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  Interview: DAS DUNKLE GESPRÄCH - UWE VOEHL IM GESPRÄCH MIT CHRISTIAN VON ASTER!
Geschrieben am Sunday, 12.September. @ 22:09:04 CEST von Guido
 
 
  Interview
Christian von Aster lebt und arbeitet als freischaffender Autor in Berlin. Sein neuestes Projekt ist "Armageddon TV".

Christian, du bist der einzige deutsche Schriftsteller unheimlicher Phantastik, der gleichermaßen die Kunst der Wörter wie der Worte beherrscht...

Die Einleitung rockt.

Ich würde eher sagen: sie grooved - also so vom Bauch her. Ich seh dich auch so ein bisschen wie den Hochseilartisten, der beim Jonglieren gleichzeitig böse Reime vorträgt und die Leute von oben herab anpinkelt. Oder Hopp-Frosch, den rächenden Narr in gleichnamiger Poe-Erzählung. Da fällt mir ein: Auf dem Cover deiner letzten CD FINSTERWITZ trägt der Sensemann ja auch eine rote Pappnase. Siehst du dich ein bisschen so: Als Schrecken mit der Clownsmaske?

Der Ansatz wäre zu sehr Masche. Obwohl er nicht allzu weit entfernt von meinem Selbstverständnis rangiert. Meine Vorlieben sind die Phantastik und die Satire, aber anstelle eines Gothic-Eulenspiegels sähe ich mich eher als Victor Hugos ,homme qui rit', einen Mann dem sein Lächeln ins Gesicht geschnitten ist, so dass Scherz und Schrecken eine eigentümliche Symbiose eingehen.
Ich müsste mich allerdings noch von der Stoffwechselterminologie distanzieren und darüber hinaus feststellen, dass ich weder Seiltanzen noch jonglieren kann, womit ich von unvollkommenen schreiberischen Fähigkeiten abzulenken vermöchte.

CvA auf allen Bühnen: Buch, Film, Funk - wann kommt das Fernsehen?

Deine selektive Wahrnehmung schmeichelt mir. Aber mein Output ist noch sehr überschaubar.
Zum Fernsehen: tatsächlich war es bereits da.
Ich hatte nicht nur das Vergnügen für ein interessantes kleines Format zu schreiben und in mittelmäßigen Vorabendserien und seltsamen Filmen mitzuspielen (u.a. als "Freier", Organist, schwuler Frühstückfernsehmoderator und Pastor), sondern wäre - wenn mein satirisches Konzept den Machern nicht zu seltsam gewesen wäre - beinahe auch noch beim Fernsehen gelandet. Ich arbeite zwar nebenbei an einem sinistren Gameshowkonzept, dass auf einem anderen Projekt beruht, aber insgesamt sind meine phantastischen Ansätze wenig fernsehtauglich.
Es reicht allenfalls um das Gesicht hinzuhalten und etwas zu schreiben, wo mein Name am besten nur ganz klein druntersteht.

Zu dem Buch DÜSTERDINGENS DÜSTERSCHAU tratst du erstmals mit deinem zeichnerischen Talent an die breitere Öffentlichkeit. Gibt es demnächst noch mehr in dieser Richtung von dir zu sehen?

Meine zeichnerischen Qualitäten sind tatsächlich recht begrenzt. Zeichner gibt jedenfalls es zahllose die besser sind als ich. Angenehmerweise schätzen einige davon das was ich tue, so dass wir mitunter sogar zusammenarbeiten. Die Düsterschau war ein Herzensprojekt, das ich nach dem Scheitern entsprechender Trickfilmpläne einfach unbedingt machen wollte.
Ich arbeite ab und zu etwas in Richtung dieser Illustrationen und entwerfe vielleicht das ein oder andere Postkartenmotiv.
Vielmehr jedoch nicht.
Eigentlich.

Das LIBER VAMPIRORUM scheint sich zu einer regelrechten Reihe bei Midas Publishing zu entwickeln. Was erwartet uns im dritten Band?

Bei "Reihe" zucke ich zusammen, aber eine limitierte Reihe ist es wohl. Der dritte Band soll jedoch der letzte Teil sein. Das Ziel war weniger einen vampirischen Goldesel als vielmehr eine bemerkenswerte Vampiranthologie unkonventioneller Ansätze zu schaffen.
Gemeinsam mit einigen guten Leuten ist mir das - glaube ich - auch in diesem dritten Band gelungen. Meines Erachtens ist das Buch eine unentdeckte Hintertür in die verborgenen Krypten der Haematophagie. Zu bestellen ist das Buch übrigens unter unter www.devil-connection.de.

Man munkelt, dein zusammen mit Boris Koch verfasster Vampirroman erscheint nun doch nicht bei Festa?

Nun, da munkelt man nicht ganz falsch. Uns sind mit dem Projekt ein wenig die Pferde durchgegangen. Schon das Grundkonzept war recht komplex. Wir wollten ein klassisches Horrormotiv auf eine andere Ebene übertragen und die Werke verschiedener phantastischer Autoren und eines Regisseurs in einen völlig neuen Zusammenhang setzen. Letztendlich war es uns dann ein regelrechtes Vergnügen, uns auf 200 Seiten in übergreifenden Episoden so weit zu verrennen, das Frank Festa am Ende wahrscheinlich nur noch den Kopf schütteln konnte...

Bei EEE-Comics erschienen einige bemerkenswerte Comic-Stories aus deiner Feder. Leider scheint die Reihe zu pausieren. Gibt es weitere Comic-Pläne?

Freut mich ehrlich, dass Du die Comics kennst! EEE sind wirklich gute Leute. Gegenwärtig gibt es von meiner Seite zwar einige Comic-Pläne, aber die deutsche Verlagslandschaft ist im Bezug auf Comics etwas unterentwickelt, so dass einem kaum ernsthafte Veröffentlichungsmöglichkeiten bleiben.
Aber EEE lebt! Zu Halloween wird es ein neues kleines Special von den Leipzigern gegeben, in dem ich ein weiteres Mal das Vergnügen hatte, mit von der Partie zu sein und einen Kübel Übles über den Lesern zu entleeren...
Davon ab habe ich gute Zeichner an der Hand und unter anderem eine wirklich garstige Serie, die inhaltlich am ehesten in Richtung von Garth Ennis' Preacher geht. Vielschichtige Charaktere, ein interessanter Plot, kruder Humor und keine Sau interessiert sich dafür. Ehapa/Feest brauchte fast ein Jahr um aufrichtiges Desinteresse zu bekunden und die meisten anderen haben nicht einmal geantwortet. Ich würde auch gerne noch einige Kurzgeschichten umsetzen. In den Fingern juckt es mich also schon, und im Hinterkopf blitzte gar schon einmal der Gedanke auf, mit Midas Publishing etwas derartiges zu machen..
Aber vor dem nächsten Jahr wird das kaum etwas werden.

Ist der bei Medusenblut herausgekommene Band "Nachmieter gesucht..." ein Nachdruck der bei MIDAS PUBLISHING erschienenen Ausgabe?

Aufgrund vor allem finanzieller Engpässe ist "Nachmieter gesucht..." bei Midas Publishing damals in einer sehr kleinen Auflage erschienen, hatte aber - neben den überaus erquicklichen Illustrationen von Thomas Hofmann - auch ein gutes Feedback, so dass Medusenblut das Buch nach der positiven Rezeption des dort komplett erschienenen "Websters Pandämonium" nunmehr neu lektoriert und um eine Geschichte erweitert, tatsächlich neu auflegt. Wobei Coverartwork und Druckqualität dabei zweifelsfrei um einiges besser ausgefallen sind.

Die öffentliche Figur des CvA wirkt wie eine Rolle: Du inszenierst dich selbst auf deiner Internetseite, auf Postkarten, auf CDs, auf Lesungen. Es fällt schwer sich dahinter den sich am Schreibtisch um Verse ringenden Dichter vorzustellen. Wie würdest du den privaten CvA beschreiben?

Die vermeintliche Inszenierung meiner Person ist vornehmlich die Inszenierung von Ideen. Allerdings betrachte ich die nicht losgelöst von mir. Das wird fälschlicherweise mitunter als Ego-Show verstanden; als ich mich beispielsweise kürzlich im Internet als "schillerndste Figur der dunklen Phantastik" bezeichnet fand, sah ich vor meinem inneren Auge zunächst einen übergewichtigen Liberace in einem Discokugelkostüm aus einem blinkenden Plexiglasbuch lesen... Abgesehen davon, dass mein Discokugelkostüm im Keller hängt, habe ich gar kein blinkendes Plexiglasbuch.
Um Verse ringe jedoch tatsächlich selten.
Ich habe die Theorie, dass Ideen und die entsprechenden Worte zu den Menschen kommen, die sie am besten behandeln. Nun, ich gebe mir Mühe, selbst der seltsamsten Idee noch ein Nachtlager und eine Schüssel Hirngrütze hinzustellen. Ich hab schon fast keinen Platz mehr im Bett.
Und mein privates Ich ist letztendlich kaum etwas anderes als ein desorientierter manischer Hedonist, dessen größte Freude im Erschaffen von was auch immer liegt, der mehr von Dramaturgie als von häuslicher Ordnung versteht und bedauerlicherweise meist handelt bevor er nachdenkt.
Für eine objektivere Antwort müsstest Du allerdings wahrscheinlich jemand anderes fragen.

Du bist in der Gothic-Szene mit Lesungen hervorgetreten Lesungen - inwiefern unterscheidet sich dieses Publikum von den sonstigen Lesern deiner Werke? Bedienst du da gewisse Erwartungshaltungen?

Eine beliebte Frage.
Aber schon der Ansatz ist nicht ganz richtig: mitnichten interessiert sich die Gothic Szene für das was ich tue, sondern nur ein gewisser Prozentsatz derselben, der eine gewisse literarische Vorbildung und ein Faible für phantastische, respektive klassische romantische Literatur hat. Und das einzige was dieses Publikum von meinem anderen unterscheidet, ist, dass man es im Dunkeln schlechter sieht.
Der Vorwurf, oder der Gedanke, dass ich auf dieser Ebene gerade mit Vampirgeschichten und ähnlichem Erwartungshaltungen bedienen würde, kommt öfter auf, zerschlägt sich aber beim Studium meiner Geschichten, die solche Erwartungshaltungen eher brechen. Beispielsweise lasse ich Gruftis lachen.

Zusammen mit Jörg Kleudgen hast du die Lesung "Der letzte Vampir von Kradov" und das Hörspiel "Die Hölle" eingespielt. Wie lief diese
Zusammenarbeit ab? Ist in Zukunft noch mehr geplant?


Die Arbeit mit Jörg und The House of Usher ist immer sehr unkompliziert, professionell und produktiv verlaufen. Ich glaube, wir haben jedes Mal gemerkt, dass da noch wesentlich mehr gegangen wäre. Aber sowohl Jörg als auch ich haben sehr wenig Zeit.
Während "Der letzte Vampir von Kradov" vornehmlich das Hin- und Herschicken von Bändern war, bin ich für "Die Hölle" und das Einsprechen der Texte mit Boris Koch zu Jörg runtergefahren und haben ein wenig bei ihm gehaust.
Gegenwärtig planen The House of Usher eine ambitionierte Box mit DVD, CD und Buch, wobei Jörg mit verschiedenen Leuten aus der Phantastikszene zusammenarbeitet und auch ich das Vergnügen hatte, gemeinsam mit ihm eine kleine Geschichte zu verfassen.
Davon ab hoffe ich, dass unsere karge Freizeit doch noch zu mancherlei Sinnschwangerem zusammenführt...

Du hast selbst ein Horror-Lexikon geschrieben. Wie würde ein Eintrag über Aster, Christian von lauten?

Quält mich nur mit den Sünden meiner Jugend...
Aster, Christian von: Autor, Regisseur, Extrempoet und Ausnahmekabarettist. Der literarische Hedonist genießt, durch chronischen Mangel an Disziplin in jedem seiner Tätigkeitsbereiche zu einer Existenz jenseits der Perfektion verdammt, zu Beginn des 21 Jahrhunderts in seiner Vorliebe für das ausgehende 19. und das beginnende 24. verhaftet, sich durchgehend unzeitgemäßer oder unpopulärer Vorbilder erfreuend und ein nahezu verwerfliches Vergnügen an sinnentleerten Freizeitbeschäftigungen pflegend, ob seines Schaffens gegenwärtig die Hochachtung verschiedener Leute mit zweifelhaftem Ruf. Generationen von Lektoren suchten mit mäßigem Erfolg
seine Zeichensetzungsschwäche zu kompensieren. Die inhaltliche Bandbreite seines Werkes ist irritierend. Überdies wird Christian von Aster allgemein als Teil einer phantastisch literarischen Rock'n Roll Weltverschwörung erachtet.

Was erscheint 2004 bei Midas Publishing? Was in anderen Verlagen aus deiner Feder?

Bei Midas Publishing ist zunächst der "Harem der verschleierten Geschichten", eine märchenhaftes erotisches Vexierspiel jenseits von 1001 Nacht, und mit "Das Sackhaar Satans" eine anarchische Kollaboration mit Boris Koch geplant, darüber hinaus eine erweiterte Neuauflage der Satirensammlung "Encyclopedia Neurotica" und zuletzt eine garstige illustrierte Weihnachtsgeschichte.
Der bedeutendste Wurf wird jedoch ohne Zweifel "Armageddon TV", mein erster veröffentlichter Roman und eine bitterböse gewalttätige Mediensatire sein.
Soviel ist diese Jahr jedenfalls sicher.
Außerdem versuche ich gerade noch einige andere Romanmanuskripte unterzubringen, wobei auch meine Fantasytrilogie so gut wie verlegt ist.
Anthologietechnisch steht zunächst nur mein Beitrag in Psychoghost an, das zunächst in Italien und dann in Deutschland erscheinen wird.
Ansonsten harre ich gespannt und begierig auf das was mir begegnet...

Das Interview führte Uwe Voehl

Neuerscheinungen:

BÜCHER
- DER HAREM DER VERSCHLEIERTEN GESCHICHTEN
Im September erscheint mit dem DER HAREM DER VERSCHLEIERTEN das dritte Märchenbuch von Christian von Aster bei MIDAS PUBLISHING.

- ARMAGEDDON TV
Im Oktober erscheint bei MIDAS PUBLISHING endlich die finstere 220 Seiten starke Mediensatire von außerordentlicher Bösartigkeit.

- DER WORTENHORT
ebenfalls im Oktober erscheint bei PERICO FANTASY PUBLISHING (www.raskard.de) der erste Teil der Haddath-Trilogie, des opulenten von Asterschen Fantasyromans.

- EIN BRIEF VOM KEILERSTEIN
Die sinistre Briefnovelle, ein Kleinod dunkler Phantastik erscheint auch im Oktober bei MIDAS PUBLISHING.

CD
- DAS KOBOLTICUM
Endlich und nach zahlreichen Problemen verschiedener aber durchweg unangenehmer Natur, ist mit EMMUTY RECORDS (www.emmuty.com) ein kompetenten Partner für eine Neuauflage des märchenhaften Silberlings gefunden.Voraussichtlich ab September wieder erhältlich.
 
 
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