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  Interview: Im Gespräch mit: Volker Busch
Geschrieben am Wednesday, 03.October. @ 11:39:32 CEST von Guido
 
 
  Interview Volker Busch war bis Februar 2007 Lektor beim Blanvalet Verlag (Random House) und hatte dort die Fantasy-Reihe mit Autoren wie Christopher Paolini und Trudi Canavan zu neuen Ehren geführt. Für viele überraschend wechselte er Anfang Februar zu den Egmont Verlagsgesellschaften in Köln, wo er die Programmverantwortung für den vgs Verlag übernahm. Schon nach kurzer Zeit hob er dort das Fantasy-Label mit dem schönen Namen LYX aus der Taufe. Die ersten sie Titel wurden vor wenigen Tagen in die Buchhandlungen geliefert. Phantastik-News berichtete bereits mehrfach über die Gründung von LYX und die angekündigten Titel, erste Rezensionen sind bereits online zu finden. Zum Start der ambitionierten Reihe stand Volker Busch unserem Mitarbeiter Carsten Kuhr Rede und Antwort.

Guten Tag Herr Busch. Als wir uns letztes Jahr auf der Buchmesse unterhalten haben, waren Sie noch ganz mit den weiteren Planungen der Blanvalet-Fantasy beschäftigt. Nach den teilweise sensationellen Erfolgen - ich denke hier nur an Christopher Paolini - die Sie mit der aus ihrem Dornröschenschlaf geweckten Fantasy-Edition erreichen konnten, kam der Wechsel für Außenstehende überraschend. Sollte man auf der Höhe des Erfolges gehen, oder suchten Sie eine neue Herausforderung?

Hallo Herr Kuhr! Nach vielen sehr guten Jahren unterm großen Bertelsmann-Dach habe ich mir persönlich eine neue Aufgabe gesucht, die vielfältiger, spannender und anspruchsvoller ist. Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit bei Blanvalet und bin mit den Kollegen weiter freundschaftlich verbunden, doch meine damalige Entscheidung habe ich niemals bereut. So ein Aufbruch nach vielen Jahren kann sehr befreiend wirken!

Egmont ist besonders für seine gediegenen Comic Editionen und für die TV-begleitenden Bücher bei vgs bekannt - nicht eben ein idealer Spielplatz für einen Herausgeber, der Akzente setzten will, der neue, unbekannte Autoren aufbauen möchte, so sollte man meinen. War der Start eines neuen Labels mit einem rein belletristischen Programm Voraussetzung für Ihren Wechsel?

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne … die Möglichkeit, ein neues Verlagslabel aufzubauen und dabei eigene Ideen entscheidend einzubringen, hat mich durchaus gereizt. Wobei die Neuausrichtung des vgs Programms der spannendere und wesentlich komplexere Teil meiner neuen Tätigkeit ist. Generell kann ich hier bei Egmont viel direkter und offensiver agieren – und die thematische Vielfalt in der täglichen Arbeit ist ein Vergnügen!

Inwieweit können Sie bei LYX frei schalten und walten? Sind Sie hier ein einsamer Kämpfer an der Front, oder haben Sie ein Redaktionsteam, dass Sie unterstützt?

Ich leite eine Redaktion mit derzeit sechs Mitarbeitern, und wir sind dabei, uns noch weiter zu verstärken. Wir haben uns für die nächsten Jahre viel vorgenommen, und der Ausbau von LYX ist dabei eines von mehreren Projekten. Hier versuche ich natürlich, meine früheren Erfahrungen mit der Fantasy optimal einzubringen. Von frei schalten und walten kann jedoch keine Rede sein, da allein schon die finanziellen Spielräume beim Lizenzerwerb viel enger sind als bei den großen Verlagshäusern.

LYX ist ein ungewöhnlicher Name für eine Buchreihe. Geheimnisvoll, mystisch erinnert er ein wenig an Styx - wie kamen Sie auf den Namen, für was soll er stehen?

Der Name LYX gibt sein Geheimnis nicht ohne weiteres preis – und es gibt auch keine eindeutige vorgeprägte Bedeutung. Aber viele Leser und Buchhändler bringen damit sehr positive Gedanken in Verbindung. Dass Licht und Glück anklingen, ist nahe liegend. Und ihr Hinweis auf „Styx“, den Grenzfluss zwischen der Welt der Lebenden und dem fantastischen Reich der Toten, ist eine der vielen schönen Betrachtungen, die der Name auslöst. Über den Hades gelangen Sie doch schon ganz in die Nähe einiger Themen und Motive aus unserem ersten LYX-Programm!

Bei Durchsicht Ihres ersten Verlagsprospekts fiel mir auf, dass Sie auf Fantasy von weiblichen Autorinnen setzen. Spiegelt sich das in der Zielgruppe Ihrer Bücher wider?

Ja, mit LYX ist die Idee verbunden, eine Brücke von der traditionellen Fantasy in die benachbarten literarischen Gefilde zu schlagen. LYX soll Fantastik und Frauenunterhaltung, Mystery und Erotik zusammenzubringen!

Sie bieten recht unterschiedliche Richtungen der Fantasy an - es gibt die momentan so en vogue befindlichen Vampirromane - Mary Janice Davidsons Betsy Taylor, Lara Adrian oder auch die „Chroniken der Unsterblichen“ von Wolfgang Hohlbein - ebenso wie die sprachlich wie inhaltlich außergewöhnliche sado-maso Fantasy einer Jacqueline Carey. Welches Profil streben sie mit Ihrem Programm an? Nur Romantic Fantasy und gediegenen Horror a la Laura K. Hamilton & Co, beides eher mit einer weiblichen Zielgruppe, oder planen Sie auch einmal andere Spielarten in Ihr Programm aufzunehmen?

Also auf „sado-maso“ Fantasy sollten Sie die großartige Jacqueline Carey wirklich nicht reduzieren. Ich habe doch vor wenigen Tagen noch Ihre schöne Besprechung gelesen, in der Sie den Eröffnungsroman der überragenden „Kushiel“-Saga sehr differenziert beschreiben. Wir wollen LYX Schritt für Schritt zu einer Fantastik-Marke mit weiblicher Note entwickeln, und da haben wir die betont männlichen Spielarten der traditionellen Fantasy zunächst einmal ausgeklammert. Unsere ersten Akzente setzen wir mit genreübergreifenden Titeln, denn wir wollen Fantastik und Frauenunterhaltung und später auch weitere Genres zusammenführen. Damit reagieren wir auf den großen Trend der „Aufhebung“ des Fantasy-Genres, dessen vormals so eng gezogene Grenzen inzwischen sehr durchlässig geworden sind. Die Fantastik wird sich in all ihren Spielarten noch weiter ausbreiten – die Fantasy ist im Mainstream angekommen und wird zusehends salonfähig. Sie verliert dabei allerdings auch ihre klaren Umrisse und ihre angestammte Identität.

Stichwort Jacqueline Carey - die ersten zwei Drittel des Auftaktbandes ihrer „Kushiel“-Trilogie erschienen vor Jahren bei Knaur. Nun endlich wird der deutsche Leser die stimmliche Sprachgewalt Careys und ihre außergewöhnliche Imagination vollständig genießen können. Ist eine solche Teilveröffentlichung für einen Verlag eher eine Last oder eine Chance, die alten und natürlich auch neue Leser für sich und seine Bücher zu gewinnen?

Es ist für uns eine gute Gelegenheit zu zeigen, mit welchen qualitativen Ansprüchen wir an ein so ambitioniertes Projekt herangehen. Und mit einer so erstklassigen Autorin wollen wir natürlich auch die Chance nutzen, bei den anspruchsvollen, fortgeschrittenen Fantasy-Lesern zu punkten und darüber hinaus ganz neue Leser anzusprechen, die sich in den eingefahrenen Fantasy-Schleifen sonst eher langweilen. Die Entdeckung von Jacqueline Carey steht hierzulande erst noch bevor – ich setze auf Mund-zu-Mund-Propaganda, und ich bin sicher, dass sich – ähnlich wie in den USA – eine riesige Fangemeinde um die Autorin bilden wird!

Gerade ist in den Staaten der erste Band der Trilogie um die Erlebnisse von Phèdres Sohn erschienen - werden Sie auch diesen Zyklus bei LYX veröffentlichen?

Ja, wir wollen Jacqueline Carey bei den deutschsprachigen Lesern als große Autorin verankern, im Idealfall auch im Zusammenspiel mit einem anderen Verlagshaus.

Mit Alfred Bekker haben Sie einen bekannten und beliebten Heftroman- und Jugendbuchautor unter Vertrag genommen. Wie kam es zum Kontakt? Ist das Schubladendenken - Heftautor gleichbedeutend mit schlechter Autor - hier ein Hindernis, den Autor im Buchhandel zu platzieren?

Dieser Gedankengang ist mir bisher nicht begegnet. Die äußerst erfreulichen Vorbestellungen durch die Buchhändler legen eher den Schluss nahe, dass man dem Alfred Bekker besonders viel zutraut – vielleicht, weil es in den letzten Jahren schon einige vergleichbare Erfolgsgeschichten deutscher Fantasy-Autoren gegeben hat?

Nun legt ja auch Bekker eine der gegenwärtig so angesagten Sagen um eines der tolkienesquen Fantasy-Völker vor. Sind diese Themata nicht ausgereizt?

Der größte Teil der Fantasy nach Tolkien war doch mehr oder weniger Nachahmung, Neudichtung und Fortschreibung dieses Epoche machenden Werkes. Warum sollte es, nachdem in den letzten Jahren so viele junge Leser erst auf den Fantasy-Geschmack gekommen sind, damit nun plötzlich zu Ende sein? Die allzu kritischen Fantastik-Gurus sollten die Elben & Co. mal gewähren lassen, denn in der Fantasy geht es doch vor allem darum, die Leser gut zu unterhalten!

Stichwort deutschsprachige Autoren, ich habe gerüchteweise gehört, dass Sie für die Zukunft hier einiges in Planung haben? Können Sie das Mäntelchen schon ein wenig lüften, auf was sich die Leser hier freuen können?

Wie schön, dass sich um LYX schon die ersten Gerüchte ranken. Ich bin mit vielen Autoren und Ideengebern im Gespräch, aber so konkret sind die weiteren Pläne noch nicht. Unser Programm ist jedenfalls für deutschsprachige und fremdsprachige Autoren gleichermaßen offen. Und ein paar Geheimnisse möchte ich noch für mich behalten …

Wolfgang Hohlbeins „Chroniken des Unsterblichen“ ist eine der langlebigsten und erfolgreichsten Serien nicht nur bei vgs, sondern im Genre überhaupt. Nun endlich werden die Bücher in preisgünstigeren, gleichwohl liebevoll als Klappbroschuren gestalteten Paperbacks aufgelegt. Ein Selbstläufer für Sie, oder? Gab es hier nicht auch Taschenbuchverlage, die bzgl. einer Übernahme in den letzten Jahren angeklopft haben?

Die Taschenbuch-Lizenz war sehr begehrt, wir konnten sie schon vor einigen Jahren an Ullstein verkaufen. Unsere eigene limitierte Neuausgabe ist besonders schön ausgestattet, aber nur in einem begrenzten Zeitraum erhältlich. Wir wollen die Qualität in der Buchausstattung zu einem Markenzeichen von LYX machen. Außerdem war uns wichtig, gleich im ersten Programm zu signalisieren, dass bei uns auch die ganz großen Namen ihre Heimat finden sollen.

Es ist es schwierig, in dem umkämpften Markt neu Fuß zu fassen, zumal die Lesergruppen eher ab- als zunehmen ...

Wir sind voller Optimismus. Jetzt wollen wir erstmal unser Fähnlein aufstellen – in zwei Jahren soll sich LYX als eine gute Adresse in Sachen Fantasy etabliert haben!

Haben Sie für das Gespräch recht herzlichen Dank! Wir wünschen Ihnen und Ihrem Haus für die Zukunft alles Gute!

Die Website von LYX ist hier zu finden.
 
 
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