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  Interview: Interview mit Frank Festa
Geschrieben am Tuesday, 02.November. @ 16:56:27 CET von carsten
 
 
  Interview Carsten Kuhr sprach mit Frank Festa

Ein Verleger
Interview mit Frank Festa


Frank Festa machte 1997 zunächst nebenberuflich mit der Herausgabe seiner Edition Metzengerstein, in der er beispielhafte Horror-Werke deutschsprachiger und ausländischer Autoren verlegte, auf sich aufmerksam. 2000 warf er seine Fabrikarbeit hin und wechselte als Verlagsleiter zum Blitz Verlag und trieb dort durch geschicktes Marketing und Programmaufbau die Umsatzzahlen in die Höhe. U.a. brachte er dort Brian Lumley's Vampir-Saga „Necroscope“ heraus. Im April 2001 wagte er dann den großen Schritt, und gründete seinen eigenen Festa Verlag – www.Festa-Verlag.de – ein Verlagshaus, dass bei Lesern und Buchfreunden ob der ausgezeichneten Qualität der gebotenen Bücher bekannt und beliebt ist.
Soeben erschien in der Reihe „H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ der voluminöse Roman IMAGON von Michael Marrak und Band 1 der siebenteiligen Serie „Kai Meyers Mythenwelt“, in Kürze erscheint erstmals ungekürzt die H.P. Lovecraft Biographie von L.S. deCamp, P.N. Elrods erster Vampirdetektive Roman, Lumleys 9. Necroscope Wechselbalg, sowie die Hörbücher zu Lovecraft´s Cthulhu Mythos und Lumles Necroscope – Grund genug für phantastik.de das Gespräch mit dem erfolgreichen Herausgeber zu suchen.


CK: Hallo Frank. Kannst Du unseren Lesern zunächst einmal kurz schildern, was Dich dazu brachte, Dein Hobby zum Beruf zu machen?
FF: Gut, ganz kurz: Der Zufall ... Aus einem gescheiterten Schriftsteller wurde ein Verleger.

CK: Hat sich der Schritt für Dich gelohnt? Kann man in einer Zeit in der alle, auch die größten Verlage, klagen, vom Bücher machen leben?
FF: Oh ja, wenn man es richtig anpackt. Aber ich muss zugeben, dass mir im Frühjahr und Sommer doch ganz anders wurde, als die Eurodepression zuschlug, der Verkauf in den Keller ging und ich schon dachte, ich bin morgen pleite und erledigt. Aber das war nur eine Marktschwankung, da musste der Verlag durch. Es geht mir, in jeder Beziehung, von Tag zu Tag besser. Ich bin sehr zufrieden.

CK: Siehst Du den Festa Verlag ein wenig in der Tradition des Arkham House Verlages aus den Staaten; ist Arkham ein Vorbild?
FF: Zu Beginn meiner verlegerischen Tätigkeit war der berühmte Horrorverlag ganz klar mein Vorbild. Heute längst nicht mehr; ich möchte doch etwas Größeres aufbauen, es soll nicht nur beim Horror bleiben. Außerdem – Du kennst den Spruch, dass Idole sterben, sobald man sie persönlich kennen lernt – bin ich durch einige Vertragsverhandlungen mit der Tochter des Gründers August Derleth doch sehr ernüchtert ... Ich glaube, dass Arkham House die größte Zeit hinter sich hat. In letzter Zeit bringen die leider keine guten Titel mehr.

CK: Hast Du eventuell auch Rückmeldungen, wie Dein Programm in anderen Ländern beurteilt wird? Erst durch Deinen Einsatz haben ja diverse Autoren die Möglichkeit ihre Bücher auch bei uns zu veröffentlichen.
FF: Einige ausländische Fanmagazine haben Festa positiv erwähnt, ansonsten bekomme ich Feedback von den Autoren und Agenturen. Sie sind voll des Lobes, und das macht mich natürlich sehr stolz, wie Du Dir vorstellen kannst. Graham Masterton, um ein Beispiel zu nennen, wollte erst nicht so recht. Er hat es nicht nötig, in Kleinverlagen zu veröffentlichen. Um ihn für den Verlag zu bekommen, musste ich dann viel mehr zahlen als ich eingeplant hatte. Nun, nachdem er „Die Opferung“ als Hardcover gesehen hatte, ließ er mich wissen, dass er begeistert ist und nichts dagegen hat, sollte ich weitere Romane veröffentlichen.

CK: Was fasziniert Dich persönlich an der Weird Fiction?
FF: Das ist schwer zu sagen. Privat lese ich kaum noch etwas aus dem phantastischen Genre – der Preis der Berufslesers. Ich habe aber immer viel Klassiker, Mainstream- und Sachbücher gelesen, meine Interessen sind breit gefächert. Gott sei dank, denn in der Schule lernte ich nicht viel. Die dunkle Seite der Literatur hat mich als jungen Menschen geprägt. Ich liebte Poe und Lovecraft, wollte ein Schriftsteller werden wie sie, und ein gut geschriebener Horrorroman vertreibt die Langeweile des Alltags. Ein gutes Buch reißt dich aus der öden Welt in eine andere, die spannend, unheimlich und einfach strukturiert ist. Auf eine Welt der Sciencefiction oder Fantasy konnte ich mich hingegen nie so ganz einlassen. Das war mir zu unglaubhaft, es wurde zu viel Phantasieleistung verlangt. SF ist mir zu hell, daher zu unrealistisch, denn unsere Welt ist leider ein Ort der Trauer und des Leidens. Schau dir die Nachrichten doch an. Beim Horror oder der Literatur des fin de siecle stimmt das Verhältnis zwischen realer und phantastischer Literatur, ein Mix, der mich stets anzog.

CK: Wie sieht ein typischer Arbeitstag des Frank Festa im Verlag aus?
FF: Um 5 oder 6 Uhr stehe ich auf, gehe ins Büro, kontrolliere die Absatzzahlen des Vortages, die Prolit, der Auslieferdienst, per Internet zur Verfügung stellt, schau mir die Zugriffe auf die Homepage an, hole die Emails ab und beginne die Arbeit für den Tag zu ordnen. Um 7 Uhr kommt Lebens ins Haus, meine Frau und die beiden Kinder (Dorian 7, Laura 9) stehen auf, um 8 Uhr gehen sie zur Schule, dann nehme ich meist ein warmes Bad, sollte ich wenig Zeit haben, reicht auch eine Dusche. Bis 12 Uhr arbeite ich dann mit meiner Frau Inge im Büro. Sie setzt die Bücher am PC, kümmert sich um die Post usw., und ich kümmere mich derweil um so allerhand: Lektorat der Texte (ich beauftrage aber immer öfter andere Leute mit dieser Arbeit, da ich kaum noch Zeit dafür finde), Marketing, Vertrieb, Kalkulation, Briefe und Emails beantworten, Verträge besprechen und aufsetzen, Werbeaktionen einfädeln, Anweisungen an die Covergestalter und die Druckerei geben, und, und, und. Manchmal fahre ich auch zu Terminen, aber eher selten, das meiste läuft per Telefon oder Email ab. Festa hat nämlich noch keine fest angestellten Mitarbeiter, aber das wird sich nächstes Jahr wohl ändern. Um 12 Uhr verlässt meine Frau das Büro, um 13.30 Uhr sind die Kinder aus der Schule, wir essen zusammen, dann arbeite ich weiter. Am Nachmittag mache ich eine Kaffeepause, schau mir die Börsenmeldungen im TV an, dann geht’s weiter bis 19 Uhr. Früher saß ich noch länger im Büro, auch am Wochenende, aber das ist nicht mehr nötig, der Verlag steht stabil.

CK: Schon gleich nach der Gründung Deines eigenen Verlages, hast Du Dein Programm ausgeweitet. Neben den Reihen der „Edition Metzengerstein“, der „H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ und „Necroscope“ hast Du „Die bizarre Bibliothek“ mit klassischen Werken, das „Spektrum der Phantasten“ mit sekundärwissenschaftlichen Titeln, „Dark Fantasy“ und „Nosferatu“ mit den besten zeitgenössischen Vampir-Titeln aus der Taufe gehoben. Aktuell kommt nun noch die nach Ideen von Kai Meyer verfasste „Mythenwelt“-Reihe hinzu. Ist ein Markt für derartig weit gestreute Titel in Deutschland vorhanden?
FF: Du hast Dir ungewollt die Antwort schon selbst gegeben … Weit gestreut. Würde ich nur Horror verlegen, so hätte ich ein möglicherweise zu kleines Publikum. Durch das etwas weiter gestreuter Programm erreiche ich mehr Leute, pflege diverse Vertriebskanäle, es kommt so auch zu Kopplungseffekten. Das ältere Publikum der Klassiker kauft schon mal einen Band „Necroscope“, oder umgekehrt.

CK: Wie machst Du Deine Titel publik? Wie erfährt der Leser da draußen, der nicht unbedingt ein intensiver Kenner oder interessierter Sammler ist, dass es den Festa Verlag und seine Bücher überhaupt gibt?
FF: Ich glaube, Du unterschätzt den Verlag. Wir verkaufen überwiegend über Buchhandlungen, Buchkataloge usw. Die Barsortimente wissen, das sie mit Festa-Titeln einen lukratives Geschäft machen können. Wichtig ist auch Werbung. Wir geben viel Geld dafür aus, ich schätze das 2002 mehr als 20.000 Euro eingesetzt wurden. Wer nicht wirbt, der stirbt! Das Reich der Sammler ist und bleibt jedoch ein wichtiges Standbein für uns, doch unsere Auflagen betragen schon einige tausend pro Titel, der Sammlermarkt alleine wäre zu klein.

CK: Im Gegensatz zu vielen anderen gerade kleinen Verlagen, die in letzter Zeit doch gewaltig zu kämpfen haben, scheint Dir der Erfolg hold zu sein. Auf welche Aspekte Deines Programms führst Du dies zurück?
FF: Qualität zum günstigen Preis. Doch das ist keineswegs der Hauptgrund. Viel wichtiger sind Mut zum Risiko, Hartnäckigkeit und besonders: Ehrlichkeit dem Kunden gegenüber.
Die meisten der kleinen Verlage produzieren echten Schrott. Untalentierte Nachwuchsdichter und alte Heftromane, an die der Zahn der Zeit schon fünfmal genagt hat. Ist doch so, oder nicht? Dafür soll sich ein größerer Kundenstamm interessieren? Und das Zeug kostet mehr als unsere Übersetzungen von Weltklasseautoren des Genres! Noch Fragen?
Ich kann mich nur schütteln über solche Anbieter. Das sind doch keine Verleger! Abzocker. Im besten Fall sind es Fans, die für Fans produzieren, und das ist auch wichtig und gut so. Wie etwa der Atlantis Verlag von Guido Latz. Die machen sich nichts vor. Aber wenn ich mir die Bücher aus der Szene ansehe und höre, dass die Macher groß rauskommen wollen … das tut schon weh. Da fehlt auch der Mut und die Hartnäckigkeit. Wie viele der kleinen Verleger haben Band 1 einer Serie herausgebracht, vielleicht zwei Bände … Und dann geben die auf, weil es nicht sofort klappt. So führt das zu nichts und schadet nur. Ja, leider sind die meisten der Kleinverleger in geschäftlicher Sicht echte Trottel. Gerade im Bereich der Phantastik. Das ist keine Vermutung, ich weiß wovon ich rede! Ein Verlag ist ein Wirtschaftsunternehmen, da wird Geld investiert, um Gewinn zu machen. Ein Verlag ist kein Vehikel zur Selbstprofilierung! Intensives, ernsthaftes Marketing ist gefragt. Man muss nachdenken, um Erfolg zu haben. Das tun diese Leute nicht. Man muss auch mit Weitsicht an die Arbeit gehen. Da kann man nicht die Preise ständig erhöhen, aber die Ausstattung der Bücher immer schlechter machen. Der Kunde fühlt sich hereingelegt, und das auch zu Recht.
Das Wichtigste überhaupt ist Ehrlichkeit. Ich finde es wirklich schlimm, was die kleinen Verlage manchmal mit ihren Kunden machen. Das grenzt an Kriminalität. Die versprechen Dinge, die sie nie einhalten. Man stelle sich vor, wie ein Kunde in gutem Glauben via Katalog oder Internet die „behutsam bearbeitete“ Buchausgabe eines alten Heftromans für viel Geld bestellt. Und was erhält er? Ein überteuertes, schief geschnittenes, schlecht geklebtes Büchlein voller Tipp-, Druck- und Satzfehler, von Bearbeitung keine Spur … Das dieser Kunde bei einem solchen Verlag nie wieder kauft, ist klar. So kann ein Unternehmen nicht wachsen. Ich versuche, meine Kunden mit ständiger Verbesserung zu überraschen. DER KÖNIG IN GELB enthält eigentlich zwei Bücher zum Preis von einem. Oder die „Necroscope“-Ausgaben, die werden immer umfangreicher, von Anfangs 176 Seiten bin ich schon bei 288 Seiten, zum alten Preis. Die Euro-Umstellung habe ich sogar zur Preisreduzierung genutzt, obwohl die Druck- und Papierkosten saftig angestiegen sind. Ich lasse den Kunden am Erfolg teilhaben, ich bin wirklich dankbar, und so wächst das Unternehmen auch, weil die Leser zufrieden sind und dem Verlag treu bleiben. Festa ist keiner von diesen billigen Abzockern ...

CK: Harte Worte, Frank!
FF: Ja, sorry, ist aus mir herausgebrochen. War aber mal nötig. Das macht mich aggressiv, solche Machenschaften schaden der deutschen Phantastikszene sehr, und das ärgert mich. Außerdem stößt mich Dummheit ab. Das heißt nicht, das ich mich für besonders schlau halte ... Nun, kommen wir zu einem anderen Thema, das Publikum hat diesen Leuten ja die Quittung gegeben, die Abzocker kommen nicht weit.

CK: Scheint so, ja. Was war das für ein Gefühl, als die „Necroscope“-Bände bei Amazon.de in der Bestenliste vorne mit auftauchten?
FF: Ich hatte Freudentränen in den Augen, habe die Fäuste geballt und gesagt “Danke Leute“ Tja … Noch heute, wenn ich die Absatzzahlen studiere, kann ich es oft noch nicht glauben, dass so viele Menschen Bücher aus meinem Verlag kaufen. Hallo … wer ist da draußen …? Egal, seid gegrüßt und vielen, vielen Dank! Ich tue was für diese Leute, und sie unterstützen mich. So sollte es sein. Das ist eine gesunde Beziehung.

CK: Fühlt man sich da als Herausgeber bestätigt, ziehst Du hieraus Kraft für neue Projekte?
FF: Absolut, ist doch klar.

CK: Wenden wir uns den einzelnen Reihen zu. „Necroscope“ ist die bekannteste, und meines Wissens auch erfolgreichste Reihe. In welchem Abstand wird er hier weitergehen, wird die Aufsplittung in jeweils zwei bis drei deutschsprachige Titel beibehalten?
FF: Es soll zügig weitergehen, 4 bis 6 Bände pro Jahr. Die Splittung eines Originalbandes in drei habe ich sofort beendet – ich musste leider bis Band 8 die alten Verträge erfüllen, die hatte ich übernommen. Jetzt wird ein Buch nur einmal geteilt. Allerdings gibt es einige Bände, die sind im Original 900 Seiten dick, eng bedruckt. Das ergibt in Übersetzung weit über 1000 Seiten. Wie ich dieses Problem löse, weiß ich noch nicht.

CK: Wie kam es zu dem Projekt der Hörbücher, für die der erste „Necroscope“-Band und eine Auswahl aus der Lovecrafts-Bibliothek jetzt mit den Synchronstimmen von Jack Nickolson und Johnny Depp aufgenommen wurden?
FF: Lars Peter Lueg von LPL records rief eines Tages an und fragte, ob er die Hörbuchrechte erweben könne. Seine Vorstellungen klangen gut – eigentlich zu gut. Er wollte die besten Tonstudios und Sprecher engagieren, sogar Synchron-Regisseure, die Hollywoodfilme wie „Titanic“ vertont hatten. Ehrlich gesagt, fragte ich mich ganz naiv, wozu man Regisseure braucht, der Sprecher muss doch nur vorlesen. Aber so einfach ist es beileibe nicht, will man Qualität bringen. LPL bot einen akzeptablen Tantiemenvorschuss an und so lud ich Lars Peter zu mir nach Hause ein. Einem Spinner ohne Geschmack hätte ich mein Okay wirklich nicht gegeben. Also fühlte ich ihm auf den Zahn. Hatte er überhaupt Geld für ein solches Projekt? Versprach er mir zuviel? Letztendlich übertraf er sogar meine Erwartungen. Die Hörbücher sind “Hollywood für die Ohren“ sogar besser als die Produktionen der Texte von Stephen King oder Thomas Harris. Besser als Harry Potter. Wirklich! Das fängt bei der Musik an, die jemand gemacht hat, der für ganz große Leute produziert, etwa Britney Spears, bis hin zum speziellen Aufnahmeverfahren, damit die Stimmen psychologisch wärmer klingen … Die Hörbücher verkaufen sich sehr gut, liegen ja auch voll im Trend. LPL hat mir kurz nach unserem Kennen lernen einen Beratervertrag angeboten, denn habe ich unterschrieben, das heißt, das LPL weiterhin mit mir arbeiten möchte. Lars Peter und ich sind richtig gute Freunde geworden, es wird noch so einiges von LPL produziert werden. In der Lovecraft-Reihe wird das nächste Projekt wahrscheinlich „Schatten über Innsmouth“ sein, neu übersetzt, nach der Urfassung von Lovecraft.

CK: „Nosferatu“ brachte uns vor kurzem den ersten Band der bis dato 4-teiligen Saga um den Vampir Jonathan Barrett. Angekündigt sind weiterhin die in den Staaten sehr erfolgreichen Romane um den Vampirdetektiv Jack Fleming, eine von Alien-Erfinder und Oskar-Preisträger HR Giger ausgewählte Anthologie sowie Quinn Yarbos umfangreicher Vampir-Zyklus – was hat Dich bewogen, gerade diese Werke auszuwählen?
FF: Die Qualität. Ich habe einfach die besten Serien eingekauft. Die Saga um den Grafen von Saint-Germain von Chelsea Quinn Yarbro etwa. Die Romane sind viel, viel besser als der Stoff von Anne Rice. Das haben mir nun noch mal die Korrekturleser bestätigt. Die waren absolut begeistert. Ich bin sehr neugierig, wie der Markt die Romane aufnehmen wird.

CK: Und wie bekommt man einen Mann mit Weltruf wie HR Giger, der ja auch schon als Titelbildgestalter für Festa Bücher tätig war dazu, exklusiv eine Sammlung zu editieren?
FF: Durch Freundschaft. Wir schätzen uns. Wenn alles klappt, werden noch einige exklusive Giger-Produktionen bei Festa erscheinen.

CK: Fantasy ist seit „Harry Potter“ und „Herr der Ringe“ weiter im Kommen. Nun hast Du Dich bewusst von den unzähligen teilweise plumpen Plagiaten Tolkiens abgewandt, und statt dessen der Dark Fantasy einen Platz eingeräumt. Was muss ein Buch für Voraussetzungen erfüllen, um von Dir für diese Reihe in Betracht gezogen zu werden? Gibt es für die dunklere Seite der Fantasy einen Markt?
FF: Ich bin leider noch nicht richtig zufrieden mit den Verkäufen. Hier ist jetzt meine Hartnäckigkeit befragt. Welche Voraussetzungen muss ein Titel erfüllen? Hmmm, der Name der Reihe sagte es ja, Fantasy-Abenteuer die düster und bizarr sind; quasi Horror in Fantasywelten, etwas, was den Leser aus unserem Dasein in fremde Welten entführt.

CK: Brian Lumley war jahrzehntelang zu Unrecht für den deutschen Leser ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Nun erscheint nicht nur sein „Necroscope“, sondern auch „Dreamland“ in vier Bänden. Hoffst Du hier auf Synergieeffekte?
FF: Von Lumley wird noch einiges erscheinen. Er ist einer von Festas Hauptautoren, andere muss ich noch aufbauen. Aber natürlich habe ich auf Synergieeffekte gehofft, was sich leider bisher nicht ganz erfüllte. Aber das kommt noch.

CK: In der Edition Metzengerstein erscheinen nunmehr schon seit Jahren die bekanntesten und erfolgreichsten Weird Fiction Schriftsteller des angloamerikanischen Sprachraumes. Autoren wie Thomas Ligotti, Richard Laymon und S. P. Somtow sind anerkanntermaßen Meister ihres Fachs. Was ist hier für die nächste Zukunft in Planung?
FF: Ich bin noch sehr unschlüssig, was diese Buchreihe betrifft. Es sind jetzt 20 Bände erschienen, und man sieht dieser deutlich Reihe an, welchen Weg der Verleger ging. Ich glaube, es war ein Fehler, Metzengerstein auf Hardcover umzustellen. Die Wirtschaftslage ist umgeschlagen, den Leuten fehlt das Geld. Möglicherweise wird Metzengerstein eingestellt oder mit hochwertiger Phantastik langsam fortgeführt, vielleicht eine Ausgabe pro Jahr. In Planung ist eine dritte Sammlung mit Erzählungen von Thomas Ligotti: DIE STIMMEN DER VERDAMMTEN. Der Thriller-Horror könnte dann im Paperback oder Taschenbuch fortgeführt werden. Neben weiteren Romanen von Masterton, Lumley oder Laymon sind große Namen geplant. Ich möchte aber noch nichts verraten. Natürlich sollen zwischendurch auch einige Newcomer geboten werden.

CK: Kann man diese, bei uns weitgehend noch unbekannten Autoren einer breiten Leserschicht zugänglich machen, oder verkauft sich nur, was altbekannt ist, wie Lovecraft, Poe etc.?
FF: Newcomer verkaufen sich deutlich schlechter, aber man kann sie aufbauen. Es macht unheimlich Spaß, wenn man sich für etwas einsetzt, kämpft und kämpft, und plötzlich ist der Punkt erreicht, wo das Kind Gewinn einfährt. Ich hoffe, dass mir das nie langweilig wird, dann würde ich vermutlich damit aufhören.

CK: Für das „Spektrum der Phantasten“, der sekundärwissenschaftlichen Hardcover-Reihe, steht als nächstes die erstmals ungekürzte Lovecraft Biografie von Lyon Sprague de Camp an – so wichtig und sinnvoll die Aufarbeitung ist, gibt es genügend Käufer für diese Reihe? Ich könnte mir hier vorstellen, dass Bibliotheken und Universitäten durchaus an den Büchern interessiert sind?
FF: So ist es. Mal mehr, mal weniger. Die Bücher verkaufen sich langsam, aber konstant. Sie stärken die Backlist und sie sind sehr wichtig für das Image des Verlages. Ich möchte kein Billiger Jacob sein. Sekundärliteratur ist wichtig, um den Nachwuchs an Lesern und Schreibern heranzubilden. Was nützt mir Erfolg, der morgen austrocknet? Außerdem darf man nicht nur auf Profit schielen, das ist die Magie des Erfolges. Geld muss einem gleichgültig sein, man muss Geld ausgeben, um zu Geld zu kommen. Wer zu sehr am Geld klebt, kommt nicht weit. Aber das ist ein anderes Thema, ich nenne es mal “Finanz-Zen“ Das gehört hier nicht unbedingt hin.

CK: „Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ verwöhnte die Leser in jüngster Vergangenheit mit herausragenden Büchern. Chambers KING IN YELLOW und der Marrak boten außergewöhnlichen Lesestoff. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Michael Marrak? In den Credits erwähnt der Autor z. B., dass er den vorgegebenen Umfang und den Abgabetermin weit überschritten hat?
FF: Ich kenne Marrak schon einige Jahre. 2000, ich glaube, noch bevor „Lord Gamma“ bei Shayol erschien, fragte ich ihn, und er hat dann einen Vertrag unterschrieben für einen Roman von 176 Seiten. Ich wollte ihm eigentlich keinen Vertrag geben, um ihn nicht einzuzwängen, er braucht halt Freiheit und unter Druck bringt er wahrscheinlich nicht viel zustande, aber er wollte es sicher schwarz auf weiß haben. Tja, für das Buch hat er zwei Jahre gebraucht, es hat einen Umfang von 416 Buchseiten. Er hat den Vertrag gebrochen, ha, ha ... Aber auch einen wirklich guten Roman geschrieben.

CK: Merkst Du als Kaufmann anhand der Verkaufszahlen, dass IMAGON allseits so hochgelobt wird? Ist Marraks Meisterwerk ein Bestseller?
FF: Die Lovecraft-Reihe läuft sowieso sehr ordentlich, dank der festen Vorbestellungen und meines kleinen Kostenapparates wirft jeder Titel wenige Wochen nach Erscheinen bereits Gewinn ab. Warum habe ich wohl Marrak in diese Reihe aufgenommen? Ich wollte frisches Blut, einen anderen Wind, ich wollte Sciencefiction- und Marrak-Fans dazu gewinnen. Das klappt, das Buch läuft hervorragend, liegt über Durchschnitt. Aus kaufmännischer Sicht bin ich voll zufrieden. Der Bastei Verlag möchte die Taschenbuchrechte kaufen, auch Verlage in Italien, Frankreich und Russland haben Interesse an IMAGON. Vielleicht macht LPL records sogar ein Hörbuch daraus.

CK: Ein weiterer der in meinen Augen besten deutschsprachigen Autoren, Kai Meyer hat schon vor Jahren einen Text in Deiner „Edition Metzengerstein“ veröffentlicht. Nun arbeitest Du wieder mit ihm zusammen. Nach seinen Entwürfen schreibt der Amerikaner Owen eine neue Serie, „Mythenwelt“ genannt. Wie kam es zu diesem transatlantischen Joint Venture? Wer ging hier auf wen zu, wie habt ihr den schlussendlichen Verfasser ausgewählt? Erscheinen die projektierten 7 Titel auch in den USA?
FF: Mit Kai bin ich schon länger befreundet, die Idee zu „Mythenwelt“ hat Kai mir vor Jahren erzählt. Wir haben dann überlegt, welcher deutsche Autor sie schreiben könnte. Da die guten Autoren besseres zu tun haben, als bei solch einem Experiment einzusteigen, weil sie ausgebucht sind, wir aber auch keine billige Literatur bringen wollten, schlug Kai James A. Owen vor, der erstklassige Comics verfasst und gezeichnet hat. Ich wollte einen guten Autor und nahm die hohen Zusatzkosten einer Übersetzung in kauf. Owen hat eine Phantasie, völlig schräg, sein Gehirnkasten sprudelt über. Und seine Dialoge sind großartig. Nun, mit „Mythenwelt“ hatte ich auch den richtigen Riecher, die Leser sind begeistert, die Verkaufszahlen sind gesund – und es ist ja gerade erst angelaufen. Große Verlage haben Interesse an der Taschenbuchlizenz; damit hatte ich natürlich gerechnet, daher auch die Veröffentlichung im Hardcover. Owen hat die englischsprachigen Rechte an der Serie behalten, und er steht mit einigen US-Verlagen in Verhandlung. Bisher ist aber noch kein Vertrag unterschrieben worden.

CK: Ich habe im Gedächtnis, dass Dir unterstellt wird, einmal geäußert zu haben, dass Du vornehmlich englischsprachige Autoren publizierst, da die deutschen Verfasser nicht schreiben könnten. Stimmt das? Und hat nicht auch Michael Marrak mit seinem allseits meines zurecht überschwänglich gelobten IMAGON nicht gezeigt, dass auch hierzulande tolle phantastische Autoren leben?
FF: Ach, jetzt kommst Du auch mit dieser Frage. Ja, das habe ich gesagt. Teils weil ich es wirklich so sehe, teils, um für Provokation zu sorgen, um so Aufmerksamkeit auf den Verlag zu lenken. Nun, es gibt hervorragende deutsche Autoren, aber ich persönlich finde etwa einen S. P. Somtow weit besser. Auch die Franzosen schreiben leichter als deutsche Autoren, auf einer etwas höheren Ebene.
Es gibt leider nicht viele gute deutsche Autoren. Im Krimibereich werden Jacques Berndorf oder Petra Hammesfahr hoch gelobt, die sollen ach so toll sein. Und ist Wolfgang Hohlbein ein guter Autor? Nun ja, früher einmal … Sie kopieren doch nur ihre großen US-Vorbilder. Bitte: Ich rede hier von Autoren des Buchmarktes. Das verstehen die Schreiberlinge des Heftromanmarktes immer falsch und greifen mich an. Vor kurzem hat einer von ihnen Emails an große Verlage gesandt und mich als Nestbeschmutzer bezeichnet. Da fällt einem nichts mehr ein. Diese Leute interessieren mich nicht, die machen Comics ohne Bilder. Nein, ich schätze Autoren, die einen eigenen Stil entwickeln, die Ideen haben, die mehr als Kurzgeschichten, nämlich Romane, zustande bringen. Auch wenn ich bisher mehr oder weniger nur so genannte Genreliteratur publiziert habe, möchte ich Autoren fördern, die Genregrenzen sprengen können. Ich bin Verleger, diesen Beruf habe ich mir gewählt, ich nehme das ernst. Ein Verleger hat eine Aufgabe, es geht um mehr als die schnelle Mark … äh, der schnelle Euro. Weißt Du, mein Leben ist ein Abenteuer geworden, jeden Morgen stehe ich auf und bin neugierig, was ich erleben werde. Und ich bin gespannt, ob ich Spuren in der Kultur hinterlassen kann, wie etwa ein Ernst Rowohlt, der mein großes Vorbild ist. Neben einfacher Literatur – die jeder Verlag bringt, um Umsatz zu machen –, hat er sehr wichtige Bücher verlegt. Das wünsche ich mir auch. Ich würde gerne einen großen Autor entdecken und an der Entwicklung junger Talente mitarbeiten. Ansonsten, um das Thema hier zu beenden, kann ich verraten, dass ich einige neue Verträge mit deutschen Autoren geschlossen habe. So wird 2004 innerhalb der Lovecraft-Reihe ein Cthulhu-Roman von Andreas Gruber erscheinen: „Der Judas-Schrein“. Malte Schulz-Sembten wird einen Roman um die Nachkommen von Dracula schreiben.

CK: Mit Basil Copper's DAS GEHEIMNIS VON INNSMOUTH hast Du einen ersten limitierten und signierten Liebhaberband veröffentlicht. Handnummeriert auf 400 Exemplare zu 34 Euro. Wie war die Resonanz auf diesen Band, sind hier weitere entsprechende Ausgaben in Planung?
FF: Unbedingt. Ich hatte das ja schon einmal mit den Ligotti/Giger-Buch gemacht, der längst ausverkauft ist. Die Resonanz auf DAS GEHEIMNIS VON INNSMOUTH war positiv, der Verkauf läuft gut ... Upps, hoffentlich langweilt das Interview nicht, aber ehrlich, ich habe keine schlechten Nachrichten.
CK: es sei Dir gegönnt!
FF: Da ich sehr unsicher bin, was die „Heldenchroniken“ von Robert E. Howard in der Reihe „Dark Fantasy“ betrifft – es sind Kurzgeschichten, die sich generell nicht so gut verkaufen, und wer kennt heute noch den Namen des Conan-Autors? –, wird die Reihe wohl als limitierte Hardcoverausgabe erscheinen. Ich arbeite noch an dem Konzept. Möglicherweise folgen Gesamtausgaben von Algernon Blackwood oder Clark Ashton Smith, aber nicht zu viel. Mit Sicherheit werden auch ein paar moderne Autoren erscheinen, vielleicht Jonathan Carroll, Kim Newman, Tim Powers ... Es gab Gespräche und Zusagen, doch wir haben noch keine Verträge unterschrieben.

CK: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, uns Rede und Antwort zu stehen. Wir wünschen Dir für Deine private und berufliche Zukunft alles Gute, und uns allen noch viele weitere tolle Bücher aus dem Festa Verlag.
FF: Carsten, ich habe zu danken.
 
 
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