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  Interview: Im Gespräch mit: Uwe Boll
Geschrieben am Friday, 20.April. @ 17:39:06 CEST von Guido
 
 
  Interview Der in Deutschland geborene und in den USA und Kanada arbeitende Filmregisseur Uwe Boll entwickelt sich immer mehr zu einem Phänomen. Insbesondere in den letzten Jahren stand er durch einige sehr umstrittene Videospielverfilmungen wie "House of the Dead", "Alone in the Dark" und "BloodRayne" im Licht der Öffentlichkeit, die einerseits häufig vernichtende Kritiken erfuhren, andererseits aber so erfolgreich waren, dass sie jeweils Fortsetzungen nach sich zogen. Nicht nur, dass Uwe Boll schon mal seine ärgsten Kritiker zum Box-Kampf heraus fordert (und diesen dann gewinnt), er hat im Moment ein halbes Dutzend Eisen im Feuer; sechs Filme, die in den nächsten zwei Jahren in den Kinos zu sehen sein werden, darunter mit dem Fantasy-Stoff "In the Name of the King" den teuersten deutschen Film aller Zeiten und mit "Postal" allen Ernstes eine "9/11-Komödie". Grund genug für Phantastik-News.de, den umtriebigen Regisseur einmal zum Gespräch zu bitten.

Lieber Herr Boll, vielen Dank, dass Sie sich für ein Interview mit uns Zeit genommen haben. Seit Ihr Film "BloodRayne" im Januar 2006 in den US-Kinos angelaufen ist, haben Sie innerhalb eines guten Jahres nicht weniger als 5(!) Filme abgedreht bzw. fertig gestellt, "In the Name of the King", "Seed", Postal", "BloodRayne II" und gerade "Tunnel Rats", und befinden sich dem Vernehmen nach in den Vorbereitungen zu einer "Far Cry"-Verfilmung. Wollen Sie auch die nächsten Jahre in diesem Tempo weiter arbeiten oder werden sie jetzt demnächst einmal eine Pause machen oder kürzer treten?

2005 war es nur "In the Name of the King", 2006 waren es drei Filme: "Seed", "Postal" und "BloodRayne 2". Dieses Jahr sind es zwei mit "Tunnel Rats" und "Far Cry". Zwei Filme pro Jahr sind möglich, drei sind zuviel.

Gleich nach ihrem Amtsantritt hat die Bundesregierung unter Angela Merkel genau die steuerliche Gestaltungsmöglichkeit gestrichen, die bei Uwe Boll-Filmen hauptsächlich zur Finanzierung eingesetzt wurde. Die ebengenannten Filme stammen im wesentlichen noch aus diesem Modell. Für Fans Ihrer Filme stellt sich jetzt natürlich die bange Frage: Konnten Sie inzwischen andere Finanzierungsmodelle auflegen und andere Finanzquellen erschließen, oder wird es irgendwann keine Filme von Uwe Boll mehr geben?

Wir sind an der Börse in Frankfurt (Entry Standard) und jeder kann nun Boll-Aktien kaufen. Außerdem haben wir einen eigenen Weltvertrieb und Output-Deals mit z.B. Universal in Amerika. Wir verkaufen z.B. auch den Til Schweiger-Film "One Way". Es geht also weiter, wenn auch auf kleinerem Niveau.

Dann gehen wir ihre aktuellen Filme doch einmal durch und fangen mit "In the Name of the King" an. Sie bewerben den Film als teuersten deutschen Film aller Zeiten. Wie haben Sie das in der Tat beachtliche Budget eingesetzt, was bekommt man dafür als Zuschauer auf der Leinwand geboten?

Es ist ein großer epischer Film wie "Gladiator", mit Fantasy-Elementen wie "Der Herr der Ringe" und toller Besetzung (Jason Statham, Ray Liotta, Burt Reynolds etc.). Wir haben über 20 Millionen Dollar alleine für Computereffekte eingesetzt.

Große Fantasy-Filme sind, Sie haben gerade schon Peter Jacksons "Der Herr der Ringe"-Adaption genannt, in Mode. Wie setzt sich Ihr Film da von der Hollywood-Konkurrenz mit "Narnia", "Eragon" und demnächst "His Dark Materials" und "Tintenherz" ab, und wie unterscheidet er sich?

"In the Name of the King" ist kein Kinderfilm. Bei uns kommen eher Freunde von "Braveheart" zum Zuge.

Sie hatten angekündigt, dass Sie bei "In the Name of the King" zwei Versionen anbieten werden, eine kürzere für das Kino und eine längere DVD-Fassung. Es kursieren inzwischen einige sich widersprechende Angaben zu den jeweiligen Filmlängen. Können Sie uns inzwischen genau sagen, wie lang Kino- und DVD-Fassung sein werden?

Die Kinofassung ist 130 Minuten lang, die DVD-Fassung 170 Minuten. Die 170 Minuten enthalten nochmal 4 Millionen Dollar in Computereffekten zusätzlich.

Kürzlich war zu lesen, dass sowohl "Seed", als auch "Postal" in Deutschland im Herbst im Kino ausgewertet werden. Beide Filme klingen so, als könnten sie nicht unerhebliche Probleme mit der FSK bekommen. Wie werden sie dieses Problem angehen?

Wir zeigen die Filme unrated , wenn wir keine FSK bekommen. Beide Filme sind aber "extrem wertvoll" und ich hoffe die FSK sieht das genauso.

"Seed" basiert einmal nicht auf einem Videospiel, wie viele Ihrer Filme in den letzten Jahren, sondern auf einem Original-Drehbuch von Ihnen. Zu hören ist, dass Sie die Zuschauer mit bestürzenden Originalaufnahmen auf Gewalt gegen Tiere aufmerksam machen wollen. Was haben wir uns darunter vorzustellen?

Die Tierschutzorganisation PETA wird von mir unterstützt und unterstützt auch den Film, da es einfach mal an der Zeit war dem breiten Publikum zu zeigen wie bestialisch der Mensch ist und handelt. Über den Schock werden sich hoffentlich mehr PETA-Mitglieder finden.

Die Satire "Postal" macht ja bereits jetzt Schlagzeilen und es ist wohl nicht übertrieben, nach dem, was man jetzt schon weiß, von einem der kontroversesten Filme der letzten Jahre zu sprechen. Wie wollen Sie den, u.a. in den USA und Deutschland, durch die Zensur bekommen?

Wo leben wir denn? Im Irak? Ich baue auf die Meinungsfreiheit.

"Postal" klingt nun wirklich nicht nach einem Film, mit dem sich ein Regisseur beliebt machen will. Was sagen sie den Leuten, die ihnen in den letzten Wochen unterstellt haben, dass sie es darauf anlegen, sich unbeliebt zu machen und bewusst eine Kontroverse erzeugen wollen?

"Postal" ist ein wichtiger Film. "Postal" versteht es wie kein anderer Film, die politische abgefuckte Situation zusammenzufassen und ad absurdum zu führen. Die, die gegen "Postal" sind, sind religiöse Spinner oder Bush-Fanatiker, die bis heute nicht begriffen haben, um was es auf dem Planeten eigentlich geht. Hier geht es um das Recht sich nicht selbst zensieren zu müssen, sondern selber zu bestimmen, was man witzig und wichtig findet.

Können Sie bei "BloodRayne II", der ja direkt auf DVD ausgewertet werden soll, schon einen ungefähren Erscheinungstermin nennen?

Geplant ist im Herbst.

Bleibt es bei Ihrer Planung, dass sie bei Erfolg von "BloodRayne II" daraus eine Trilogie machen werden?

Absolut. Wir planen schon "BloodRayne 3 - Warhammer", der im 2. Weltkrieg spielen wird.

Würde dann Kristanna Loken für einen dritten Teil zurückkehren?

Eher nicht. Ich fände es gut, für jeden Teil eine andere Rayne zu casten.

Gerade eben fertig gestellt haben Sie den Vietnam-Film "Tunnel Rats". Können Sie uns dazu etwas erzählen, und wann wird dieser zu sehen sein?

Der wird 2008 kommen.
Das wird ein sehr düsterer, klaustrophobischer Kriegsfilm, der das Ergebnis eines jeden Krieges sehr deutlich macht: NOBODY WINS.

"Far Cry" scheint ein recht aufwändiges Projekt zu werden. Wird es sich dabei um einen reinen Action-Film handeln?

Absolut. Wie "Die Hard" auf einer Insel.

Kehren wir noch kurz zu Ihren älteren Filmen zurück. Sowohl bei "Alone in the Dark", als auch bei "BloodRayne" waren viele hämische Schlagzeilen zu lesen, dass diese Streifen in den US-Kinos untergegangen seien. Andererseits erleben beide Filme jetzt Fortsetzungen, die man wohl kaum bewilligt hätte, wenn die Vorgänger keine Erfolge gewesen wären. Können Sie uns aufklären, wo hier bei Erfolg oder Misserfolg die Wahrheit liegt?

Ein Studiofilm kostet 70 Milionen Dollar plus 30 Mio. für den Kinostart. Unsere Filme 15 Mio. plus 10 Mio. für den Start. Das muss man ins Verhältnis setzen. "Alone.." und "BloodRayne" haben über 30 Millionen Dollar jeweils auf DVD umgesetzt.

"House of the Dead II" haben Sie nicht selbst inszeniert. Haben sie sich die Fortsetzung angesehen und wenn, wie hat sie Ihnen gefallen?

Wir hatten HOD 2 in der Planung, aber das Studio Lionsgate wollte uns nicht genug vorstrecken, da haben wir es gelassen und die Rechte an Mindfire zurückverkauft. Der 2 Teil war unsere Grundstory, die dann aber mit zu wenig Geld umgesetzt wurde.

Gelegentlich liest man von einer Comedy-Synchro von "House of the Dead". Wird diese auch noch separat auf DVD veröffentlicht, und wenn ja, wann, und auch in Deutschland?

Bald - nämlich im Herbst.

Können Sie die Konfusion um die Bildformate aufklären? Sowohl "House of the Dead", als auch "Alone in the Dark" wurden in den USA nur matted auf DVD ausgewertet, in Deutschland aber im vollen Scope-Format von 2,35:1. Warum die Unterschiede und welches ist das von ihnen intendierte Bildformat gewesen?

Das haben die Amerikaner falsch gemacht. 2,35:1 war das optimale Format.

Nur am Rande, warum haben Sie eigentlich im Director's Cut von "Alone in the Dark" - jetzt auch mal auf die Erfolgsaussichten der Auswertung schielend - eigentlich ausgerechnet die Sex-Szene rausgeschnitten, so dass diese in den prüden USA auf DVD im Film zu sehen war, im dahingehend entspannteren Deutschland aber nur im Bonus-Material der deutschen DVD?

Weil die Sex-Szene scheiße war.

Gerade Ihre deutschen Audiokommentare haben, inklusive knurrender Hunde und Handyklingeln, unter den hiesigen Fans längst Kultstatus und die Fans waren Ihnen dankbar dafür, dass Sie sich bei ihren letzten Filmen die Mühe gemacht haben, sowohl eine englische, als auch eine deutsche Kommentarspur aufzunehmen. Um so enttäuschter waren die deutschen Fans, dass bei der deutschen "BloodRayne"-DVD nur der englische Kommentar übernommen wurde und kein gesonderter deutscher Kommentar produziert wurde. Woran lag das? Können Sie uns zumindest für die Zukunft wieder deutsche Kommentare versprechen?

Den haben wir vergessen und Splendid, unser deutsches Label für "BloodRayne", hat auch nicht dran gedacht. Das muss man mal nachholen für den "BloodRayne" Re-Release. Ich mache aber alle Kommentare von allen neuen Filmen auch in Deutsch!

Kommen wir nun noch zu Ihnen selbst. Viel Aufmerksamkeit hat die in der Tat höchst bemerkenswerte Aktion erfahren, dass sie einigen ihrer harschesten Kritiker in einem Boxkampf gegenüber getreten sind. Was sagen Sie zu den Vorwürfen, Sie hätten sich bewusst nur "leichtgewichtige" Kritiker ausgesucht?

Die hatten alle mein Gewicht und meine Größe. Außerdem hab' ich vier Kämpfe hintereinander gemacht ... und wenn die nicht trainieren, ist das deren Problem.

Wenn man Sie in Interviews beobachtet, liegt man doch sicherlich nicht falsch, wenn man behauptet, dass Sie, häufig mit Cap und mit forschen Sprüchen, nicht gerade den Eindruck eines vergeistigten Cineasten erwecken wollen. Diesem Image gegenüber steht aber ein offensichtlich versierter und erfolgreicher Geschäftsmann und sogar promovierter Literaturwissenschaftler. Wer und wie ist der "wahre Uwe Boll"?

Man kann auch als Literaturwissenschaftler sportlich sein und als Genrefreund intelligent.

Welche aktuellen Filme Ihrer Kollegen haben Ihnen in letzter Zeit gut und welche gar nicht gefallen?

"The Last King of Scotland" war für mich der beste Film des Jahres. "300" war optisch sehr interessant.

Zum Abschluss. Wenn sie eine Prognose wagen würden, wo würden Sie sich in 10 Jahren sehen?

Dann drehe ich nur noch einen Film pro Jahr.

Herr Boll, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!


Das Interview führte Oliver Naujoks.
 
 
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