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  Interview: IM GESPRÄCH MIT: BERND FRENZ!
Geschrieben am Saturday, 17.December. @ 08:43:04 CET von Guido
 
 
  Interview
Bernd Frenz, Jahrgang 1964, absolvierte nach einer kaufmännischen Lehre ein Studium der Betriebswirtschaft. Bereits in dieser Zeit erwarb er sich als kundiger Rezensent und Journalist im Bereich Comic erste Meriten. Nachdem er einen Story-Wettbewerb des Bastei-Verlages gewonnen hatte, veröffentlichte er vor allem phantastische Kurzgeschichten, bis ihm der hauptberufliche Einstieg als Romanautor gelang. Seitdem ist er vornehmlich für Bastei im Heftromanbereich tätig. Neben einem Gastroman bei "Atlan" hat er in den letzten Jahren die Handlung von "Maddrax" maßgebend mitgestaltet und einen Roman zu dem Computer-Spiel "S.T.A.L.K.E.R. - Shadow of Chernobyl" verfasst, der im Dezember bei Panini erscheint.
Carsten Kuhr sprach mit dem Autor.

Wie kamst Du zum Schreiben? Meines Wissens hast du Dich zuerst mit Comics beschäftigt?

Wirkt meine Biografie so auf dich? Dann muss ich wohl schleunigst den Text auf meiner Homepage ändern. Nein, die Skripte und Texte für verschiedene Zeichner waren nur ein kleiner Seitenabstecher. Mein Hauptaugenmerk lag von je her auf Kurzgeschichten und Romanen.

Wie ich dazu gekommen bin? Nun, wie die meisten Autoren habe ich schon immer gerne geschrieben. Bereits in der Schule haben mir Aufsätze Spaß gemacht, vor allem, wenn das Thema "Wir schreiben eine SF-Geschichte" hieß. Da konnte ich meiner Phantasie so richtig freien Lauf lassen. Später habe ich dann für mich selbst ganze Romane geschrieben, die alle schön brav in die Schublade gewandert sind. Initialzündung war schließlich ein Story-Wettbewerb zu der Bastei-Serie "Der Hexer" von Wolfgang Hohlbein. Den habe ich seinerzeit gewonnen und die Geschichte wurde in einem richtigen Taschenbuch abgedruckt. Das hat mich natürlich schwer motiviert und so bin ich am Ball geblieben.

In einem Interview mit Boris Koch für "Mephisto" las ich, dass Du Deine Ära als Comictexter als abgeschlossen ansiehst. Im Oktober dieses Jahres ist aber bei Raptor-Publishing das Magazin "Happy Halloween" erschienen, in dem der Comic "See des Grauens" erschienen ist - Idee und Texte von einem gewissen Bernd Frenz?

Das ist richtig und trotzdem kein Widerspruch. Die Schwarzweiß-Fassung dieses Comics existiert schon seit einigen Jahren. Carsten Dörr, der Zeichner, hat aber vor kurzem eine Kolorierung vorgenommen, weil wir ein Angebot des US-Magazins "Heavy Metal" erhalten haben. Das brachte mich auf die Idee, den Comic auch noch einmal in Deutschland zur Veröffentlichung anzubieten. Bei Raptor war man von den Farbseiten sofort recht angetan, für eine Veröffentlichung im zweimonatlich erscheinenden "Virus" war die Geschichte jedoch zu lang. In der Halloween-Sonderausgabe gab es dagegen mehr Platz, deshalb wurde sie dort abgedruckt.

Wann erscheint der Comic in den USA?

Laut Vertrag in der nächsten Frühjahrsausgabe (Spring Issue), im Februar 2006. Die Übersetzung hat übrigens Claudia Kern vorgenommen und unser alter "Maddrax"-Kollege Timothy Stahl war so freundlich, den englischen Text noch einmal gegenzulesen.

Bei Bastei hast Du in der Reihe "Mitternachts-Roman" mit "Der Hexenkrieg" debutiert, aber bereits vorher im Fanzine-Bereich eifrig Grusel- und Horrorstories veröffentlich. Wie stehst Du heute zu Deinen Frühwerken, wäre eine Neuauflage - so sich ein Verleger finden würde - denkbar?

Bei einigen Geschichten ist es sicher ganz gut, dass sie nur in kleiner Auflage erschienen sind, andere halte ich weiterhin für absolut lesenswert. Drei davon haben es ja auch ins Taschenbuch geschafft. "Tod den Vampyren" wurde in der Scherz-Anthologie "Alte Götter sterben nicht" veröffentlicht, in der Halloween-Anthologie "Die Nacht der Masken" sind sogar zwei Geschichten enthalten, nämlich "Okkulte Ermittlungen" und "Ich bin aus anderem Holz geschnitzt". Da die Geschichten die Lektoren zweier großer Verlage überzeugen konnten, brauche ich mich wohl auch nicht für sie schämen. Eine Anthologie, die sämtliche Frühwerke versammelt, wäre natürlich auch sehr schön, aber im Augenblick sehe ich auf professioneller Ebene keinen Markt für solch einen Band.

Du hast für Zaubermond zwei Romane zu den "Abenteurern" beigesteuert - Deine ersten beiden Hardcover. Bei "Maddrax" gibt es bislang nur ein Zaubermond-Buch von dir - warum schreibst Du da nicht mehr mit?

Ich habe meine Energie in erster Linie in die laufende Serie gesteckt, und ich denke, das war auch gut so. So schön die Zaubermond-Hardcover auch sind, das Hauptaugenmerk muss immer auf der Mutterserie liegen. Erst die ermöglicht die Nebenlinien.

In "Maddrax" ist mir aufgefallen, dass Du Dir die Bälle gerne mit Deiner Kollegin Claudia Kern zuspielst. Meist verfasst ihr mehrere miteinander zusammenhängende Romane - habt ihr auch schon einmal an eine Koproduktion außerhalb der Heftszene gedacht?

Wie es der Zufall so will, wird Mitte Dezember genau so eine Koproduktion bei Panini erscheinen. Claudia und ich haben ein Prequel zu dem Ego-Shooter "S.T.A.L.K.E.R. - Shadow of Chernobyl" geschrieben, das kurz vor Weihnachten in die Buchhandlungen kommt. Darin erzählen wir die Vorgeschichte des Spiels, also wie es unter mysteriösen Umständen zu einem zweiten Unfall im Kraftwerk Tschernobyl kommt und wie das radioaktiv verseuchte Sperrgebiet entsteht, in dem die Spieler später agieren werden.

Ein Roman zu einem Ego-Shooter - da wird wohl ordentlich geballert?

Action gibts natürlich auch, das ist wohl klar. Der Roman ist aber über weite Strecken ein Thriller, der sich mit den Hintergründen der Katastrophe befasst, die als Grundlage des Spielszenarios dient. Es geht dabei um illegale Experimente, die von korrupten Politikern und Militärs gedeckt werden, soviel kann ich schon mal verraten. Ein Polizeimajor kommt den Dingen auf die Spur, als er eine Selbstmordserie unter ukrainischen Wissenschaftlern aufzuklären versucht, wird aber immer wieder von seinen eigenen Vorgesetzten bei den Ermittlungen behindert. Außerdem gibt es da noch David Rothe, einen Sohn deutsch-ukrainischer Eltern, der nach einem
mysteriösen Unfall seltsame Veränderungen an sich feststellt. Veränderungen, die ihn sogar für den US-Geheimdienst NSA interessant machen.

Das Spiel selbst ist ja - obwohl mehrfach angekündigt - noch nicht erschienen. Damit entsteht der kuriose Fall, dass euer Buch früher als das dazugehörige Spiel auf den Markt kommt.

Ja, damit hast du leider Recht. Wir hätten uns das natürlich auch lieber anders herum gewünscht, schon allein, um von dem Boom eines bereits eingeführten Spiels zu profitieren. Das Interesse an "S.T.A.L.K.E.R." ist aber ungebrochen stark, das lässt sich immer wieder an den Listen der am meisten erwarteten Spiele ablesen. Insofern hoffen wir natürlich, der wartenden Fangemeinde die Zeit bis zum Spiel-Release mit unserem Roman verkürzen zu können. Es braucht auch niemand Angst zu haben, dass ihm vorab zu viel vom Spiel verraten wird. Der Roman ist so aufgebaut, dass er zwar den Boden bereitet, aber nichts von der eigentlichen Spielhandlung vorweg nimmt.

Weißt du, warum sich das Erscheinen des Spiels schon so oft verzögert hat?

Nein, keine Ahnung. Da bin ich auf dem gleichen Stand, wie jeder andere, der durchs Netz surft. Scheinbar brauchen die Programmierer von GSC Game World mehr Zeit als erwartet, um alles Fehler frei zum laufen zu bringen. Ich gehe aber davon aus, dass das Spiel im nächsten Jahr erscheinen wird und wir uns dann auch an die Fortsetzung unserer Trilogie machen werden.

Werden die Romane durch eine gemeinsame Rahmenhandlung miteinander verbunden, oder ist jeder Titel ein für sich stehendes Unikat?

Es gibt eine fortlaufende Handlung mit stetig wiederkehrenden Figuren, doch jeder Teil steht auch für sich alleine und kann als Einzelroman ohne weitere Vorkenntnisse gelesen werden.

Welche Quellen standen euch zur Verfügung? Es gibt ja noch kein Spiel, das ihr vorher durchzocken konntet.

Das ist richtig, aber uns standen die gleichen Dossiers und Zeitlinien zur Verfügung, wie den Programmierern. Zusammen mit den im Netz kursierenden Screenshots konnte man sich daraus bereits ein recht gutes Bild von der Handlung und der Spielatmosphäre machen. Mehr war eigentlich auch nicht nötig, da unser Roman vor dem eigentlichen Spiel angesiedelt ist. Claudia und ich haben uns dann erstmal in die Rahmenhandlung eingearbeitet und bestimmte Ereignisse der Vorgeschichte, die bereits feststanden, herausgesucht, um die herum wir dann unsere Geschichte von David Rothe und Major Marinin aufgebaut haben. Unsere Hauptpersonen sind also eigene Kreationen, die so nicht im Spiel auftauchen werden - was sie erleben basiert aber exakt auf den von GSC vorgegebenen Daten. Die Lage vor und nach dem großen Super-Gau, die illegalen Forschungen, das Verhalten der Militärs, das Auftauchen ausländischer Geheimdienste, die eingesetzten Fahrzeuge, Kampfhubschrauber und Waffen - all das entspricht dem von "S.T.A.L.K.E.R." vorgegebenen Szenario. Das haben wir auch alles vorab in einem ausführlichen Expose niedergelegt, das von GSC geprüft und ohne eine einzige Änderung genehmigt wurde. Ich denke, das zeigt, dass wir uns ganz gut in die Materie eingearbeitet haben.

Wie kam es zum Kontakt mit VPM und zu Deiner Mitarbeit an "Atlan"?

Man wird von der Perry-Redaktion gefragt, so einfach ist das.

Hat Dir diese Arbeit Spaß gemacht, und sind hier weitere Bände aus Deiner Feder vorstellbar - gar ein Wechsel von "Maddrax" zu PR denkbar, oder hängt Dein Herz zu sehr an der Endzeit-Saga?

Nein, ein Wechsel ist für mich nicht vorstellbar, dazu sind die Freiheiten, die ich bei "Maddax" genieße, einfach zu groß. Natürlich ist es schon toll, an so einer Legende wie "Atlan" mitzustricken, schließlich habe ich als Schüler selbst Dutzende von Hans Kneifels Zeitabenteuern in mich hinein gefressen. Von daher hat es mir wirklich großen Spaß gemacht, da mitzumischen. Mein Hintergrundwissen bei Perry ist aber doch begrenzt, und da auf allen VPM-Expos die Jahrzehnte lange Serienchronik lastet, musste ich zu den Romanen jedes Mal ganz schön viel nachlesen, bis ich mich endlich ans Werk machen konnte. Bei "Maddrax" habe ich hingegen große Teile der Chronik selbst mitgestaltet und dort schreibe ich meine Exposes auch selbst, deshalb fühle ich mich bei dieser Serie natürlich viel stärker zu Hause.

Allerdings werde ich auch bei Maddrax eine Kreativpause einlegen.

Tatsächlich? Warum? Hast du den Spaß an der Serie verloren?

Nein, ich habe nach wie vor Spaß an der Serie, aber nach über fünf Jahren "Maddrax" sehe ich doch die Gefahr mich langsam zu wiederholen. Ich möchte mich gerne intensiv anderen Themen widmen, und da die Arbeit an dieser komplexen Serie recht viel von meiner Kapazität bindet, klinke ich mich einfach für einige Zeit aus. Der gerade vollzogene Zyklenwechsel ist dafür genau der richtige Zeitpunkt. So konnte ich noch die große Auseinandersetzung zwischen den Technos und den Daa'muren sauber mit über die Bühne bringen und bei der Gelegenheit auch gleich sämtliche offenen Fragen klären, die meine "eigenen" Figuren betrafen. So hat Aiko alle Entwicklungen durchlaufen, die ich für ihn geplant hatte, bevor ich ihn mit einer letzten heroischen Aktion aus der Handlung genommen habe. Einige andere Figuren mussten ebenfalls ins Gras beißen, für andere wurde eine Situation geschaffen, in der sie problemlos für längere Zeit aus der Handlung ausscheiden können. In Band 154 habe ich z.B. noch mal die Situation in Moskau geklärt und dabei ganz nebenbei Navoks lange Wanderschaft beendet. Damit kann ich die Handlung jetzt guten Gewissens komplett in die Hände meiner Kollegen übergeben.

Was ist statt Maddrax von dir zu erwarten?

Im Augenblick gönne ich mir eine Schreibpause, um mich vom Terminstress der letzten Monate zu erholen. Außerdem bin ich derzeit familiär stark eingespannt. Mein Vater leidet an Alzheimer und sein Zustand hat sich im Verlauf dieses Jahres stark verschlechtert. Es gibt da im Moment eine Menge zu regeln und umzuorganisieren, um ihn weiterhin innerhalb der Familie pflegen zu können.

Sobald da alles in geregelten Bahnen verläuft, stehen aber einige Aufgaben an, bei denen ich Stoffe alleinverantwortlich entwickeln und schreiben kann. Das ist eine Sache, auf die ich mich - bei allem Spaß an der Teamarbeit - schon sehr freue. Einiges davon wird wohl unter Pseudonym erscheinen, anderes unter meinem richtigen Namen. Das sind durch die Bank alles spannende Projekte, die neue Herausforderungen bedeuten. Einfach ab und zu mal auf meine Homepage schauen, sobald eine Veröffentlichung ansteht, erfährt man es dort zuerst.

Das ist ein guter Tipp, den ich gerne weitergebe. Vielen Dank, dass Du Dir für unsere Leser Zeit genommen hast!
 
 
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