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  Interview: Ein Interview mit Palf Lehmann
Geschrieben am Monday, 25.October. @ 17:53:28 CEST von carsten
 
 
  Interview Carsten Kuhr sprach mit Ralf Lehmann, dem Autor der SAGA VOM SCHWARZEN PRINZEN (Blanvalet Verlag)

Es ist lange her, dass der Blanvalet Verlag, damals noch unter dem Imprint Goldmann einem deutschsprachigen Autor die Möglichkeit zur Veröffentlichung bot. In den letzten Jahren konzentrierte man sich auf die Veröffentlichung langlaufender Zyklen vornehmlich aus anglo-amerikanischer Produktion. Nun hat man im Lektorat einen Autor entdeckt, dem man zutraut im Kreis der erfolgreichen Autoren aus Übersee mitzuhalten. Viel erfahren wir über den 1973 geborenen Jungautor Ralf Lehmann nicht. Von der schwäbischen Alb soll der Autor kommen, weit gereist sein und nach dem Studium in Tübingen in Heidenheim als Lehrer tätig sein. Carsten Kuhr sprach mit dem Autor der Saga vom schwarzen Prinzen.

CK: Lieber Ralf, vielleicht stellst Du dich unseren Lesern einmal kurz selbst vor. Wer verbirgt sich hinter dem Namen Ralf Lehmann?
Also: Hinter dem Namen verbirgt sich ein (ur)schwäbischer Gymnasiallehrer, der seit kurzem wieder in der Umgebung von Heidenheim (Oberkochen) arbeitet. Ich bin ledig, kinderlos, aber das kann ja noch werden, und in meiner Freizeit (die seit der Herausgabe des „Schwarzen Prinzen“) ein wenig zusammengeschmolzen ist) fahre ich Rad, und spiele noch in einer Folk-Band Gitarre und Mandoline. Außerdem reise ich gern.
CK: Mit den Romanen Deines Zyklusses taucht Dein Name, zumindest für mich, das erste Mal als Autor phantastischer Stoffe auf. Hast Du bereits vor dem Roman Stoffe geschrieben und publiziert?
Nö.
CK: Wie kamst Du auf die Idee einen Fantasy Roman zu schreiben, und wie war dann der weitere Weg hin zu Blanvalet? Hast Du hier gleich an die richtige Tür geklopft, oder bist Du mit Deinem Manuskript auch, wie wohl so üblich, zunächst von Verlag zu Verlag getingelt?
Geschichten verfasst habe ich schon als Jugendlicher ganz gern. So habe ich als Zwölfjähriger einen „kurzen Abriss der altägyptischen Geschichte“, herausgegeben (selbstverständlich im Selbstverlag und über Papas Kopiergerät). Die Auflage lag bei ungefähr zwölf Stück. Auf die Fantasyliteratur wurde ich als Siebzehnjähriger aufmerksam, als ich den „Herrn der Ringe“ las. Das Buch hat mich damals stark beeindruckt, weniger die Charaktere, sondern vor allem die Landschaften, die mit Sagen der Vergangenheit getränkt sind.
Irgendwie hat es mich dann gereizt, etwas dergleichen selber zu schreiben, und kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag habe ich mich dann selber an die Arbeit gemacht.
Insgesamt habe ich über zehn Jahre an meinem Roman gearbeitet, selbstverständlich mit Unterbrechungen. Als ich dann der Ansicht war, dass man es jetzt verschicken könnte, habe ich bei fünfzehn Verlagen angeklopft – und bin fast überall abgewiesen worden. Mein Glück war, dass Blanvalet zu dem Zeitpunkt, als ich mein Manuskript bei ihnen einreichte, einen deutschen Fantasyautor suchte, um mal einen anderen Akzent zu setzen. So kam dann das eine zum anderen.
CK: Was war das dann für ein Gefühl, als einmal kein stereotypisches Ablehnungsanschreiben in der Post war, sondern eine vorsichtige Interessebekundung?
Am Anfang natürlich eine Riesenfreude, ich hatte ein Selbstbewusstsein wie Rambo nach der Eroberung von Ho-Tschi- Minh-Ville oder so ähnlich. Das hat sich dann aber ziemlich schnell gelegt, ich habe zunächst auch fast niemandem davon erzählt, weil ich erst mal selber damit fertig werden musste.
CK: Bist Du dann nach München zu Blanvalet gereist, oder lief das alles über Mail bzw. Telefon ab?
Alles über Mail und Telefon, außer einem Treffen mit meinem Lektor in einem Biergarten bei München, als mal ausführlichere Dinge zu besprechen waren und außerdem die Gelegenheit gekommen schien, sich mal persönlich kennen zu lernen.

CK: War von vorne herein klar, dass Du einen mehrbändigen Zyklus verfassen würdest, oder ergab sich das dann erst in Absprache mit dem Verlag?
Meine Geschichte besteht aus fünf Büchern und ist abgeschlossen. Sie wurde vom Verlag von Anfang an als Dreibänder geplant.
CK: Was liest Du selbst gerne, wer sind Deine literarischen Vorbilder? Wie kamst Du auf die Idee Fantasy zu schreiben?

Ähhh.... ich lese praktisch keine Fantasy, und der einzige Roman in dieser Sparte, der mich wirklich stark beeindruckt hat, war eben der „Herr der Ringe“, der mich auch nach abgeschlossenem Germanistikstudium noch fasziniert. Für mich war die Arbeit an einem Fantasyroman eine Art Ventil - nach anstrengenden Studienseminaren, wenn ich nach der grauen Theorie meine Gedanken wieder auf die Spielwiese schicken wollte. Vor etwa drei Jahren habe ich mich dann entschlossen, den ganzen Wust von Abenteuern zu einer stringenten Geschichte zusammenzufassen, was viel Arbeit war. Erst als alles fertig und ich der Meinung war, nichts mehr besser machen zu können, habe ich das Manuskript an die Verlage geschickt – und später gezeigt bekommen, dass man noch sehr vieles besser machen kann.

CK: Wenden wir uns Deinen Büchern zu. Wie lange gingst Du mit dem Werk "schwanger", wie weit ist die Saga bis dato gediehen?
Wie gesagt: Die ersten Zeilen habe ich als Achtzehnjähriger geschrieben, ich habe also fast dreizehn Jahre an dem Roman gearbeitet. Die Saga ist abgeschlossen.
CK: Wie müssen wir uns Deinen Schreibprozess vorstellen? Hast Du zunächst ein Exposee gefertigt, oder bist Du einfach Deiner Muse gefolgt?
Ich habe einfach zusammengeschrieben, was mir gerade in den Sinn kam, und hatte nur eine grobe Vorstellung, wie das alles zu Ende gehen soll. Allerdings habe ich den (anfangs chaotischen) Roman nach der Vollendung mehrfach überarbeitet, bis er in sich logisch und abgeschlossen war. Also eine Mischung aus kreativer und analytischer Tätigkeit.

CK: Wie lief die Zusammenarbeit mit dem verantwortlichen Lektor ab. Musstest Du oft in Klausur gehen, und Passagen umschreiben?
Ich hatte einen sehr fähigen und engagierten Lektor, der mir inhaltlich sehr wenig, stilistisch aber sehr viel reingeredet hat – und zu Recht. Es ist peinlich, aber wahr: Obwohl ich Deutschlehrer bin, hatte ich nie gelernt, besonders griffig und prägnant zu formulieren (eine Fähigkeit, die z.B. für einen Journalisten ja lebensnotwendig ist), und unter Anleitung meines Lektors habe ich dann das gesamte Manuskript noch einmal redigiert und es dabei um 30% gekürzt – ohne dass inhaltlich was verloren ging.

CK: Bei der Lektüre fiel mir auf, dass das Buch eigentlich nach rund 220 Seiten abgeschlossen war. Danach fing dann der nächste Handlungsabschnitt mit der Suche nach dem in drei Teile aufgesplitteten magischen Juwel an. Was hat Dich dazu gebracht, hier den Auftakt der Suche noch anzuschliessen? Wäre das nicht ein willkommener Auftakt des zweiten Teiles gewesen?
Doch, ganz sicher. Aber mein Roman besteht aus fünf Büchern, die der Verlag aus drucktechnischen Gründen in drei Bänden herausgeben wollte – das heißt, das 2. Buch musste in der Mitte durchgesägt werden. Ob das glücklich war, muss der Leser entscheiden; beim nächsten Band wird die Zäsur aber glatter verlaufen.

CK: Wir erfahren bislang im ersten Band der Reihe zunächst einmal relativ wenig von den mannigfaltigen Geschöpfen und Ländern Deiner Welt. Die weiteren Bände werden hier wohl weitere Beschreibungen bringen. Dennoch wirkte auf mich insbesondere die Schilderung der untergegangenen Rasse der Khor als sehr detailreich und überlegt. Gibt es auf Deinem Schreibtisch oder im Rechner eine detailliert ausgearbeitete Welt mit Historie, mit Völkern und Orten, die Dir später als Hintergrund für Deinen Plot dienen?

Nein. Aber wie gesagt – ich hatte viel Zeit, mir meine Welt zu überlegen, und sie ist mit den Überarbeitungen jedes Mal gewachsen – und zusammengewachsen. Was mittelalterliche Kleidung und Waffen betrifft, musste ich manchmal nachschlagen, aber als Erdkundelehrer bin ich mit z. B. mit Landschaftsbeschreibungen vertraut. Die Landschaften beruhen auf eigenen Erlebnissen – im Hochhügelland spiegelt sich meine Heimat, die Schwäbische Alb, in der Stadt Araukaria Bilder aus dem alten Rom (nicht zuletzt auch der Brand...) Für die Pforte von Khor lassen sich die Pylonen in ägyptischen Tempeln als Vorbilder finden, im Ermingebirge lässt Karl Mays Winnetou grüßen...
Du hast eine Sache angesprochen, die mir am Herzen liegt: So viele Fantasy-Geschöpfe und Fantasy-Welten wie in angloamerikanischen Romanen wirst du bei mir nicht finden, auch wenn es in den beiden Folgebänden tatsächlich mehr werden. Das hat seinen Grund: Ich mag es nicht, wenn arme kleine Jungen mal ganz aus Versehen einen Drachen töten und zum Held werden, ebenso wenig rätselhafte Lichtschwerter, die genau zum richtigen Zeitpunkt gefunden werden, um einer erdrückenden Übermacht Paroli zu bieten. Jede Landschaft, jedes Fantasy Geschöpf hat seinen Eigenwert und braucht Zeit, entwickelt zu werden. Dann erst wirken sie individuell und lebendig.
Im Manuskript habe ich über die Hälfte aller Einfälle gestrichen, um den anderen Raum zum Atmen zu lassen.


CK: Wie genau hast Du Deine Welt entwickelt, bevor Du mit der Verfassen des Romans begonnen hast? Waren das alles spontane Einfälle während des Schreibprozesses, oder im Vorfeld entworfen? Wie kamst Du auf die Nachtmahre?

Alles spontane Einfälle während des Schreibprozesses – ich hatte bei Beginn der Arbeit keinen Plan, was am Ende rauskommen würde. Ich arbeite übrigens zumindest im ersten Arbeitsgang handschriftlich.
Wie ich auf Nachtmahre komme? Keine Ahnung. Vom Aussehen erinnern sie ein bisschen an einen T-Rex (als guter Älbler war ich als Kind leidenschaftlicher Fossiliensammler...)


CK: Weiter fiel mir auf, dass in Deinem ersten Roman eine wirklich starke Frauenfigur fehlt. Reika agiert eher unauffällig, ansonsten stehen die drei auserwählten Kämpen wider das Böse und die faszinierende Gestalt des Alten Niemand im Vordergrund. Wird in der weiteren Handlung, ohne hier zu viel zu verraten noch eine bedeutende Frau auftauchen?
Ich bin mit Sicherheit kein Frauenfeind: Aber alle von mir entworfenen Frauengestalten (die anfangs durchaus vorhanden waren), wirkten für meinen Geschmack immer etwas leblos und schablonenhaft, so dass sie bei der Bearbeitung mit der Zeit verdrängt wurden. Bei neuen Romanskizzen, an denen ich zurzeit arbeite, fällt mir das leichter.

C.K: Was wolltest Du in Deinem Werk anders machen als die anderen Fantasy Autoren?
Einen Roman vom Ende her schreiben. Wenn ich in Fantasyliteratur reingelesen habe, war ich meistens enttäuscht – da waren ungeheuer viele gute Ideen, aber häufig standen sie beziehungslos nebeneinander, weil ein Autor, der von seinen Büchern leben muss, seine Einzelbände vermutlich vor Abschluss der gesamten Saga abliefert. Die Folge ist ein sehr statischer Handlungsverlauf – man hangelt sich so von einem Ereignis zum nächsten, es fehlt ein bisschen der Spannungsaufbau, überhaupt das Rückgrat der Geschichte. Und nach dem dritten Band ist alles irgendwie ganz anders, als es im ersten Band angelegt war. Gerade weil ich Fantasyliteratur als Hobby betreibe, konnte ich es mir leisten, erst die ganze Geschichte zu schreiben – und dann noch einmal von vorn anzufangen, bis die Einfälle zueinander passen. Das klingt jetzt furchtbar arrogant, wahrscheinlich ist mein Roman genauso wie alle anderen, aber lass mich einfach in dem Glauben.

C.K: Verarbeitest Du Geschehnisse aus Deinem täglichen Erleben in Deinen Büchern?
Meine Ideen kommen aus dem, was ich sehe und erlebe – aber abstrahiert. Natürlich steckt in jeder der Figuren ein bisschen von mir, trotzdem würde da niemand den Ralf von der Schwäbischen Alb rauslesen können.


CK: Wie sieht ein typischer Schreib-Arbeitstag im Leben der Ralf Lehmann aus, wenn es einen solchen typischen Tag überhaupt gibt?
Den gibt’s nicht! Ich schreibe, wenn ich Zeit habe, also meist nicht mehr als 20 Minuten am Tag, irgendwo zwischen Tür und Angel. Länger wird’s nur, wenn ich, wie jetzt beim Schwarzen Prinzen, das Manuskript für den Verlag redigieren muss, da geht schon mal ein Wochenende oder auch die Pfingstferien drauf. Hauptberuflich bin ich ja Lehrer, das heißt, ich schreibe erst dann, wenn mein Tagewerk erledigt ist (den letzten Satz schickst du am besten an unsere Kultusministerin, dass sie weiß, was sie an mir hat...)
CK: Wie bist Du bislang mit der Reaktion auf Deine Bücher zufrieden? Gibt es ein Feedback über den Verlag, oder wie kommst Du, da Du ja noch keine Internetseite hast, überhaupt mit Deinen Lesern und Fans in Kontakt? Was sagen Deine Schüler zu ihrem „Tolkien-Lehrer“?
Von Reaktionen habe ich bis jetzt noch nicht viel mitbekommen, weil der Roman offiziell erst seit drei Wochen draußen ist. Wie findest du ihn denn?
An meiner Schule halte ich die Sache eigentlich ziemlich unterm Deckel, weil ich nicht weiß, ob das Komplikationen geben kann. Natürlich kommen Schüler manchmal zu mir und wollen meinen Roman signiert haben, aber das ist auch schon alles. Ich bin auch froh darüber – für meine Schüler will ich der Lehrer sein, nicht der Schriftsteller.

CK: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Gute, und uns weiter spannende Bücher voller Spannung und Magie.
 
 
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