Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
  Interview: Im Gespräch mit: Dieter Winkler
Geschrieben am Monday, 24.April. @ 08:06:32 CEST von Guido
 
 
  Interview Dieter Winkler wurde 1956 in Berlin geboren. Nach einem Ausflug ins Musik-Geschäft als Profi-Musiker, den eine Sehnenscheidenentzündung dann abrupt beendete, wandte er sich seiner anderen großen Passion zu - dem Schreiben. Neben seiner Tätigkeit als Fachautor und der Übernahme der Chefredaktion der Computerzeitschrift „CHIP“ startete er 1999 im Thienemann Verlag seine „Netsurfer“-Buchreihe. Hörspiele, Fernsehscripts, die ebenfalls bei Thienemann erscheinende Romanreihe „Stoppt Gewalt“, die Serie „Herr der Spiele“ und der Fortführung des „Enwor“-Zyklus zeugen davon, dass es ihm an Kreativität und Ideen nicht mangelt. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr sprach mit dem umtriebigen Autor.

Hallo Dieter. Seit Deinem 19. Lebensjahr veröffentlichst Du phantastische Texte und hast diverse Romane von solchen Größen wie Asimov, A. C. Clarke und Stephen King ins Deutsche übersetzt. Deinen größten Erfolg aber konntest Du als Jugendbuchautor verbuchen. Was reizt Dich Bücher für junge Leser zu schreiben?

Kinder und Jugendliche leben in ihrer ganz eigenen Welt. Für uns Erwachsene ist es manchmal vielleicht einfacher, sich in einen Alien mit zwei Köpfen und acht Tentakeln hineinzuversetzen als in die eigenen Kinder. Als Fan phantastischer Literatur reizte es mich, in diese Welt einzutauchen. Oder, um es etwas ernsthafter ausdrücken: Ich halte nicht viel von dem Ansatz, Kinder und Jugendliche wie kleine Erwachsene zu behandeln und sie dann auch so zu schildern.

Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade bei einem Jugendbuch viel Gehirnschmalz in dem späteren Werk steckt. Es gilt ja; nicht nur ein für Kinder und Jugendliche packendes Thema zu finden, auch die Sprache, die Handlungsschemata sind ja ein wenig anders - Stichworte Gewaltdarstellung, Konfliktlösungen?

Kinder lösen Konflikte teilweise viel direkter als Erwachsene. Wenn sie noch nicht allzu viel schlimme Erfahrungen gemacht haben, leitet sie dabei ein starker Gerechtigkeitssinn, der älteren Menschen oft erfolgreich abtrainiert wurde. Sich da hineinzudenken und vor allem hinzufühlen, fasziniert mich.

Wie wählst Du Deine Themen aus - wer sind Deine Probeleser - ich habe etwas von gestrengen Kritikern in der eigenen Familie gehört?

Die Festlegung eines Themas erfolgt in enger Absprache mit den Verlagen. Als Teammensch lege ich dabei aber auch viel Wert auf konstruktive Kritik in meinem Umfeld. Hier haben auch gerade meine Kinder immer wieder sehr viel Gefühl bewiesen, was passt und was nicht. So hat meine Tochter als damals Achtjährige mir bereits gesagt, was an der Beziehung der Netsurfer untereinander ihrer Meinung nach nicht passt – und ich habe das entsprechend geändert.

Deine „Netsurfer“-Reihe ist eine Erfolgsstory par Excellenze. Die Bücher wurden in acht Sprachen übersetzt, gefolgt von Hörspielen und ständigen Neuausgaben. Wie wird das mit dieser Art von Geschichten weitergehen?

Die Netsurfer greifen wie auch die „Coolen Kicker“ ein spezielles Thema auf – im ersten Fall sind es Internet-Krimis, im zweiten Fußballabenteuer. In den letzten zwei Monaten sind fast fünfzigtausend Bücher meiner „Coole-Kicker“-Reihe ausgeliefert worden, hier hatte ich mit zwei neuen Bänden für Nachschub gesorgt. Von der schreiberischen Seite sind damit für mich beide Reihen so gut wie abgeschlossen, stattdessen arbeite ich an einer neuen Reihe, die 2007 oder 2008 an den Start gehen wird.

Bevor wir uns Deinen phantastischen Stoffen widmen noch ein kurzer, meines Erachtens aber sehr wichtiger Exkurs zu Deiner zusammen mit Henry Maske präsentierten „Stoppt Gewalt“-Reihe. Was hat Dich überhaupt erst auf die Idee gebracht, eine solche Buchreihe zu konzipieren - die Gewalt auf unseren Schulhöfen und Strassen gerade auch bei Jugendlichen nimmt ja in erschreckendem Masse zu?

Das verblüffende ist: Gewalt nimmt nach Meinung der Experten gar nicht signifikant zu. In meiner Berliner Grundschule landete während einer Schlägerei die Spitze eines Skistiefels mit verheerender Wucht in der Schläfe eines Klassenkameraden, und was ich von einem Vater hörte, ging es auch zu seiner Zeit nicht gerade zimperlich zu. Es gibt allerdings drei Unterschiede zu früher: Erstens, es wird auch noch zugetreten, wenn jemand am Boden liegt. Zweitens, Mädchen stehen Jungen in körperlicher Brutalität kaum noch nach. Drittens, die Übergriffe einiger weniger einzelner werden immer brutaler. Wie man sich als Betroffener da wehren kann, finde ich ein äußerst spannendes Thema.

Wie sind hier die Reaktionen - von offizieller Seite, aber wichtiger noch von deinen Lesern?

Bei Lesungen und Podiumsdiskussionen erlebe ich zwei komplett getrennte Welten. Mitunter kommen sehr spannende und lebhafte Diskussionen zustande, und das vor allem mit Schülern, die an ihren Schulen Erfahrungen mit Schulschlichtern haben. Bei anderen Gelegenheiten bringen sich dagegen nur Erwachsene ein, die Jugendlichen mauern – und man kann daran fühlen, dass Gewalt an ihren Schulen ein Tabuthema ist, das oft auch von der Schulleitung heruntergespielt wird. Das halte ich für einen verhängnisvollen Fehler. Offen über Gewalt zu reden ist eine der Grundvoraussetzungen, um sie in den Griff zu bekommen.

Im Ueberreuter Verlag, der ja für Freunde der Fantasy immer eine gute Adresse darstellt, erschien von Dir der mit dem Wolfgang Hohlbein Preis ausgezeichnete „Die Stunde des roten Drachen“. Wie kam es, dass Du als damals ja schon arrivierter Autor an der Ausschreibung des Hohlbein Preises teilgenommen hast - lag das Manuskript bereits fertig bei Dir, oder hast Du den Roman extra für den Wettbewerb verfasst?

Obwohl ich Wolfgang gut kenne, habe ich von der Ausschreibung erst sehr spät erfahren – und dann ein Manuskript vollendet, das ich ursprünglich mit dem Thienemann Verleger Hans-Jörg Weitbrecht abgesprochen hatte, dort aber durch den Verkauf des Thienemann Verlags nicht mehr realisiert hatte. Zu dieser Zeit war meine „Netsurfer“-Reihe gerade erst gestartet, sodass ich zu dieser Zeit noch als Nachwuchstalent im Kinder- und Jugendbereich galt.

Nun ist man bei Ueberreuter, aber auch von Leserseite immer bemüht, einem erfolgreichen Roman eine Fortsetzung beizugeben. Ist hier etwas in Planung?

Zu meiner Verblüffung bot man mir bei Ueberreuter als nächsten Schritt eine Kinderfußballreihe an. Ich nahm diesen Anstoß mit den „Coolen Kickern“ auf und habe mittlerweile neun Bände verfasst, die nun bereits in fünf Ausgaben bzw. Auflagen vorliegen.

Ebenfalls bei Ueberreuter erscheint Deine phantastische Reihe „Herr der Spiele“, die sich an ein etwas jüngeres Publikum als der „Drache“-Roman wendet. Wie kam es zu dem Projekt, wann wird ein dritter Band folgen?

Statt eines großen Romans wollte Ueberreuter von mir eine phantastische Reihe mit kurzen Bänden. Ich habe mich nach einigem Zögern auf dieses Experiment eingelassen, dass man aber getrost als gescheitert bezeichnen darf. „Herr der Spiele“ verkaufte sich nur halb so gut wie die „Coolen Kicker“ und wird deswegen nicht fortgesetzt.

Soweit ich das im Kopf habe hat Wolfgang Hohlbein in einem Interview einmal bedauert, dass sein Mitautor bei dem 11. „Enwor“-Roman auf dem Cover nicht genannt wird. Der Mitautor heißt Dieter Winkler. Wie lange verfolgst Du die Reihe schon - ich habe gehört, dass Du einige der früheren Bände lektoriert hast? Ab Band 11 hast Du die Fortsetzung im Piper Verlag ja von Wolfgang übernommen?

Wolfgang und ich haben Enwor vor langer Zeit gemeinsam aus der Taufe gehoben. Ich habe beispielsweise die Helden Skar und Del beigesteuert wie auch die Satai-Kaste, Wolfgang ist Schöpfer des von EnDworLD abgeleiteten Wortes Enwor wie auch der Reptilienkrieger mit dem passenden Namen Quorrl. Nachdem wir dann beide „Enwor´“-Geschichten veröffentlichten hatten, ging ich in den Computerjournalismus, und Wolfgang schrieb zehn sehr erfolgreiche „Enwor“-Bände. Unsere Verabredung war, dass ich später wieder in „Enwor“ einsteigen könnte, und sei es zwanzig Jahr später. Dass es tatsächlich dazu kam, lag dann aber wohl vor allem an der engen Zusammenarbeit, die sich zwischen Wolfgang und mir in den letzten Jahren entwickelte.

Wie sieht diese Zusammenarbeit zwischen dir und Wolfgang Hohlbein aus?

Bereits 1996 hatte ich an dem bei Heyne erschienenden SF-Roman „Das Netz“ intensiv mitgearbeitet. Das war sozusagen der Startschuss für die neue Phase unserer Zusammenarbeit. Seitdem habe ich das Vergnügen, etliche seiner Werke mitplanen und lektorieren zu dürfen. Das ging auch sehr bald über Buchprojekte hinaus. Für BILD online und Ullstein habe ich beispielsweise ein so genanntes e-Format fürs Internet entwickelt, das die Reihe „Nemesis“ begleiten sollte – aber nach dem Aktiencrash der Internet-Branche nicht mehr online ging. Ganz im Gegensatz zu anderen Internet-Projekten, die ich für Wolfgang entwickelte, wie zum Beispiel www.maerchenmond.de. Heute betreue ich seine sämtlichen Internet-Seiten, aber auch seine anderen Aktivitäten wie zum Beispiel Film- oder Fernsehprojekte oder das Computerspiel, das seine „Chronik der Unsterblichen“ begleiten soll.

Ist es nicht schwierig, gleichzeitig eigene Buchprojekte voranzubringen und einen Autor wie Wolfgang Hohlbein zu betreuen?

Das einzig wirklich Problematische daran ist die Zeit, die mir für die Verwirklichung der einen oder anderen Buchidee fehlt. Ansonsten passt für mich beides wunderbar zusammen. Ich saß als Buchprogrammleiter von Franzis ja bereits mal auf der anderen Seite des Schreibtischs, und war in meiner Zeit als CHIP-Chefredakteur zuletzt auch für Internet-Aktivitäten, neue Medien und buchähnliche Produkte verantwortlich – etwas, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich brauche einfach beide Seiten: Die des Schreibens, und die des Rumwurschteln in tausend verschiedenen Projekten.

Stimmst Du Deine „Enwor“-Romane mit Wolfgang Hohlbein noch ab, oder hast Du inzwischen
die alleinige Herrschaft über die Fortsetzung übernommen?


Es gibt eine grundsätzliche Abstimmung zwischen Wolfgang und mir, aber ansonsten schreibe ich die neue „Enwor“-Staffel eigenständig.

Vier Piper-Taschenbücher um „Enwor“ sind inzwischen erschienen - wie ist die Reaktion auf die Romane, wann wird es weitere Bände geben?

Die Reaktion war anfangs gespalten, von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Viele Leser vermissten Skar, den eigentlich „Enwor“-Helden. Doch mittlerweile hat sich das ziemlich gelegt. Jetzt gibt es drei Gruppierungen unter unseren Lesern: Solche, die „Enwor“ insgesamt gut finden, und dann die, die eher auf die neuen oder die alten Abenteuer stehen. Vom Verkauf her ziehen die neuen Abenteuer immer mehr an. Einige Bände der ja erst 2004 gestarteten neuen Abenteuer sind bereits in der Drittauflage. Der nächste Band wird Anfang 2007 erscheinen, und auch für 2008 ist schon einer in der Grobplanung.

Werden die neuen „Enwor“-Romane in der just gestarteten Weltbild Sammeledition auch mit aufgenommen werden?

So ist es geplant, und ich freue mich hier ganz besonders darüber, dass Weltbild mit einer sehr gelungenen eigenen Titelbildgestaltung sämtliche „Enwor“-Bände in einer geschlossenen Hardcoverreihe herausbringen will.

Nun hast Du ja einige Eisen im Feuer - aber trotzdem die Frage - liegt auf Deiner Festplatte der große Erwachsenenroman oder eine ganz eigene Fantasyerzählung von Dieter Winkler für die Veröffentlichung bereit - und um was geht es?

Es liegen einige angefangene Projekte in der Warteschleife, die teilweise auch bereits von Verlagen angenommen sind. Speziell in 2006 werde ich aber deutlich weniger zum Schreiben kommen als es mir lieb ist. Es sind sehr viele spannende Hohlbein-Projekte in der Mache, die es voranzutreiben gilt, so zum Beispiel der Ausbau seines Internet-Auftritts inklusive Onlinespiel für seinen neuen Thriller „Das Paulus Evangelium“, den zu redigieren ich zuvor die Freude hatte.

Vielen Dank, dass Du uns Rede und Antwort gestanden bist. Wir wünschen Dir alles Gute!

Die Homepage von Dieter Winkler ist hier zu finden.
 
 
  Verwandte Links

· Mehr zu dem Thema Interview
· Nachrichten von Guido


Der meistgelesene Artikel zu dem Thema Interview:
Im Gespräch mit: Richard Schwartz

 

  Artikel Bewertung

durchschnittliche Punktzahl: 4.97
Stimmen: 456


Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht

 

  Einstellungen


 Druckbare Version Druckbare Version