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  Interview: Interview mit Dennis Ehrhardt
Geschrieben am Tuesday, 02.November. @ 17:10:15 CET von carsten
 
 
  Interview Carsten Kuhr sprach mit Dennis Ehrhardt vom zaubermond Verlag


EIN INTERVIEW MIT | D. EHRHARDT

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Von Carsten Kuhr

1995 gruendeten Bernd Goetz und Thomas Born den Zaubermond Verlag mit dem Ziel, zwei bekannte Horrorserien aus den 70er und 80er Jahren wiederzuveroeffentlichen - den "Daemonenkiller" und "Larry Brent". Nach einigen Heften stieg man auf Hardcover um. Von "Larry Brent" erschien jedoch nur noch ein Band, bis die Reihe mit dem Ausscheiden des Verlagsgruenders Bernd Goetz eingestellt wurde. Der "Daemonenkiller" lief weiter und brachte es bis 1998 unter der alleinigen Betreuung Thomas Borns auf fuenf Hardcover.

1998 kam mit Dennis Ehrhardt ein neuer Mitarbeiter zum Zaubermond-Verlag, der - unter dem Pseudonym Dario Vandis - zunaechst zusammen mit Martin Kay als Autor fuer die Weiterfuehrung der "Daemonenkiller"- Serie unter dem neuen Namen "Edition DK" verantwortlich war. Zusaetzlich erhielt die Serie ein neues Layout, das seitdem zum Markenzeichen von Zaubermond geworden ist.

Neben seiner Autorentaetigkeit uebernahm Dennis Ehrhardt nach und nach immer mehr Verlagsgeschaefte. Inzwischen werden Arbeit und Verantwortlichkeiten intern redlich geteilt, wobei die geschaeftsfuehrenden Funktionen jedoch auch weiterhin allein bei Thomas Born verbleiben.

Der "neue" Zaubermond-Verlag brachte es seit 1998 auf sechs weitere "Edition DK"-Buecher, und seit Februar 2000 erscheinen auch die klassischen "Daemonenkiller"-Abenteuer unter dem Namen "Dorian Hunter" in einer gewohnt gediegenen Hardcover-Ausstattung. Erweitert wird der "Daemonenkiller"-Kosmos durch die Subserie "Coco Zamis", in der die Jugendabenteuer der gleichnamigen Hexe geschildert werden, die spaeter zur Gefaehrtin des Daemonenkillers Dorian Hunter wurde.

Weiterhin wurden 1999 die Bastei-Serie "Vampira" (unter dem Namen "Das Volk der Nacht") und 2000 "Die Abenteurer" neu in das Zaubermond- Programm aufgenommen. Im Sommer 2000 startete die Allgemeine Reihe mit dem Mystery-Thriller "Waechter der Gerechten" von Marcel Feige, und im Herbst 2000 wird ein Roman aus der Feder von Jo Zybell erscheinen, der die Vorgeschichte zur Bastei-Serie "Maddrax" erzaehlt.


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CK:

Dennis, was hat euch beide, Thomas Born und dich, dazu gebracht, eure ganze Kraft in das Unternehmen Zaubermond zu investieren. Ist es Berufung oder Besessenheit, Hobby oder Broterwerb?

DE:

Brot gibt es bei uns nicht, nur Buecher, aehem. Aber im Ernst: Besessenheit und Berufung - nun, zu einem Teil ist das sicherlich Voraussetzung. Wir haben beide ja noch einen "Hauptjob". Thomas betreibt in Schwelm hauptberuflich ein Zeitschriftenfachgeschaeft mit Buerobedarf, Lotto und Reisebuero. Dort befindet sich auch der Hauptsitz des Verlags. Ich selbst bastele gerade in Hamburg an meiner Diplomarbeit in Mathematik. Da Zaubermond im Grunde aber ein "richtiges" Unternehmen, ein richtiger Verlag ist, der viel Zeit erfordert, wird die Arbeit nicht selten zur wirklichen Belastungsprobe. Dazu kommt, dass Zaubermond auf seine Art auch heute immer noch Pionierarbeit leisten muss - genauso wie andere Kleinverlage auch. Wie sagte schon Heinz Rudolf Kunze: "Eigene Wege sind schwer zu beschreiten, sie entstehen ja erst beim Gehen." Dem gibt es, ganz ehrlich, nichts hinzuzufuegen!

CK:

Es ist allgemein bekannt, dass die Vermarktung ein zentrales Problem der Kleinverlage darstellt. Wie erfaehrt der Leser "da draussen" von euren Buechern?

DE:

Die Antwort scheint simpel: durch eine stetige Verbesserung unserer Vertriebswege. Wir haben hier innerhalb der letzten zwei Jahre zum Teil entscheidende Fortschritte erzielt. So sind zum Beispiel seit 1999 alle unsere Buecher in jeder Buchhandlung binnen 24 Stunden lieferbar - ein Service, der fuer Kleinverlage keineswegs selbstverstaendlich ist. Zaubermond hat sich das erster Kleinverlag im phantastischen Bereich selbstaendig erarbeitet. Erst spaeter haben andere nachgezogen. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Es wuerde aber zu weit fuehren, hier alles aufzuzaehlen.

CK:

Ist nicht vielleicht auch der Umfang der einzelnen Verlagsprogramme ein Problem? Der Markt wird von Zaubermond, Blitz und HJB gut versorgt. Jetzt kommt noch Marxmuehle mit einem eigenen Programm unter der literarischen Leitung von Alfred Wallon hinzu. Ist ueberhaupt genuegend Raum fuer so viele Buecher, gibt es Leser und Kaeufer genug?

DE:

Ich glaube schon. Jedenfalls sind die Programme aller genannten Verlage in keinster Weise austauschbar. Ob ein "Dorian-Hunter"- oder "Vampira"-Leser bei der Stange bleibt, entscheidet sich wohl in erster Linie daran, wie ihm die Romane gefallen, nicht ob er zeitgleich eventuell noch andere Serien liest.

CK:

Warum habt ihr darauf verzichtet, die alten bekannten Seriennamen auch bei euren Fortfuehrungen zu nutzen? Warum die Titelaenderung bei "Vampira" zu "Das Volk der Nacht", bzw. "Daemonenkiller" zu "Dorian Hunter"? Die alten Namen waeren den Fans sicherlich lieber gewesen.

DE:

Das bezweifle ich ehrlich. Die Leserbriefmeinungen sind hier sehr geteilt. Uebrigens erfolgte die Aenderung von "Vampira" in "Das Volk der Nacht" auf Wunsch von Manfred Weinland. Beim "Daemonenkiller" hingegen erschien uns der Titel zu martialisch. Er hat natuerlich einen gewissen nostalgischen Charme, der "normalen" Buchhaendlern, die sich unsere Buecher ja ins Verkaufsregal stellen sollen, allerdings nur schwer zu vermitteln gewesen waere...

CK:

Wie stellt sich die weitere Zusammenarbeit mit den Autoren dar? Geht ihr auf diese zu, oder wenden sich die Autoren an euch? Laeuft die Bearbeitung ueber E-mail, Diskette, oder hat das altgediente Papier hier auch noch eine Daseinsberechtigung?

DE:

Meist gehen wir auf die Autoren zu. Natuerlich bekommen wir auch viele Manuskripte unaufgefordert zugeschickt, aber die Chance, auf diese Weise veroeffentlicht zu werden, ist sogar bei grossen Verlagen aeusserst gering. Bei einem Kleinverlag mit entsprechend weniger Raum fuer Experimente ist sie gleich Null, das muss man leider so sagen, zumal unser Veroeffentlichungsschwerpunkt bei Buchreihen liegt. Mit "Waechter der Gerechten" von Marcel Feige ist im Juli zum ersten Mal ein Einzelroman bei uns erschienen. Dies wird in diesem Jahr auch der einzige bleiben - von dem "Maddrax"-HC einmal abgesehen, das zwar einen Einzelband darstellt, aber trotzdem ja einen grossen Serienbackground hat. Die Kommunikation im Verlag laeuft fast ausschliesslich ueber Telefon und Computer. Das bleibt allein durch die Entfernungen nicht aus. Ohne Internet waere der Zaubermond-Verlag vermutlich nicht ueberlebensfaehig...

CK:

Euer Konzept beruht zum groessten Teil auf der Fortfuehrung bekannter Serien. Dabei ist fuer die Leser natuerlich von grossem Interesse, ob auch die frueheren Stammautoren engagiert werden koennen. Bei den ABENTEURERN und DAS VOLK DER NACHT ist das der Fall. Bei der "Edition DK" sucht man die Namen Ernst Vlcek und Neal Davenport bis jetzt leider vergeblich - warum?

DE:

Man muss bedenken, dass die Erstauflage des "Daemonenkiller" bereits 25 Jahre zurueckliegt. Die Autoren mussten in dieser Zeit natuerlich auch Geld verdienen und haben fuer andere Serien geschrieben. Man kann jetzt halt nicht einfach einen Knopf umlegen und sagen: "Hier ist der neue DK, los geht's!" Kurt Luif alias Neal Davenport hat die Schreiberei sogar ganz an den Nagel gehaengt, so dass die Chancen auf eine Rueckkehr im Grunde bei Null stehen. Aber ich darf verraten, dass Band 9 der Edition DK sehr wahrscheinlich von einem Autor der "Daemonenkiller"-Erstauflage verfasst wird. Über den Namen moechte ich vorerst noch Stillschweigen bewahren. Ein bisschen Kopfzerbrechen hat noch keinem Leser geschadet. :-)

CK:

Wer entwirft die Handlungskonzepte der Fortfuehrungen; treffen sich die Autoren zu einer Konferenz, oder spricht da eventuell auch der Altverlag ein Wort mit?

DE:

Der Altverlag hat mit den Fortfuehrungen nichts zu tun. Lediglich bei "Das Volk der Nacht" ist Michael Schoenenbroecher fuer das Lektorat der Romane zustaendig. Das Konzept der Serie wird jedoch allein von Manfred Weinland erstellt. Bei den "Abenteurern" wurde der derzeitige Zyklus von Robert deVries und Frank Rehfeld ausgearbeitet. Dabei ist Robert insbesondere fuer den archaeologischen Background verantwortlich. Der Daemonenkiller, also die "Edition DK", wird von mir allein geplant, wobei ich natuerlich eng mit den Autoren der jeweiligen Baende zusammenarbeite. Keinem Autor ist damit gedient, wenn er ein Thema bekommt, das ihm partout nicht liegt.

CK:

In dem Vorwort zum ersten und einzigen "Daemonenkiller"-Heft des Zaubermond-Verlags hat sich Thomas Born selbst als DK-Fan geoutet. Dir wird es nicht anders gehen, da du unter dem Namen Dario Vandis ja sogar selbst an der Serie mitschreibst. Was veranlasste euch, darueber hinaus auch noch "Das Volk der Nacht" und "Die Abenteurer" in das Programm aufzunehmen?

DE:

Nun, wir sind ausserdem eben auch noch grosse "Abenteurer"- und DVDN-Fans... Das ist kein Scherz! Darueber hinaus aber bot sich insbesondere bei DVDN eine nahezu einmalige Gelegenheit: Die Serie wurde nicht wie "Dorian Hunter" quasi "wiedererweckt", sondern sie lebte weiter, wurde nur ins Hardcover verfrachtet. Damit hat Zaubermond bewiesen, dass ein Konzept, welches - vielleicht aufgrund seiner Komplexitaet - in Heftform scheiterte, im Hardcover durchaus ueberlebensfaehig ist. Darauf sind wir fast ein bisschen stolz.

Auch bei den "Abenteurern" war es ohne Zweifel das Konzept, das uns ueberzeugte. Diese Verknuepfung von SF, Horror, Fantasy und Archaeologie in einem grossen Serienkosmos ist bisher einmalig in der phantastischen Literatur. Der Aufwand, den Frank Rehfeld und Robert deVries betreiben, um die Serie durchzuplanen, beeindruckt mich ueber die Massen. Von ihnen kann man immer noch etwas lernen.

CK:

Fast alle eure Serien sind Fortfuehrungen frueherer Heftromanreihen, bringen also ausschliesslich neue Romane. Weshalb goennt ihr euren Lesern nicht die Neuauflagen von Band 1 ab?

DE:

Weil die Leser in vorderster Reihe an neuen Romanen interessiert sind. Erst wenn die Nachfrage gross genug ist, koennen wir eine Neuauflage von Band 1 an starten. Das war zuerst bei "Dorian Hunter" und "Coco Zamis" der Fall, weil die alten Romane nur noch sehr schwierig zu bekommen sind. Ab November werden wir einem weiteren Leserwunsch nachgeben und auch die alten Romane von "Das Volk der Nacht" im Hardcover neu auflegen. Der erste Zyklus erscheint in sieben Baenden zu je 480 Seiten und DM 39,80. Diese Neuauflage ist uebrigens einer der Gruende dafuer, dass sich das Erscheinen von DVDN-Buch 5, "Landru", inzwischen ueber die Massen verspaetet hat. Manfred Weinland war lange Zeit mit der Bearbeitung der alten Romane beschaeftigt.

CK:

Wie sieht diese Bearbeitung aus? Wird es Kuerzungen geben?

DE:

Kaum. Umformuliert wurden vor allem einige erotische Szenen, bei denen damals auch nach dem Geschmack des Autors zu sehr mit dem Holzhammer operiert wurde. Darueber hinaus werden unter Umstaenden ein oder zwei Gastromane herausfallen. Den Grossteil der Arbeit macht jedoch ein neuer Text in der Laenge eines knappen Heftromans aus, der dem ersten Heft als Prolog vorangestellt wird, sozusagen eine Einleitung des gesamten Zyklus.

CK:

Diese Neuauflage werden besonders Neuleser sehr begruessen, denn "Das Volk der Nacht" ist sehr zyklenorientiert. So wurden von einigen Lesern besonders die Cliffhanger in Buch 2 der neuen Romane ("Die achte Plage") kritisiert, weil daraufhin ein Einschubband ueber Nona die Woelfin folgte, der mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun hatte. Waere ein anderer Zeitpunkt fuer einen Sonderband nicht guenstiger gewesen?

DE:

Ganz ehrlich, gerade weil "Das Volk der Nacht" sehr zyklisch konzipiert ist, waere fuer einen eingeschobenen "Nona"-Band vermutlich jeder Zeitpunkt der falsche gewesen. Der Zyklus um Rahel und ihre Neo-Vampire endet voraussichtlich mit Buch 7. Haetten wir so lange mit dem ersten "Nona"-Band warten sollen?

CK:

Man haette die "Nona"-Romane vielleicht, wie urspruenglich angedacht, als eigene Reihe herausbringen koennen...

DE:

Wir hielten es nach einiger Überlegung fuer einen Fehler, das Serienprogramm mit einer weiteren Sub-Serie, diesmal zu DVDN, noch weiter aufzublasen. Fuer Neuleser duerfte schon die Orientierung im "Dorian-Hunter"-Kosmos mit der Neuauflage der Originalromane ("Dorian Hunter"), den neuen Abenteuern ("Edition DK") und Cocos Jugendromanen ("Coco Zamis") nicht sehr einfach sein. Die weitverbreitete Vermutung, dass Verkaufszahlen bei der Entscheidung eine Rolle spielten, ist uebrigens falsch, da rund 99% aller DVDN-Abonnenten von Anfang an auch "Nona" bestellt hatten. Auch das Erscheinen der anderen DVDN-Buecher wuerde sich durch eine eigene "Nona"-Reihe kaum beschleunigen, denn auch diese Romane muessen ja erst mal geschrieben werden.

CK:

Wie wird es bei DVDN weitergehen?

DE:

Wie gesagt, fuer die inhaltliche Planung ist allein Manfred Weinland zustaendig. Die grobe Handlung legt fest, dass der Rahel-Zyklus mit Buch 7 endet. Danach werden die Romane wieder etwas bodenstaendiger werden. Auch bei den Autoren wird es eine Veraenderung geben. Timothy Stahl wird sich aus Zeitgruenden aus der Serie zurueckziehen. Mit Band 6 wird zum ersten Mal ein Hardcover von einer Gastautorin verfasst, naemlich von Claudia Kern, die auch fuer "Maddrax" und "Professor Zamorra" schreibt.

CK:

Du hast eben die Verzoegerung von DVDN-Band 5 angesprochen. Leider gab und gibt es bei Zaubermond immer wieder solche Programmverschiebungen. Wie versucht ihr dieses Problem in den Griff zu bekommen?

DE:

Nun, DVDN 5 stellt inzwischen sicherlich eine Ausnahme dar. Manfred Weinland hat die Bearbeitung der alten Romane kuerzlich abgeschlossen und widmet sich zur Zeit allein dem neuen DVDN-Roman, der dann hoffentlich Ende Oktober erscheinen kann. Was das leidige Thema Verspaetungen allgemein angeht: Die neuen Romane sowohl von "Das Volk der Nacht" als auch der "Edition DK" werden um einiges komplexer aufgebaut, als es bei den frueheren Heften der Fall war. Dies beinhaltet auch einen sehr viel groesseren Zeitaufwand bei der Planung eines HC. Man kann da nicht einfach die Seitenzahlen der Hardcover und Hefte hernehmen und einen Dreisatz rechnen. Zum Beispiel habe ich mich anlaesslich des sechsten Bandes der "Edition DK", der Ende Oktober erscheint, drei oder vier Mal persoenlich mit dem Autor Frank Rehfeld getroffen, um die Feinheiten der Handlung abzuklaeren (wir wohnen ca. 500 km voneinander entfernt). So etwas waere bei einer Heftromanserie vom Zeit- und Geldaufwand her undenkbar gewesen. Hier richtet sich mein Appell an die Leser: Es mag schmerzhaft sein, von der Gewohnheit einer absolut regelmaessigen Erscheinungsweise Abstand zu nehmen. Aber ich bin zuversichtlich, dass uns allen mit der steigenden Qualitaet der Romane unterm Strich mehr gedient ist.

CK:

Dennoch sollten urspruenglich all eure Reihen in dreimonatlichem Rhythmus erscheinen.

DE:

Bei "Das Volk der Nacht" versuchen wir nach wie vor, diesen Rhythmus einzuhalten. Als Ausgleich fuer die Verspaetung fuer Buch 5 wird der naechste Roman nur zwei Monate spaeter erscheinen. Damit kommen wir in diesem Jahr trotz allem auf vier DVDN-Buecher, was doch sehr zufriedenstellend ist.

Die "Edition DK" erscheint zur Zeit leider seltener, etwa alle sechs Monate. Das liegt zuvorderst an meinem Zeitmangel (Diplomarbeit, Studium auf der Zielgeraden, siehe oben). Ich bin jedoch guter Hoffnung, dass dieses Problem spaetestens ab Herbst 2001 behoben sein wird.

CK:

Es faellt auf, dass ihr euch gerade in neuerer Zeit verstaerkt den Reihen des Bastei-Verlages zuwendet. Erst "Vampira" ("Das Volk der Nacht"), dann "Die Abenteurer" und jetzt gar ein Prequel zu "Maddrax", also ein Band, der chronologisch vor dem Band 1 der Heftserie einzuordnen ist. Besteht ein besonderes Verhaeltnis zu Bastei - eventuell auch weitere Plaene ueber Zusammenarbeiten (HC Ausgabe von "Maddrax", "Terranauten"-Neuauflage o. ae.) ?

DE:

Natuerlich besteht ein besonderes Verhaeltnis zu Bastei - das bleibt bei mittlerweile drei "gemeinsamen" Serien nicht aus. Im uebrigen ist Bastei zur Zeit Monopolist, was den Horrorheftromanmarkt angeht, wir hatten also keine Wahl. :-))) Im Ernst: Wir sind dem Bastei-Verlag aeusserst dankbar, dass man dort dem Gedanken einer Zusammenarbeit zu jedem Zeitpunkt aufgeschlossen gegenueberstand. (Unser ganz spezieller Dank gilt an dieser Stelle Rainer Delfs und Michael Schoenenbroecher, die "Das Volk der Nacht", "Die Abenteurer" und auch das "Maddrax"-Buch bei Zaubermond erst moeglich gemacht haben und alle diese Projekte bis heute immer noch aktiv unterstuetzen - und an Klaus N. Frick und die Verlagsunion Pabel-Moewig, die dieselbe Arbeit fuer "Dorian Hunter" leisten.)

Grundsaetzlich ist fuer uns jedoch nicht entscheidend, ob und wo ein Projekt schon mal veroeffentlicht wurde, sondern dass es qualitativ aus der Masse hervorsticht. Unser Ziel ist es, anspruchsvolle Unterhaltung im Hardcover zu bieten, wobei wir keine Beruehrungsaengste haben, gute Konzepte aus dem Heftbereich zu uebernehmen.

CK:

Es gibt derzeit keine Plaene fuer weitere neue Reihen?

DE:

Neue Plaene schmieden Thomas und ich fast taeglich... Aber eine Hardcover-Ausgabe von "Maddrax" ist mit Sicherheit kein Thema - zumal die ersten fuenf Hefte, wie inzwischen bekannt wurde, ja demnaechst bei Bastei im Taschenbuch neu aufgelegt werden.

CK:

Bei den "Abenteurern" ist Geruechten zufolge zunaechst nur eine Trilogie geplant - mit einer eventuellen Option auf weitere Baende?

DE:

Hm, keine Ahnung, wer das in die Welt gesetzt hat. "Die Abenteurer" sind bei uns, genau wie frueher bei Bastei, als "Endlos-Serie" konzipiert. Umgesetzt bedeutet dies, dass - in Anlehnung an den Umfang des Taschenbuch-Zyklus - die ersten 10 Hardcover einen Zyklus bilden werden.

CK:

Jetzt zu dem Projekt, das dir sicherlich am meisten am Herzen liegt - dem "Daemonenkiller": Die neuen Romane innerhalb der "Edition DK" verzichten auf eine Zusammenfassung der Geschehnisse, die zeitlich vor dem Wechsel ins Hardcover liegen. Dies macht es insbesondere Neueinsteigern schwer, Zugang zu finden. Plant Ihr da Abhilfe, oder werden kuenftig, wie bereits im vierten Band Geschehnisse im Mittelpunkt stehen, die ein Vorwissen nicht voraussetzen?

DE:

Der vierte "Edition-DK"-Band, "Feuerkuss", beinhaltete im Gegenteil sehr viele Anspielungen auf fruehere Romane. Allerdings wurden diese von mir absichtlich so versteckt untergebracht, dass ein Neuleser nicht davon irritiert wird. Wir werden auch in Zukunft versuchen, diesen Mittelweg weiterzuverfolgen. Ausserdem werden am Anfang der Baende kurze, ein- bis zweiseitige Zusammenfassungen der frueheren Handlung eingebaut werden, um Neueinsteigern die Orientierung zu erleichtern. Auch in die Romane, die bereits in zweiter Auflage erscheinen, also Band 1, "Engelszorn", und Band 2, "Rebeccas Rache" (Neuauflage im November), wurden solche Erklaerungen eingebaut.

Es wird jedoch nicht moeglich sein, ausschliesslich selbsterklaerende Einzelbaende zu schreiben. Dies wird von der Mehrzahl der Leser auch nicht gewuenscht. Wer in den "Daemonenkiller"-Kosmos einsteigen will, dem empfehle ich die "Dorian-Hunter"-Reihe. Hier kann er jetzt von Beginn an verfolgen, wie aus dem einfachen Reporter Dorian Hunter der beruehmt-beruechtigte "Daemonenkiller" wurde...

CK:

Wie sieht die praktische Durchfuehrung, das Arbeiten an der Neuauflage von "Dorian Hunter" aus? Wird ueberarbeitet, gekuerzt, dazugeschrieben und veraendert, oder werden die Originalromane unveraendert uebernommen?

DE:

Die Romane werden weitestgehend originalgetreu uebernommen. Natuerlich sind manche 25 Jahre alte Formulierungen nicht mehr zeitgemaess und muessen geaendert werden. Aber das sind Kleinigkeiten, die kaum ins Gewicht fallen. Es ist schon erstaunlich, wie zeitgemaess die Romane heute noch erscheinen. Das ist kein glatter Werbespruch, sondern ich bin beim Überarbeiten wirklich immer wieder aufs neue enorm beeindruckt. Lediglich beim ersten Roman der "Coco-Zamis"-Serie habe ich teils erhebliche inhaltliche Aenderungen vorgenommen, jedoch ausschliesslich auf Wunsch der Autoren Ernst Vlcek und Neal Davenport.

CK:

Was fuer Aenderungen? Kannst du das genauer erlaeutern?

DE:

Puh, das ist kaum in zwei Saetzen zu erklaeren. Ich will's versuchen - auch auf die Gefahr hin, Neuleser nur zusaetzlich zu verwirren: Die Hexe Coco Zamis ist bekanntlich die Gefaehrtin des Daemonenkillers. Ihre Jugend verlebte sie innerhalb der Schwarzen Familie der Daemonen, also quasi auf der boesen Seite. Zwei Romane der Daemonenkiller-Heftserie spielten zum Teil in dieser Zeit. Daran angeknuepft startete spaeter eine eigene Coco-Zamis-Subreihe mit ihren Jugenderlebnissen innerhalb der DK-Taschenbuecher. Ernst Vlcek und Kurt Luif hatten zur Wiederveroeffentlichung dieser TB-Reihe im Hardcover nun vorgeschlagen, die vorangehenden Vergangenheitsepisoden aus der Heftserie in das erste "Coco-Zamis"-HC mit aufzunehmen. Das war nicht immer einfach. Einige Stellen mussten behutsam umgeschrieben werden, da es durchaus Verknuepfungen mit der laufenden DK-Handlung gab. Auch bei einem der spaeteren Taschenbuecher ("Coco und der Teufelsschueler") gab es eine Gegenwartshandlung, die entfernt werden musste. Dazu kam, dass die Taschenbuecher wie gesagt innerhalb der "Daemonenkiller"-TB-Reihe erschienen (in der sonst nur Einzelromane veroeffentlicht wurden, die mit der Originalserie nicht das geringste zu tun hatten). Die Coco-Abenteuer wurden jedoch fast wahllos und ohne eigene Numierung in der TB-Reihe gestreut. So kommt es halt, dass im ersten Hardcover unserer "Coco-Zamis"-Reihe nun folgende Romane veroeffentlicht sind: DK-Heft 31 und 32 (jeweils nur die Vergangenheitshandlung), DK-TB 28 (ebenfalls nur Vergangenheitshandlung), DK-TB 31. Ohne ausfuehrliche Erklaerung wirkt das natuerlich ziemlich seltsam. Aber wie gesagt, es hat alles seine Richtigkeit. Und Cocos Abenteuer sind jetzt erstmals in chronologisch richtiger Reihenfolge lieferbar.

CK:

Auf wie viele Buecher ist "Coco Zamis" ausgelegt, und wird es nach Abschluss der bearbeiteten Neuausgabe auch hier neu verfasste Titel geben?

DE:

Zumindest der Merlin-Zyklus, der damals in den Taschenbuechern nicht mehr zu Ende gebracht wurde, wird bei uns mit neuen Romanen abgeschlossen. Ob es darueber hinaus weitere neue Romane geben wird, steht derzeit noch in den Sternen.

CK:

Nun speziell zur "Edition DK": Inwieweit orientieren sich die Romane an den alten "Daemonenkiller"-Geschichten, die jetzt in der "Dorian-Hunter"-Reihe wiederveroeffentlicht werden?

DE:

Die Handlung der alten Romane bot sehr viele Anknuepfungspunkte fuer eine Fortsetzung. Inzwischen wurden alle offenen Enden der alten Handlung abgeschlossen, und die "Edition DK" bricht langsam zu neuen Ufern auf. Grundsaetzlich bin ich sehr darauf bedacht, die neue Handlung ebenso wie die Charaktere in 100%iger Übereinstimmung mit den alten Romanen zu bringen. Das kostet sehr viel Zeit und Arbeit, aber ehrlich gesagt habe ich mich inzwischen laengst in die Serie verliebt, so dass es mir auf den einen oder anderen Tag mehr, den ich ueber der Konzeption bruete, auch nicht mehr ankommt... Bei aller Bewunderung fuer den alten DK moechte ich naemlich nicht einfach bei frueheren Romanen abzukupfern. Es gibt neue Schauplaetze, neue Gegner und bisweilen auch neue Mitstreiter Dorian Hunters. Nur so kann die Serie lebendig bleiben. Und die Leserbriefe bestaetigen, dass die anderen Autoren und ich uns da auf einem ganz guten Weg befinden.

CK:

Die Vergangenheitsabenteuer Dorian Hunters stellten immer etwas Besonderes innerhalb der alten Serie dar. Wie wird dieses im Horrorbereich bis jetzt einmalige Konzept fortgefuehrt?

DE:

Im vierten "Edition-DK"-DK-Band, "Feuerkuss", wurde Dorian Hunters sechstes Leben als Baron Matthias Troger von Mummelsee abgeschlossen. In seinem siebten Leben, von dem zum ersten Mal in Buch 7 die Rede sein wird, erlebt Dorian die Bluetezeit des niederlaendischen Kolonialismus. Er reist auf einem Segler nach "Ostindien", dem heutigen Indonesien. Dieses Leben wird in den Baenden 7 und 8 abgehandelt werden, die zusammen mit dem im Oktober erscheinenden Band 6 eine Trilogie bilden.

CK:

Kannst Du uns mitteilen, um was es in dieser Trilogie gehen wird und wer ausser Dir alles mit im Autorenteam ist?

DE:

Band 6 wurde wie gesagt von Frank Rehfeld verfasst. Der Roman ist bereits fertig und wird zur Zeit lektoriert. Ich bin mit dem Ergebnis aeusserst zufrieden und auf die Resonanz aus der Leserschaft maechtig gespannt. Die Romane 7 und 8 ("Diabolo" und "Das Kind des Krakatau") werden von mir verfasst. In dieser Trilogie wird unter anderem der neue Fuerst der Finsternis bestimmt, denn wie der fleissige DK-Leser weiss, ist der Thron seit der Niederlage Luguris gegen Rebecca in Band 2 unbesetzt. Ausserdem wird die Schementochter Larissa, die bis jetzt nur einen kurzen Gastauftritt in Buch 3 hatte, eine gewichtige Rolle spielen, genauso wie Martin Zamis, der Sohn von Coco und Dorian. Kurz gesagt werden so ziemlich alle offenen Straenge aus den Baenden 1-5 zu Ende gebracht. Und am Ende steht ein Finale mit dem - dafuer lege ich hier meine Hand ins Feuer - bestimmt niemand gerechnet hat. Mit Buch 9 und 10 werden dann wieder zwei weitestgehend abgeschlossene Romane folgen.

CK:

Wenn ich die Autorennamen der naechsten Baende so durchzaehle, vermisse ich einen Namen, der bisher regelmaessig dabei war: Martin Kay.

DE:

So ist es. Es war zu jeder Zeit Martins Herzenswunsch, neben dem DK auch Romane in SF- und Fantasy-Richtung zu schreiben. Er ist halt ein "Wanderer zwischen den Welten", waehrend ich mich eher ausschliesslich dem Grusel oder der "Dark Fantasy" verpflichtet fuehle. Da Martin hauptberuflich in einer Speditionsfirma arbeitet, bleibt ihm jedoch wenig Freiraum zum Schreiben. Er moechte sich beim DK deshalb erst einmal eine Auszeit nehmen und auf andere Projekte konzentrieren. Eines davon ist die SF-Serie "Ikarus", die bei der Arkham Press publiziert wird. Martins erster Roman erscheint dort im Fruehjahr 2001 unter dem Titel "Der Konvoi".

CK:

Die Vampirin Rebecca ist fuer mich eine der faszinierendsten Gestalten der "Edition DK". Wie Coco Zamis in frueheren Zeiten, ist sie zwar ein Mitglied der Schwarzen Familie, scheint aber eher zwischen beiden Seiten zu stehen. Welche Handlungstraeger liegen Dir am meisten, ueber wessen Schicksal schreibst Du am liebsten ?

DE:

Wo du gerade Rebecca erwaehnst - sie spielt in Buch 6 eine ganz entscheidende Rolle. Ich mag diese Figur ehrlich gesagt sehr, auch wenn sie immer wieder nur zeitweilig in Erscheinung tritt. Auch Zakum, der Lordkanzler der Schwarzen Familie, ist so schoen arglistig und intrigant. Ganz nach meinem Geschmack. In diesem Zusammenhang vermisse ich zum Beispiel Skarabaeus Toth, den daemonischen Anwalt - meiner Ansicht nach die interessanteste Figur bisher in der Schwarzen Familie. Schade, dass er noch in der Heftserie sein Leben lassen musste. Ich haette sehr gern ueber ihn geschrieben.

Ansonsten gefallen mir auch Dorian und Coco sehr. Dabei werden oft gerade die Hauptfiguren schnell langweilig, weil sie per Definition die korrekten Streiter fuer das Gute sein muessen. Nicht so beim DK. Dorian und Coco haben herrliche Ecken und Kanten, und gerade Dorian ist fuer einen Helden manchmal reichlich daneben. In welcher Serie gab es sonst schon einen Daemonenjaeger, dessen Fruehstueck manchmal aus drei Zigaretten und einer halben Flasche Bourbon besteht?

CK:

Auch in anderen Bereichen ging der DK immer ein Stueck weiter als andere Serien. Ich denke da zum Beispiel an die Freaks, ehemalige Daemonen, die fuer ihr Fehlverhalten aus der Schwarzen Familie ausgestossen und mit fuerchterlichen Makeln gestraft wurden. In der Zweitauflage waren diese Figuren bekanntlich nicht mehr so gern gesehen.

DE:

Stimmt, ueber die Freaks gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Manch einer sieht in ihnen eine geradezu verbotene Missachtung von Behinderten. Ich bin da gaenzlich anderer Ansicht. Zum einen handelt es sich bei ihnen um ehemalige Daemonen, die also nicht mehr der boesen Seite angehoeren und demnach quasi fuer eine moralisch vernuenftige Entscheidung ihre Verkrueppelung in Kauf nehmen mussten - das ist wahrscheinlich der Grund, weshalb diese Figuren vom Jugendschutz damals ueberhaupt so lange geduldet wurden. Zum anderen, und das ist fuer mich wichtiger, weil es weiter in den Bereich des Philosophischen geht, stellen die Freaks, unabhaengig von jeder moralischen Wertung, eine Gruppe von Aussenseitern da, die fuer ihr ‚abnormes' Verhalten bestraft werden. Diese aeussere Ausgrenzung als Folge ideologischer Unterschiede kann man durchaus als Versinnbildlichung gesellschaftlicher Missstaende betrachten (*philosophier*). Ich bin mir natuerlich darueber im klaren, dass das ein heikles Thema ist, und ich weiss auch nicht, ob die Freaks unter so hehren Ansichten in die Serie eingefuehrt wurden. Letztendlich muss jeder Leser selbst sehen, was er mit diesen Figuren anfaengt.

CK:

Die Meinungen ueber den DK sind nicht immer so positiv. So wurde das Serienkonzept mit der Schwarzen Familie auf der einen und der Daemonenkiller-Crew auf der anderen Seite in einem rororo-Lexikon der Siebziger Jahre sogar als faschistisch gebrandmarkt (nachzulesen auf Tom Folgmanns Seite).

DE:

Hm, ja, hab ich auch gelesen. Ich halte das fuer Unsinn, zumal das Urteil anscheinend nicht begruendet wird. Wie man eben gesehen hat, lassen einige Elemente der Handlung zwar durchaus eine unterschiedliche Deutung zu. Aber nach der Logik dieses Lexikon-Autors muesste wohl jeder Film und jedes Buch, jede Geschichte, die irgendwann mal ausgedacht wurde, auf den Index. Denn bei den allermeisten Geschichten geht es um Konflikte der Hauptpersonen, und jeder Protagonist hat meist einen Antagonisten, das ist ein uraltes Rezept der Dramaturgie. Damit will ich negative Kritik nicht pauschal abwehren, aber leider haben die meisten Menschen, die Heftromane kritisieren, von der Materie keine Ahnung - auch wenn ihre Kritik oft in Ansaetzen berechtigt ist.

CK:

Gegenueber der Heftreihe bieten Eure Buecher wesentliche haertere Horrorelemente - ich erinnere bloss an "Engelszorn" ("Edition DK", Buch 1), als sich ein Maedchen auf Befehl Zakams buchstaeblich zu Tode frisst. Geht das auf deinen neuen Einfluss zurueck? Wer sind im modernen Horror Deine Vorbilder, was liest Dennis Ehrhardt, wenn er nicht gerade fuer den DK am Computer sitzt ?

DE:

Hm, was lese ich im Moment? Ein Sachbuch ueber Delphi-Datenbankprogrammierung, Mathematikskripte... aechz! Nein, ich lese eigentlich nur noch wenig Romane, seit ich selbst regelmaessig schreibe. Das ist ein allgemein bekanntes Phaenomen unter Romanautoren. Ein VW-Konstrukteur wird in seiner Freizeit (!) wohl auch nicht gerade auf eine Auto-Ausstellung fahren (jedenfalls nicht, wenn er noch halbwegs normal ist). Dennoch habe ich mich kuerzlich wieder an zwei, drei Romane herangetraut: Philip Kerns "Der zweite Engel" und Bill Napiers "Nemesis", beides kuerzlich erschienen Wissenschaftsthriller. Ausserdem habe ich noch das "Jesus-Video" von Andreas Eschbach gelesen. Alle drei Romane haben mich jedoch zumindest in gewissen Teilen enttaeuscht. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht arrogant. Ich bin keineswegs davon ueberzeugt, dass ich es besser oder auch nur genauso gut machen koennte. Vielleicht stimmt es wirklich, dass man als Schriftsteller einfach keine Romane mehr geniessen kann. Ansonsten habe ich waehrend der letzten Monate viele Buecher ueber Alchemie gewaelzt, um Hintergrundinformationen fuer einen Roman zu sammeln, der demnaechst in einem anderen Verlag erscheinen wird (mein einziger Seitensprung bisher...). Ausserdem habe ich viele Erlebnisberichte und Sachbuecher ueber die Seefahrerzeit und den Kolonialismus des siebzehnten Jahrhunderts gelesen, alles in Vorbereitung auf die beiden naechsten DK-Buecher. Diese Schilderungen wirklicher Geschichte fand ich ehrlich gesagt um ein vielfaches spannender als die oben genannten Romane. Das ist mit ein Grund, weshalb ich mich schon seit einem Jahr unheimlich auf das Schreiben der naechsten DK-Romane freue.

CK:

Trotz aller geschichtlichen Hintergruende wird der Horror jedoch auch weiterhin das bestimmende Element beim DK bleiben, oder?

DE:

Natuerlich, denn man kann beides sehr gut miteinander verbinden. Da gibt es Berichte von Seekriegen, die ziehen jedem Leser gepflegter Gruselliteratur die Schuhe aus, ehrlich. Wenn du aber speziell auf "Engelszorn" anspielst: Diese Fressszene war sicherlich sehr extrem. Und auch in "Feuerkuss" hatte ich ein paar Leckerli fuer die Hardcore-Fans parat. Das gehoert einfach zur Serie dazu. Ich finde auch nicht, dass sie frueher weniger brutal gewesen ist. Es hat mich am DK schon als Leser immer begeistert, dass der Horror eben nicht weichgespuelt war. Dabei geht es mir nicht primaer um irgendwelchen Blutmatsch, sondern um eine gewisse Konsequenz in den Geschichten. Der DK ist schliesslich kein Disney-Projekt, sondern eine Horror-Serie mit starkem phantastischem Einschlag. Diese Phantastik macht meiner Ansicht uebrigens das Hauptgewicht aus, denn der Begriff ist ja viel weiter gefasst, als man gemeinhin denkt. Ein Zombie als "belebendes" Horror-Element zum Beispiel ist nun wirklich nicht sehr originell. Interessant wird es erst, wenn auch andere Dinge - historische Elemente, unterschiedliche Kulturen, Wissenschaften - in die Geschichten einfliessen. Ich denke da zum Beispiel an den Tomotada-Zyklus in der alten DK-Serie, der im Japan Anfang des 16. Jahrhunderts spielte. Die Rokuro-Kubi, diese Geister, die nachts ihre Koepfe auf Wanderschaft schicken, um Menschen auszusaugen - so etwas ist wirklich unheimlich! Oder die Inka-Trilogie. Oder die Geschichten um Dorians viertes Leben in der italienischen Renaissance. Das ist der DK, den ich gern fortfuehren moechte... Ups, ich merke, ich gerate ins Schwaermen, lass uns lieber zum Ende kommen...

CK:

Okay, dann noch eine kurze Info fuer die Fans. Gibt es in naechster Zeit eine Gelegenheit, Thomas, dich oder einige eurer Autoren persoenlich zu treffen?

DE:

Natuerlich werden Thomas und ich uns auf dem BuCon in Frankfurt herumtreiben. Dort wird dann auch ein ganzer Batzen neuer Zaubermond-Romane vorgestellt, darunter das "Maddrax"-HC, "Edition DK" 6, "Dorian Hunter" 2 und die DVDN-Neuauflage. Zusaetzlich werden wir dann auch endlich die zweite Auflage von "Edition DK" 2 druckfrisch im Gepaeck haben. Der Roman ist ja bereits seit einigen Monaten verlagsvergriffen. Von unseren Autoren werden wohl zumindest Manfred Weinland und Jo Zybell da sein. Ob noch andere Autoren kommen, steht derzeit nicht fest. Ich denke aber, dass ein Leser, der einfach mal so zum Quatschen vorbeikommen will, in jedem Fall sein Opfer finden wird... :-)

CK:

Schlussfrage: Wenn du einen Wunsch frei haettest, welche Serie/Roman/Werk wuerdest du bei Zaubermond in Zukunft gern veroeffentlicht sehen?

DE:

Da fiele mir die Entscheidung nicht schwer. "Harry Potter" 5 - natuerlich mit Option auf weitere zwanzig Folgen. :-)

CK:

Kann ich gut verstehen. Herzlichen Dank fuer das Interview!

Der Zaubermond-Verlag ist im Internet hier zu finden.
 
 
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