keiner ist dem anderen deswegen böse oder neidisch. Je weiter sich meine Serie um Sookie entwickelt hat, umso eigenständiger wurde sie und die
Unterschiede, die auch von der Anlage her bereits im ersten Teil vorhanden waren, wurden deutlicher.

Hattest Du, als Du „Dead Until Dark“ geschrieben hast, schon einen Verlag für das Werk? War es schwierig, einen Verlag für Sookie zu begeistern?

Ja, es war damals sehr schwierig einen Verleger zu finden. Man muss berücksichtigen, dass damals die Welle der Urban Fantasy noch nicht in Sicht war, und sich die Verleger fragten, ob es überhaupt Leser gibt, die sich für derartige Bücher interessieren. Über zwei Jahre ging mein Agent mit dem Manuskript hausieren, bis wir dann endlich auf den Vertrag anstoßen konnten.

Warum hat es so lange gedauert, bis ein Verlag anbiss?

Ich denke, dass viele Herausgeber und Lektoren Schwierigkeiten hatten, die bis dahin unbekannten Mischung von Krimielementen und der Mischung aus Horror und SF zu akzeptieren, geschweige denn, dass sie die Möglichkeiten das und Potential erkannt hätten. Sie haben einfach nicht begriffen, dass Humor und viel Blut zusammen eine explosive Mischung ergibt, die die Leser an die Seiten zu bannen in der Lage ist.

Hattest Du Dir beim Schreiben des ersten Bandes die Möglichkeit einer Fortsetzung vorstellen können?

Ich wusste immer, dass sich die Geschichte von Sookie nicht in nur einem Buch erzählen lassen würde.

Wann und wo schreibst Du? Zu Hause? Oder hast Du ein ruhiges Plätzchen, wo Du Dich ganz auf Deine Muse konzentrieren kannst?

Ich habe, angebaut an unser Haus, ein separates Büro. Den ganzen Morgen über und ein paar Stunden mittags ziehe ich mich hierher zurück und kümmere mich nicht nur um das aktuelle Manuskript. Das Schreiben ist wahrlich nicht alles. Recherche, der Kontakt zu den Lesern, meinem Agenten und den Verlagen nimmt auch seine Zeit in Anspruch.

Wie lang dauert es von den ersten Notizen bis ein Buch fertig ist?

Das ist ganz komisch. Je nachdem, was der Vertrag als Ablieferungstermin festlegt, wird es zum Schluss hin immer eng - aber bislang konnte ich alle Abgabetermine Gott sei Dank halten.

Wie sieht denn ein typischer Tag im Leben der Charlaine Harris aus?

Das wäre toll, wenn ich nur einmal einen typischen Tag hätte! So nebenher bin ich Mutter und Ehefrau, da gibt es jeden Tag große und kleine Katastrophen, Sachen, die sich nicht aufschieben lassen etc. Morgens verabschiede ich meine Tochter und meinen Mann, dann gehe ich ins Büro. Unterbrochen von Mails und dem Klingeln des Telefons arbeite ich bis Mittag, dann erledige ich meine Gänge, danach zurück ins Büro bis es Zeit ist, das Abendessen vorzubereiten.

Ich habe gehört, dass sich die Handlung manchmal verselbständigt, dass der Autor von seinem Plot regelrecht mitgerissen wird - wie sieht das bei Dir aus?

Das gibt's nicht, der Autor ist immer derjenige, der sagt, wo’s langgeht, der die Zügel in der Hand hat. Manchmal kommt einem eine Idee, die sich besser in das Konzept einfügt als die ursprüngliche, dann wirft man vielleicht einzelne Kapitel um, aber sonst halte ich mich an mein Exposé.

Die Titelbilder der „Sookie“-Bücher, die auch für die deutsche Ausgabe übernommen werden, sind in ihrer Ausführung ungewöhnlich. Gefallen sie Dir?

Ja, ich finde sie, gerade weil sie so anders sind, toll.

In Deutschland kamen die ersten drei Romane um Sookie bei Feder und Schwert heraus, aber Band 4 erscheint die Serie bei dtv. Weißt Du, warum?

Mein Agent weiß die Antwort bestimmt - ich nehme mal an, dass es mit den Tantiemen zusammenhängt.

Werden wir Sookie auf der Kinoleinwand oder im Fernsehen bewundern können? Ich hörte etwas darüber, dass eine TV-Serie geplant ist?

HBO, der US-Bezahl-Sender, hat eine Pilotfolge, die Alan Ball geschrieben und produziert hat, in Auftrag gegeben. Leider hat der Streik der Drehbuchautoren das Projekt zunächst zum Stillstand gebracht. Momentan gibt es kein genaues Datum, wann die Pilotfolge ausgestrahlt wird.

Ich habe gerüchteweise gehört, dass Du erneut unter die Herausgeber gehst. Nach der zusammen mit Toni L. P. Kelner editierten Vampir-Geburtstags-Anthologie „Many Bloody Returns“ soll eine weitere Anthologie in Vorbereitung sein?

Ja, das Buch hat sich so gut verkauft, dass wir momentan „Wolfbane and Mistletone“ zusammenstellen. Es ist einfach einmal toll, etwas ganz anderes zu machen und mit so vielen talentierten Autoren zusammenzuarbeiten.

Was war das für ein Gefühl, als Du Deinen Namen das erste Mal auf der „New York Times“-Bestsellerliste gesehen hast?

Das war einfach unbeschreiblich, ich war so aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten oder an seinem Geburtstag.

Gibt es Pläne für eine Reise nach Deutschland?

Ich würde sehr gerne einmal Deutschland besuchen, aber gegenwärtig ist noch nichts wirklich spruchreif.

Vielen Dank, dass Du Dir für uns Zeit genommen hast. Wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute!


Die Website von Charlaine Harris ist hier zu finden.
 
 
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