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  Interview: INTERVIEW MIT NICOLE RENSMANN!
Geschrieben am Sunday, 14.November. @ 11:04:58 CET von Guido
 
 
  Interview
Nicole Rensmann arbeitet seit 2000 als freie Schriftstellerin und blickt auf verschiedene Publikationen im Bereich der Erwachsenen und - Kinderliteratur zurück. 2002 stieg sie in das Team des Print-Magazins "phantastisch!" ein, der 2003 bei Atlantis erschienene Roman wurde für den Deutschen Science Fiction Preis 2004 sowie zweimal für den Deutschen Phantastik Preis nominiert. Im Januar 2005 erscheint von ihr Band 20 der "Atlan"-Serie ("Azaretes Weg").
Dirk van den Boom hat die Gelegenheit genutzt und ein Interview mit ihr geführt.

Liebe Nicole, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Einstieg in das Atlan-Autorenteam. Dieser freudige Anlass gibt mir auch gleich den Stoff für meine Einstiegsfrage. Vor nicht allzu langer Zeit hast du in einem Interview für den Fantasyguide deutliche Vorbehalte gegen das Verfassen von Heftromanen geäußert, es entstand der Eindruck, dass dies nicht der von dir gewünschte Weg einer schriftstellerischen Karriere sei. Nun liegt uns, kurze Zeit später, ein Heftroman von dir vor. Wie kam es zu diesem durchaus bemerkenswerten Sinneswandel?

Vielen Dank, Dirk. Nun zunächst habe ich nur einen Roman geschrieben, ob es einen weiteren von mir geben wird, steht noch gar nicht fest. Was das Schreiben eines Heftromans an sich betrifft: Klar sollte sein, dass ich NIEMALS diese Form des Schreibens und Veröffentlichens verurteilt habe. Es gibt stilistische gute Heftromane, aber auch schlechte, genauso wie es gute und schlechte Einzelromane gibt. Vorurteile im Bereich der Heftromane entstehen vermutlich dadurch, dass viel mehr Hefte auf den Markt kommen, als der Roman eines einzelnen Autors als Taschenbuch oder Hardcover. Außerdem benötigt die Arbeit an einer Serie viel Disziplin und ein ständiges Muss an Kreativität. Jeder weiß aber, dass die Muse nicht jeden Tag vorbeischaut, doch wer im Bereich Heftromanserien auf Dauer dabei sein will, muss sich zwingen weiter zu schreiben – oft auch aus finanziellen Gründen - und manchmal leidet dann die Qualität darunter. Zwar gibt es etwas andere Regeln, was Formulierungen und Stil betrifft, aber ich glaube, da lässt sich ein Mittelweg finden, so dass man selbst, aber auch die Redaktion zufrieden ist. Warum nun mein Sinneswandel? Nun, Uwe Anton kenne ich schon viele Jahre und als er mich fragte, ob ich mir vorstellen könne einen Roman für ATLAN beizusteuern, fühlte ich mich sehr geehrt. Er hätte mich nicht gefragt, wenn er nicht an mich glauben würde. Und so habe ich schließlich zugesagt. Ich schreibe Kindergeschichten und Phantastische Literatur, warum nicht auch noch bei einer Serie wie ATLAN mit? Wer das Fernsehprogramm wechseln möchte, verwendet die Fernbedienung; ich habe mir einen imaginären Schalter zugelegt, um von einer Schreibweise zu anderen zu switchen.

Aber es muss ja einen Grund gegeben haben, der dich davor zu der Einschätzung veranlasst hat, diese Form des Schreibens für dich nicht zu reklamieren. War dieser Grund also nicht so wichtig oder hat sich durch die Erfahrung mit deinem Atlan-Beitrag deine Einstellung geändert?

Die Einarbeitung in eine schon bestehende Serie ist zeitaufwändig und ich schreibe normalerweise nicht nach Exposé. Außerdem habe ich sehr viele eigene Ideen, die ich gern verwirklichen möchte und die keinesfalls in das eng gestrickte Schema einer Heftromanserie passen. Und vermutlich spielte auch Angst eine Rolle - Angst vor dem Unbekannten. Andererseits liebe ich aber auch die Herausforderung und somit nahm ich das Angebot letztendlich gerne an.

Hat sich diese Angst nun bestätigt oder würdest Du es wieder einmal mit einem Heftroman versuchen, wenn sich die Gelegenheit böte?

Es käme auf die Serie an. Einen ATLAN würde ich sicherlich noch mal schreiben.
Denn »Azaretes Weg« hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Du hast ja selber schon angedeutet, womit du deine ersten schriftstellerischen Sporen verdient hast. Skizziere uns doch einmal, wie dein Weg zur Schriftstellerin war und welche Stolpersteine dabei die größten waren, die du zu überwinden hattest.

Okay, ich versuche es kurz zu machen: Ich habe zunächst Artikel für das Magazin »Horror-News« des Stephen King Fanclubs geschrieben. Erste Kurzgeschichten und Gedichte folgten. Da ich durch den Club Kontakt zu Verlagen hatte, bekam ich die Chance Rolf Schmitz von Bastei Lübbe meine Stories vorzulegen. Dieser hat sie durchs Lektorat geschickt und mir mit einer sehr detaillierten Beurteilung zurückgegeben. So wusste ich, woran ich noch arbeiten musste. Einige der Geschichten sind dann später bei John Sinclair als Story der Woche und in diversen Anthologien erschienen. Ich schrieb parallel Horrorgeschichten und eine Fantasygeschichte für Kinder, versuchte mich an einem Krimi. Bewerbungen bei Verlagen kamen allesamt zurück. Doch manchmal entstanden Gespräche mit Lektoren, besonders im Kinderbuchbereich. Auch wenn keine Veröffentlichung daraus wurde, so konnte ich mir doch aus all diesen Tipps etwas für die nächste Story mitnehmen. Und irgendwann fand ich dann die Kleinverlage und kam zu meiner ersten Veröffentlichung. »Philipp und Melanie« - ein Jugendroman, der glücklicherweise jedoch nicht mehr erhältlich ist. Die Geschichte ist klasse, aber der Stil... Nunja, jeder entwickelt sich weiter. Auch wenn ich G. Meyer´s Taschenbuchverlag aus diversen organisatorischen Gründen nicht weiter empfehlen würde, gab mir diese Publikation jedoch den nötigen Mut weiterzumachen.

Das heißt, du bist Stephen-King-Fan. Inwieweit lässt du dich bei deiner eigenen schriftstellerischen Arbeit von Vorbildern wie King beeinflussen? Wie verhinderst du, dass sich solche Einflüsse vielleicht ungewollt in die eigene Schreibe einschleichen?

Ich war Stephen King-Fan. Ja. Natürlich lese ich seine Bücher nach wie vor gerne und verfolge seinen Weg, aber nicht mehr so fanatisch, wie das vor Jahren gewesen ist. Zum Thema Beeinflussung: Unterbewusst findet diese sicherlich statt, davon kann sich kein Autor
frei sprechen, aber das muss ja auch nicht unbedingt etwas Negatives sein. Wenn ich viel lese, dann bleibt natürlich das ein oder andere hängen: Themen, Wortfetzen, Stil. Und das wird dann unterbewusst dem eigenen Stil angepasst.

Es ist ja dieses Un- oder Unterbewusste, was hier von besonderem Interesse ist. Man kann sich ja auch "freistrampeln", dafür sind aber ja Mechanismen nötig, die einem ermöglichen, an seine eigene Arbeit mit kritischer Distanz heranzutreten. Gibt es bei dir solche Mechanismen? Wie funktioniert das "interne Qualitätsmanagement"?

Natürlich gibt es das. Ich bin mein grausamster Kritiker, gehe stets hart mit mir ins Gericht und bin grundsätzlich niemals zufrieden. Ich wachse durch meine Erfahrungen und lerne aus meinen Fehlern. Anders wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin - sowohl beruflich, als auch privat. Aber wenn wir zwei über das Unterbewusste und das Freistrampeln reden wollen, wird das hier ein sehr esoterisches Interview. Ich bin mir nicht sicher, ob das die phantastik.de - Leser wirklich lesen möchten.

Wechseln wir dann doch das Thema: dein Roman "Anam Cara", obgleich nur schwerlich einem der klassischen Subgenres zuzuordnen, hat es auf die Nominierungslisten von zwei der drei Phantastik-Preise in Deutschland geschafft und schnitt da auch nicht schlecht ab.
Wie hast Du diesen Vorgang wahrgenommen? War das für Dich nachvollziehbar
oder hast Du nur noch mit dem Kopf geschüttelt?


Ich war überrascht, hoch erfreut und zweifelte auch ein wenig. Natürlich habe ich auch gehofft, das bleibt nicht aus. Doch ich bin zufrieden mit den Platzierungen. So habe ich noch Möglichkeiten mich mit dem nächsten Roman nach oben hin zu verbessern. Andererseits sind zwar eine Nominierung und auch ein Gewinn eine wunderbare Sache, jedoch stellt es nicht das Nonplusultra des Schreibens dar.

Was ist denn das Nonplusultra des Schreibens?

Ich wusste, dass du das jetzt fragen würdest. Für mich bedeutet es meine Kreativität ausleben zu können und so möglicherweise die Menschen da draußen zu erreichen, ihnen ein paar vergnügliche Stunden zu bereiten oder sie zum Nachdenken anzuregen. Aber ... Was ist das Nonplusultra des Schreibens für dich?

Meinen Narzissmus zu befriedigen. Das ist dann für dich aber gar keine Motivation?

Nicht wirklich. Und das ist es bei dir auch nicht.

Oh doch. Aber lass mich die Frage einmal anders herum stellen, oder vielmehr, ich taste mich von hinten heran: Du hast deinen ersten phantastischen Roman, das bereits erwähnte Buch »Anam Cara«, beim Atlantis-Verlag veröffentlicht. Dieser ist bekanntlich ein
Kleinverlag. Welche Form von Betreuung bezüglich Inhalt und Gestaltung des Buches hast du da erlebt?


»Anam Cara« war nicht mein erster Roman. Mein erster phantastischer (Jugend-)Roman war »Philipp und Melanie«. Danach folgten zwei Kinderbücher, auch bei einem Kleinverlag. Und Anam Cara hieß ursprünglich Con Anima und sollte im WebSite Verlag veröffentlicht werden. Doch die Zusammenarbeit mit Marc Albrecht funktionierte nicht so wie sich beide Seiten das vorgestellt hatten und somit trennten wir uns. Auf der Suche nach einem neuen Verlag surfte ich auch bei Atlantis vorbei. Guido Latz war mir aus dem Fandom ein Begriff und ich dachte: "Den brauchst du nicht fragen, der nimmt das sowieso nicht." Ein paar Tage später mailte mir Guido, dass er gelesen hätte Con Anima erschiene nun doch nicht beim WebSite Verlag und ob ich mir vorstellen könne, den Roman in seinem Verlag zu veröffentlichen. Mehr muss ich dazu nicht sagen.
Da diese Zusammenarbeit hervorragend funktionierte, ich Mitspracherecht beim Cover hatte und auch sonst alles reibungslos verlief, kann ich den Atlantis-Verlag mit ruhigem Gewissen empfehlen.

Dennoch vermute ich, dass du aufgrund deiner langjährigen Erfahrungen in der Szene sehr wohl zwischen den Qualitätsansprüchen eines Kleinverlages und eines großen Hauses zu unterscheiden imstande bist. Würdest Du mittlerweile sagen, dass Du erkennen kannst, wo diese Unterschiede liegen und ob Du diesen Kriterien gerecht werden kannst?

Natürlich wäre es toll gewesen sofort einen Bestseller bei Heyne, Bastei, Piper & Co. zu landen. Doch damals wäre ich, wenn ich ehrlich zu mir bin, auch nicht in der Lage gewesen, schon einen Bestseller zu schreiben. Den Weg über die Kleinverlagsszene zu nehmen halte ich für den härteren Weg, auf dem ich viel Erfahrungen sammeln kann und einen Einblick erhalte, den ich bei einem Debüt-Bestseller niemals hätte erlangen können. Außerdem, von unten nach oben ist grundsätzlich schmerzfreier, als andersherum. Ich weiß, wie ich wieder aufstehen kann, falls ich mal abstürze. Und gerecht werden, muss ich nur mir selbst.

Den vorletzten Satz habe ich nicht verstanden. Bist du denn gefallen, dass du wieder aufstehen musst? Haben sich nach den Erfahrungen im Kleinverlag deine Erwartungen denn verschoben - das heißt, würdest du wieder in einem Kleinverlag veröffentlichen oder muss es jetzt "mehr" sein?

Wer ist noch nicht gefallen und musste wieder aufstehen? Ob es nun mehr sein muss? Es soll und wird weitergehen, wie und wo wird sich zeigen. Du wirst es erfahren!

Mit dem durchaus erfolgreichen Abschneiden von »Anam Cara« bei den SF-Preisen und deinem ersten Atlan scheint deine schriftstellerische Karriere eine neue Ebene erreicht zu haben. Was sind deine Pläne für die unmittelbare Zukunft? Was erscheint als nächstes?

Im Sommer wird der Roman »Ciara« im Festa-Verlag erscheinen. Der Titel kann sich allerdings noch ändern. Und dann sind da noch so einige neue Ideen, die ich nach und nach verwirklichen möchte. Ab sofort wird mich die Agentur Meller dabei unterstützen. Es bleibt also abzuwarten, was in den nächsten Jahren von mir erscheint.

Ein Roman bei Festa, das klingt interessant. Kannst du uns etwas über den Inhalt verraten - zumindest ein paar Andeutungen?

Nun, Frank Festa fragte mich im letzten Jahr, ob ich einen Vampirroman schreiben wolle, der in der Nosferatu-Reihe erscheinen sollte. Natürlich sagte ich zu. Doch es widerstrebte mir einen typischen Vampir zu kreieren, denn das Thema ist doch sehr ausgereizt. Und so ist Ciara alles andere als eine blutgierige, böse Untote, obwohl.... Sie wird in der Nacht ihres 19. Geburtstags vergewaltigt, was eine Kette von mysteriösen Veränderungen in ihr und ihrer Umgebung auslöst. Die Handlung findet in der Gegenwart statt und verläuft, bewusst strukturiert, 14 Tage lang. Mehr möchte ich vorerst nicht verraten. Der Roman erscheint allerdings, zu meiner Freude, in der Allgemeinen Reihe als Taschenbuch.

Dann ist der nächste Schritt auf der Leiter ja schon in Vorbereitung. Bleibt da noch genug Zeit für deine eher journalistischen Arbeiten, z. B. für das Magazin phantastisch!? Ist das beides eigentlich für dich gleichwertige Arbeit oder würdest du bei stärkerem Bedarf aus der belletristischen Seite das Journalistische eher zurückstutzen wollen?

Ich arbeite sehr gerne mit Klaus Bollhöfener zusammen, aber - und das weiß er - sollte sich DIE Chance in der Belletristik ergeben, würde ich den journalistischen Bereich durchaus vernachlässigen oder sogar komplett aufgeben. Auch wenn ich sehr viele sympathische oder/und interessante Menschen durch phantastisch! kennen gelernt habe, ist mir das Schreiben von Romanen wichtiger, als Interviews zu führen und Biografien zu verfassen. Vielleicht aber finde ich auch einen Mittelweg. Das wird sich dann entscheiden, wenn sich eine weitere Tür öffnet. Jetzt willst du wissen, welche Tür, stimmt´s?

Schlaues Mädchen! Welche Tür?

Du bist eben leichter zu durchschauen als dir lieb ist. ;-)
Ich entscheide, wie es weitergeht, wenn sich die Tür zu einem renommierten, großen Verlag für mich öffnet.

Dann bleibt mir ja nur noch, dir dafür alles Gute und viel Erfolg zu wünschen.

Vielen Dank!

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