Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
  Interview: Ein Interview mit Werner Fuchs
Geschrieben am Monday, 01.November. @ 07:13:55 CET von carsten
 
 
  Interview Carsten Kuhr sprach mit Werner Fuchs von Fan Pro - einem der Macher hinter DAS SCHAWARZE AUGE (DSA)

Werner Fuchs ist eine bekannte Größe im deutschen Verlagsgeschäft. Vor Jahren betreute er für Knaur die dortige SF und Fantasy Reihe in der herausragende Werke von Autoren wie Zimmer-Bradley, David Eddings oder George R. R. Martin erschienen. Als einer der ersten propagierte er Fantasy-Rollenspiele in Deutschland, initiierte das erfolgreichste deutsche Rollenspiel DAS SCHWARZE AUGE (DSA) und startete einen Vertrieb, der heute zu den größten Anbietern auf dem Markt gehört. Nach einigen Jahren der Abstinenz, in der bei Fanpro im Wesentlichen Rollenspielpublikationen um BattleTech, Shadowrun und DSA erschienen, brach der Verlag dieses Jahr zu neuen, alten Ufern auf. Neue phantastische Bücher erschienen, eine George R. R. Martin Werksausgabe wurde begonnen, und im Schwesterverlag STRANGE wurden Bücher um die Rockmusik sowie Kultromane von Rafael Sabatini und George MacDonald Fraser publiziert. Grund genug für phantastik.de das Gespräch mit dem umtriebigen Verleger und Geschäftsführer der in Erkrath beheimateten Firma zu suchen.
CK: Hallo Werner, vielleicht stellst Du Dich zu Beginn erst einmal unseren Lesern vor
WF: Ich wurde 1949 in Aalen geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften in Bochum sowie Anglistik und Germanistik in Düsseldorf. Bin verheiratet und habe zwei Töchter. SF-Fan seit früher Jugend, professionelle Tätigkeiten im Phantastik-Bereich seit 1971. Autor, Übersetzer, Literarischer Agent, Magazin-Herausgeber, Herausgeber von SF-Taschenbuchreihen (Fischer Orbit 1972-74 zus. mit Ronald M. Hahn, Droemer-Knaur 1980-86), Hörspiele usw. Viele dieser Aktivitäten zusammen mit Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn, meinen Freunden aus Tagen der Science Fiction Times. Ab 1977 Fantastic Shop, das erste Spezialgeschäft für Abenteuerspiele in Deutschland.
Ich habe zwei meiner Hobbies - Bücher und Spiele - zum Beruf gemacht. Rockmusik ist eine weiteres Feld, in dem ich mich sehr gut auskenne. Eigentlich interessieren mich alle Medien und deren Inhalte.
CK: FanPro ist ja kein Ein-Mann Unternehmen. Hinter FanPro steht neben Dir auch Hans-Joachim Alpers. Wie kamt ihr auf die Idee der Firmengründung, hattet ihr eines solch rasante Entwicklung der Rollenspielszene erwartet?
WF: Wir haben FanPro 1983 gegründet, nachdem sich der Fantastic Shop, den ich zuerst mit Bernd Holzrichter (bekannter SF-Übersetzer) und danach mit meinem Schwager Ulrich Kiesow geführt habe, gut entwickelte. Wir handelten mit importierten Spielen und Büchern und FanPro sollte dies durch eigene Produkte – Lizenzen, aber auch Eigenentwicklungen – erweitern. Als Hajo Alpers und meine Anthologienserie zur Entwicklung der Science Fiction (Hohenheim-Verlag) nach 6 von 15 projektierten Bänden eingestellt wurde, sagten wir uns, jetzt ist es an der Zeit, unseren eigenen Kram zu machen, um nicht immer auf andere angewiesen zu sein.
Mit dem Rollenspielboom hatten wir gerechnet, in den USA tobte er ja schon. Wir wollten ihn ausnutzen, denn hier bot sich die Gelegenheit, unseren Wissensvorsprung und unsere Kontakte auszunutzen, die wir durch den Shop hatten.
CK: Wie schätzt Du hier die Szene ein. Wird sich der Boom der Rollenspiele angesichts immer perfekter werdenden PC-Games, die man zumeist alleine spielt, überhaupt halten können?
WF: Wir publizieren ja nicht einfach nur Spiele, sondern ganze Welten – Universen! Bei DSA, Shadowrun und BattleTech gibt es Brett- und Eletronikspiele, Romane, Merchandise-Artikel usw. Und die Hoffnung auf TV- oder Kinoversionen haben wir auch noch nicht aufgegeben. Klar, das Pen-and-Paper-Rollenspiel wird immer ein Hobby für Freaks bleiben, ein klassisches Nischenprodukt. Teuer in der Herstellung und eingeschränkt erfolgreich im Verkauf – daher geht ja auch keine große Firma an solche Projekte dran. Schmidt war mit DSA damals die Ausnahme, aber die konnten DSA auch nur zum Erfolg führen, weil FanPro ihnen die ganze Entwicklung abnahm – und das kostengünstig.
Vor den PC-Spielen und den Konsolen haben wir keine Angst. Dort tut sich das Rollenspiel ja auch schwer. Warum? Weil es die Königsdisziplin ist! Schwierig zu programmieren, denn es muss eine ganze Welt dargestellt werden. Und die besten Verkaufszahlen hatten PC-Rollenspiele auch nie: zu komplex, nix für schlichte Gemüter, schwierig zu vermarkten. Schnellen Thrill kann man da nicht erwarten. Allerdings gibt es in diesem Genre – wie bei unseren Printprodukten auch – die treuesten Fans, die lange dabeibleiben. Die Identifikation mit dem Produkt ist immens hoch.
Nein, unsere Sorge sind die Taschengeldschlucker bei unserem theoretischen Käufernachwuchs: Sammelkartenspiele und Handy sind die schlimmsten. Das gräbt uns die Kundschaft ab. Aber wir sind da nicht allein, alle jammern, besonders die Plattenindustrie. DSA wird 2004 zwanzig Jahre alt, und langlebige Systeme haben grundsätzlich Probleme mit dem Nachwuchs. Das gilt beispielsweise auch für Perry Rhodan. Daher versuchen wir mit Romanen, Handyspielen und dergleichen Interesse bei Leuten zu wecken, die uns noch nicht kennen.
CK: Was plant ihr hier für die nächste Zukunft?
WF: Ende 2003 haben wir mit „Götter und Dämonen“ die vierte und letzte Box des neuen DSA-Regelwerks herausgebracht. Der Schwerpunkt in diesem Jahr wird auf A4-Hardcovern liegen. Die ganzen Regionalmodule – früher als Boxen erschienen – kommen jetzt überarbeitet in diesem, für den Buchhandel angenehmeren Format heraus. Auch BattleTech wird dieses Jahr 20. Hier kommt eine neu überarbeitete Luxus-Grundbox auf den Markt.
CK: Unter www.fanpro.com präsentiert ihr im Netz eine bei Spielefans oft besuchte Seite. Hier gibt es nicht nur Merchandise, auch ein Forum und Spiele, die man herunterladen kann, werden angeboten. Was habt ihr hier für die Zukunft in petto.
WF: Wir werden die Homepage dieses Jahr ein bisschen entschlacken und neu organisieren.

CK: Wie wollt ihr Euch zukünftig weitere Märkte erschließen, wie neue Spieler und Leser an Euch binden - ich habe gehört, dass ihr plant ein Spiel zum Herunterladen aufs Handy anzubieten, stimmt das?
WF: Ja, momentan sind vier illustrierte DSA-Textabenteuer downloadbar. Weiter werden folgen, und an animierte, aber natürlich wegen des Umfangs aufs Wesentliche reduzierte Abenteuer ist auch gedacht.


CK: Vor fast 20 Jahren habt ihr bei Fantasy Productions das erste Mal Bücher vorgelegt. George Martin „Armageddon Rock“ und Marion Zimmer Bradleys Die Schwarze Schwesternschaft“ erschienen damals, dazu die zwei Bände der Reihe Fliegender Holländer von John Flanders alias Jean Ray und Claude Seignolle, die heute in Sammlerkreisen zu den seltensten und gesuchtesten Titeln gehören, dann war einige Jahre Funkstille. Warum?
WF: Wir hatten mit BattleTech und Shadowrun zwei Erfolgsserien und steckten jede Pesete in diese Universen. Darüber hinaus waren die Titel von Flanders und Seignolle urspünglich für Suhrkamp bestimmt. Suhrkamp blieb aber noch unter dem von unserer Agentur Utoprop geforderten Mindesthonorar, so dass wir beschlossen, die Bücher bei FanPro herauszubringen. Sie floppten aber.

CK: Zwischenzeitlich hat Weltbild eine fast komplette Ausgabe der Darkover Titel vorgelegt - wart ihr mit dem Projekt einer gebundenen Ausgabe einfach zu früh auf dem Markt?
WF: Nein, wir verkauften „Die Schwarze Schwesternschaft“ für unsere Verhältnisse ja ausgezeichnet. Sechs- oder siebentausend Hardcover in einem Jahr. Innerhalb von vier Wochen hatten wir 700 Buchhandlungen im Computer (CPM/8-bit, haha). Aber es gab keinen Nachschub. Den obigen Titel hatten wir auch nur bekommen, weil Hajo und ich MZB bei Droemer Knaur bzw. Moewig bekannt gemacht hatten. Und ich hatte kurz zuvor in meiner Zeit bei Doemer Knaur ein wichtiges bidding gegen Krüger verloren. Für die, die es nicht wissen, es war „Die Nebel von Avalon“, der mir da für Droemer durch die Lappen ging. Einer der größten Bestseller der letzten 20 Jahre...
MZBs Agentur Fritz hatte Mitleid mit uns und gab uns dann „Die Schwarze Schwesternschaft“ als Trostpflästerchen.

CK: Gehobene Phantastik à la der beiden Fliegender Holländer Titel ist zwischenzeitlich deutlich besser an den Leser gebracht worden. Habt ihr hier weitere Pläne?
WF: Nein, im Moment nicht. Wir sind aber keineswegs auf SF/Fantasy oder Bücher zu Spieleuniversen festgelegt. Längerfristig kann es durchaus sein, dass wir uns auch wieder der Phantastik widmen.

CK: Später dann habt ihr mit Romanen zu Spielewelten wieder Fuß gefasst. Robert Weinbergs Trilogie „Maskerade des Roten Todes“ markierte den Beginn, es folgten dann Romane zu Shadowrun, MechWarrior und Crimson Skies, die sich meines Wissens in erster Linie bei den Fans der entsprechenden Serien recht gut verkauft haben. Ist das der Buchmarkt der Zukunft - Romane zu Spielen oder TV-Serien?
WF: FanPro hatte zum Zeitpunkt der Weinberg-Trilogie bereits BattleTech-, Shadowrun- und DSA-Romane bei Heyne platziert, die dort zu den bestverkauften Titeln der SF/Fantasy-Reihe zählten. Von diesen drei Haupserien – es gab auch kleinere wie Earthdawn, Renegade Legion und Crimson Skies – verkauften sich an die 3,5 Mio Exemplare. Viele der Bücher blieben 10 Jahre lieferbar, und alle liefen arbeitstechnisch über meinen Schreibtisch bei FanPro. Wir hätten diese Serien schon damals gerne selbst gemacht, aber Heyne bot einfach die aufregenderen Möglichkeiten. Heyne machte zumindest BattleTech und Shadowrun weit über die Spielerschaft hinaus bekannt. DSA war im Romansektor nicht ganz so erfolgreich, aber als Spielwelt hierzulande natürlich von größerem Kaliber.
Wir kaprizierten uns nach der Weinberg-Trilogie auf Titel, die nahe an den Heyne-Serien dran waren, aber ihnen nicht weh taten: Shadowrun-Romane mit deutschen Hintergrund, DSA-Romane mit besonderer Auslegung wie „Armalion“ usw. Wir führen sozusagen auf dem Trittbrett mit, natürlich mit viel geringerem Erfolg.
Romane zu Spielen sind unser Metier, aber wir sehen es eigentlich nicht gerne, wenn man diese Romane als Bücher zu Spielen bezeichnet. BattleTech, Shadowun und DSA sind zwar ursprünglich Hintergrundwelten für Spiele, aber sie zählen auch zu den faszinierendsten Phantasiewelten überhaupt, weil sie äußerst detailliert erarbeitet sind: detaillierter als Star Wars oder Star Trek, größer als Mittelerde. Als Vergleich kann eigentlich nur das Universum von Perry Rhodan herhalten.

CK: Werdet ihr Euer diesbzgl. Angebot beibehalten oder gar ausweiten - was ist da in Planung?
WF: Wir weiten unser Programm in jedem Fall aus. Bei den oben genannten drei Serien kam es im letzten Jahr zu einer Neuverteilung zwischen Heyne und FanPro. Heyne publiziert in Zukunft die Fortsetzungsserie zu BattleTech, nämlich MechWarrior Dark Age, das im 32. Jahrhundert, also zwei Generationen später spielt, sowie die neue, von Hajo Alpers konzipierte DSA-Serie „Rhiana, die Amazone“.
FanPro setzt die alten Serien fort: Classic BattleTech (spielt im 26. bis 31. Jahrhundert, deutsche und US-Autoren), Shadowrun (deutsche und US-Autoren) und Das Schwarze Auge (neue Titel deutscher Autoren). Dazu werden Nachdrucke der alten Heyne BT-, SR- und DSA-Titel kommen, die rechtlich an uns zurückfallen.
Interessantestes Produkt für 2004: Randall Bills schreibt für uns eine BattleTech-Trilogie, die den Auszug Kerenskys aus der Inneren Sphäre zum Thema hat.

CK: Das Lexikon der Horrorliteratur war nach dem Heyne SF-Lexikon bei dem Du ja auch entscheidend mitgearbeitet hast, ein weiterer Meilenstein auf dem Gebiet der Sekundärwerke in Deutschland. Wie war hier die Resonanz von Seiten der Leser und Käufer? Habt ihr von diesem Buch nicht auch viele Titel an Büchereien absetzen können?
WF: Insgesamt waren die Verkäufe halbwegs zufriedenstellend. Die Erstauflage ist immerhin fast weg. FanPro krankt aber an seinen schwachen Vertriebswegen in den Buchhandel. Daher geht alles recht langsam. Wir sind halt in erster Linie als Spieleverlag bekannt. Das soll sich aber ändern. Der Buchmarkt ist unsere erkorenes Ziel für 2004, und ich glaube, wir haben diesem auch Einiges zu bieten. Ob wir viel an Bibliotheken absetzen konnten, wage ich zu bezweifeln.

CK: In Vorbereitung befindet sich seit einiger Zeit das Lexikon der Fantasyliteratur. Wie sieht es hier mit den Arbeiten aus, in welcher Phase befindet sich dieses Projekt?
WF: Das Fantasy-Lexikon ist redaktionell abgeschlossen und im Satz. Harret seiner Veröffentlichung!

CK: Wäre es nicht in der heutigen Zeit in der in fast jedem Haushalt ein PC steht sinnvoller ein solches Nachschlagewerk in Form einer später online update-fähigen CD Rom vorzulegen? Ist ein Markt für ein derartiges Buch da - wie seid Ihr mit dem Absatz des Lexikons der Horrorliteratur zufrieden?
WF: Gut, dass kein Drucker das liest! Natürlich, ich gebe Dir Recht. Eine update-fähige CD-Rom hat Vorteile, wahrscheinlich sollte man gleich alles online stellen. Trotzdem finde ich ein Buch viel geiler. Das haptische Erlebnis ist durch nichts zu ersetzen. Darüber hinaus sehe ich nicht die Möglichkeit, online soviel einzunehmen, dass man kostendeckend arbeiten kann. Bei einem 600-Seiten A4-Hardcover wie dem Fantasy-Lexikon mit unzähligen Mannstunden Arbeit will ich von Gewinn gar nicht erst sprechen. Aber so sind wir halt: gutmütig und extrem masochistisch.

CK: Kommen wir zu den neuen Werken. Bei Euren Büchern fällt mir auf, dass ihr zwar großen Wert auf sehr stimmige Titelbilder legt, ein Umschlag den Büchern jedoch nicht beigebt. Satt dessen werden die phantastischen Bilder als fest verklebter Bucheinband genutzt. Warum diese, mal abgesehen von Jugendbuchtiteln, ungewöhnliche Vorgehensweise?
WF: Das gilt für die Hardcover. Bei den Taschenbüchern unterscheiden wir uns kaum von den anderen Verlagen, was die Aufmachung anbelangt. Ja, es stimmt, wir sind von Jugendbüchern und deren Aufmachung mehr beeindruckt als von der Belletristik. Das meiste sieht im Hardcover-Bereich doch echt scheiße aus. Wozu einen Schutzumschlag, wenn doch immer nur der gleiche Mist draufsteht. Ich brauch keinen – er ist unhandlich und stört nur. Alles sieht bei Hardcovern auch irgendwie ähnlich aus, keine grafischen Anstrengungen, keine Liebe zum Detail. Wenn’s um die Ästhetik geht, können sich die großen Verlage bei den Kinder- und Jugendbuchverlagen eine Scheibe abschneiden. Dort herrscht noch „sense of wonder“, den haben wir als SF-Fans auch immer gehabt und wollen ihn auch nicht aufgeben. Wie sind ja schließlich immer noch Kinder, oder? Die tollen Jugendstil-Abenteuerbücher, die jedes Sammlerherz höher schlagen lassen, kamen auch ohne Schutzumschlag aus!

CK: Kommen wir zu Eurem neuesten Projekt - der Werksausgabe von George R. R. Martin. Bei Knaur und Moewig haben sowohl Hajo als auch Du die Werke Martin´s dem deutschsprachigen Leser zugänglich gemacht, nach der Einstellung dieser beiden Reihen wechselte Martin zunächst zu Heyne, seine bahnbrechende Fantasy-Saga „Das Lied von Eis und Feuer“ kam bei Goldmann/Blanvalet heraus. Wie kamt ihr auf die Idee einer Werksedition, wie kam der Kontakt zustande? Soweit ich weiß, ist seid ihr befreundet?
WF: Hajo und ich sind George R. R. Martins deutsche Literaturagenten. Wir kennen uns seit 1972. George war sogar unser erster Klient bei Utoprop (unserer Agentur). Seither sind wir uns treu geblieben. Wir haben früher –zig Briefe miteinander gewechselt, bis wir uns 1990 auf dem Weltcon in Den Haag zum ersten Mal trafen. Was die Agentur betrifft, haben wir uns für George immer besonders eingesetzt und auch die meisten seiner Texte verkauft. Nach einiger Zeit haben wir gemerkt, dass sich viele unserer Interessen deckten, und so sind wir über die geschäftliche Beziehung hinaus Freunde geworden.
Im Herbst 2000 war George einen Monat in Deutschland. Meine Assistentin bei FanPro, Sarah Nick, und ich zogen eine Woche mit ihm auf „romantischer Burgentour“ durch die Republik, schleppten ihn zur Buchmesse und zur „Spiel“ in Essen. Bei diesen Gelegenheiten haben wir das eine oder andere ausgeheckt.
Die Werkausgabe war fällig, als zwei Voraussetzungen erfüllt waren: George R. R. Martin hat seit „Eis und Feuer“ einen hervorragenden Ruf, und FanPro ist heute in der Lage, seine Bücher in ausreichender Stückzahl zu verkaufen.

CK: Ihr wollte die Romane der um Eis-und-Feuer-Saga im Urzustand dem deutschen Leser zugänglich machen. Die Zusammenfassung der in der Übersetzung aufgesplitteten Romane scheint einfach, aber ihr wollt wohl auch die Übersetzung überarbeiten - warum?
WF: Das Problem bei der Blanvalet-Übersetzung ist in erster Linie die Tatsache, dass die Terminologie weitestgehend englisch belassen wurde. Das kann ich bei einer futuristischen Serie wie Star Trek einsehen, aber bei einem fantastisch-historischen Stoff wie der Eis-und-Feuer-Saga... ich weiß nicht. „Der Herr der Ringe“ wurde ja auch zu seinem Vorteil terminologisch eingedeutscht. Bei „Halbling“ hat man sofort ein Bild vor Augen, bei „Hobbit“ halt nicht.
Für uns ergibt sich aber das Problem, was wir ändern sollen und was belassen. Schließlich wurden die Goldmann/Blanvalet-Bände zigtausendmal verkauft und eine Gewöhnung beim Leser lässt sich nicht wegdiskutieren. Daher können wir nicht einfach hergehen und alle Namen und Bezeichnungen so abändern, wie es uns gefällt. Das wäre auch – ganz nebenbei - zuviel Arbeit. Die Bände sind trotz des relativ hohen Preises wegen der kleinen Auflage in der Herstellung immens teuer. Deshalb wählten wir einen Mittelweg – neue Rechtschreibung plus Änderungen, wo sie vonnöten waren.

CK: „Windhaven“ und „Die Flamme erlischt“, die ersten beiden Titel eurer Werkausgabe zeichnen sich durch eine außergewöhnlich gelungene Titelbildgestaltung aus. Wie sieht dies bei Feuer und Eis aus? Werdet ihr die US Titelbilder übernehmen, oder einen der vorzüglichen deutschen Künstler beauftragen?
WF: Die Titelbilder werden von Franz Vohwinkel gemalt. Franz wurde bekannt durch seine Cover für Spielverlage wie Ravensburger oder seine dynamischen BattleTech-Bilder. Er ist Fan der Saga

CK: Wie und wann geht es mit den anderen Werken Martins weiter - kommt die längst überfällige Neuausgabe von Fevre Dream?
WF: „Fevre Dream“ gehört auch zur Werkausgabe, die Du vorhin erwähnt hast. Kommt wahrscheinlich noch 2004. „Armageddon Rock“, die Erzählungen um den Heckenritter („Eis und Feuer“), Storys um Haviland Tuf und weitere Storybände folgen.

CK: Wie werdet ihr die Martin Werksausgabe vermarkten, welche Zielgruppe peilt ihr hier an?
WF: Alle alten Fans des Autors sind angesprochen, allen Neueinsteigern, denen „Das Lied von Eis und Feuer“ gefallen hat, bieten wir die Möglichkeit, Georges Werk kennen zu lernen. Und ich denke, der Buchhandel ist mittlerweile ebenfalls auf den Namen Martin aufmerksam geworden. Bei Amazon wird er schon lange gefeiert.

CK: Umfragen haben ergeben, dass SF und Fantasy hauptsächlich von Lesern der Altersgruppe zwischen 30 und 45 Jahren gekauft und gelesen wird. Sterben Leser von Büchern aus, wie wollt ihr neue junge Leser aktivieren?
WF: Siehst Du, das war schon weiter oben das Problem. Andererseits sehen wir die ganze Sache nur aus unserer Perspektive. Wir reden nur von unserer SF oder Fantasy. Es gibt auch andere. Eigentlich liest die Jugend viel, besonders die Mädchen. Sieh Dir Harry Potter an. Es ist viel Bewegung in der Szene. Kinder- und Jugendbücher sind so gut wie nie zuvor – inhaltlich und von der Aufmachung her. Eoin Colfer, Cornelia Funke, Mats Wahl, Klaus Kordon usw. Die Mechanismen sind die gleichen wie bei Hollywood. Erfolgsfilme müssen unisexuell sein und für die ganze Familie ab 6, höchstens ab 12 taugen. Sonst wird kein Geld eingefahren. Und sie müssen mehr bieten als der Alltag, aber das war schon immer eine Binsenweisheit.
Nach dem Potter-Boom werden Verlage verstärkt auf ähnliche Erfolgsformeln setzen. Leicht vermarktbare Titel mit passablen bis guten Stoffen, die vom Kind bis zum Erwachsenen gleichermaßen konsumiert werden können.
Hoffnung geben mir die Pisa-Studie und generelle Erkenntnisse aus der Pädagogik: Der Leser hat in punkto Wissen und Intelligenz immer einen Vorteil gegenüber dem Nichtleser. Selbst so was spricht sich irgendwann rum. Im Wettstreit der Medien wird das Lesen in Zukunft wieder mehr Rückenwind bekommen.
CK: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Gespräch genommen hast. Wir wünschen Dir und Euren Projekten für die Zukunft viel Erfolg!
 
 
  Verwandte Links

· Mehr zu dem Thema Interview
· Nachrichten von carsten


Der meistgelesene Artikel zu dem Thema Interview:
Im Gespräch mit: Richard Schwartz

 

  Artikel Bewertung

durchschnittliche Punktzahl: 5
Stimmen: 3


Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht

 

  Einstellungen


 Druckbare Version Druckbare Version