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  Interview: INTERVIEW MIT EARL WARREN
Geschrieben am Monday, 27.September. @ 23:40:35 CEST von Guido
 
 
  Interview >BR> Walter Appel publiziert seit 1973, zunächst unter dem Pseudonym Earl Warren und zahlreichen anderen, mittlerweile unter seinem bürgerlichen Namen weit über 760 Western, Krimi, Horror, Frauen-Grusel-Romane, Liebesromane, Agentenromane, Heitere Romane, Geister Western und Fantasy bei diversen bekannten Heftreihen. Der breiten Öffentlichkeit wurde er durch einen seiner "Jerry Cotton"- Romane (Nr. 1080) bekannt, der als "Inspiration" für die Berliner Tunnelbankräuber diente. Vor kurzem erschienen in seinem wabook-verlag drei Paperbacks - ein Grund für Carsten Kuhr, das Gespräch mit dem produktiven Autor zu suchen.

CK: Anfang der 70er Jahre boomte der deutschsprachige Heftemarkt. Neue Autoren erhielten ihre Chance - so auch Du, und Du hast diese am Schopf ergriffen und bist zunächst bei "Lassiter" eingestiegen. Wie kam überhaupt der Kontakt mit Bastei zustande, wie kamst Du zum Schreiben?

WA: Zum Schreiben bin ich aus Neigung gekommen, oder man könnte sagen, das ist meine Berufung. Ich bin sehr kreativ, habe viel Fantasie - ohne Eigenlob jetzt, aber wie hätte ich sonst mehr als 760 Romane schreiben sollen? - und habe im Grunde genommen nie etwas anderes tun wollen. Zwar hatte ich ein paar Abschweifungen, wenn es mir zu langweilig war, nur zu Hause am Computer oder vorher an der Schreibmaschine zu sitzen, aber das waren, wie gesagt, zeitlich begrenzte Ausrutscher. Zum Bastei-Verlag, nun, ich habe halt angerufen und mir von der Telefonzentrale jemanden geben lassen, der für die Westernreihen verantwortlich ist. Da bin ich bei Helmut Rellergerd gelandet (Jason Dark). Dem habe ich mein Verslein erzählt, das ich mir vorher zurechtgelegt hatte - Text, wer ich bin, was ich möchte, wie ich meine dem Verlag nützen zu können. Und mich erkundigt, wie ein Manuskript überhaupt auszusehen hat - dreißig Zeilen, doppelzeiliger Abstand, sechzig Anschläge pro Seite sind’s. Wir hatten gleich einen guten Kontakt. Der Helmut hat mich in die Branche 'reingebracht. Insgesamt habe ich damals drei Verlage akquiriert, nennt man das - Bastei, Zauberkreis und Pabel (heute VPM). Bei Bastei hat's geklappt.

CK: Du hast mit Western angefangen, hast dann aber Dein "Tätigkeitsfeld" recht schnell auch auf andere Genres, insbesondere Grusel und Krimi, ausgeweitet. Was schreibst Du selbst am liebsten, was liegt Dir am meisten am Herzen?

WA: Jetzt grundsätzlich mein neues Projekt, der "Yeti", ansonsten meine Romane. Also meine Figuren und meine Schöpfungen. Ich habe mich nie von anderen auf eine Sparte festlegen lassen wollen. Wenn schon, will ich mir mein Feld selber suchen.

CK: Warum fast gar keine SF - Pabel/Moewig hatte zu der großen Zeit hier ja doch diverse Reihen laufen, und immer Bedarf an guten Autoren? Immerhin hast Du den Vornamen Deines Pseudonyms dem Weltraumtramp Earl Dumarest entlehnt?

WA: Woher weißt Du das mit dem Earl Dumarest? Die Figur hat mich fasziniert - er hat ja immer etwas gesucht, seinen Traum, die Erde, ist seiner Vision gefolgt. Gefunden hat er's wohl nie. Auch der Schreibstil von E. C. Tubb und die viele Action haben mir sehr gefallen bei den Earl-Dumarest-Romanen. Der ganze Background, obwohl ich ihn aus heutiger Sicht für einen Teilrahmen halte. Also nicht komplett. Ich habe in den Siebziger Jahren zwei SF-Romane geschrieben, bei Terra Astra, noch beim Altmeister Schelwokat, und dabei festgestellt, dass mir die SF als Genre nicht liegt. Das mag sich jetzt seltsam anhören, aber dafür bin ich zu realistisch. So total in der Zukunft. Im Prinzip - meine Meinung - kann von der realistischen Einschätzung wenig Vernünftiges dabei herauskommen. Das ist, als wenn einer im Jahr 1200 n. Chr. das Zwanzigste Jahrhundert n. Chr. hätte beschreiben wollen. Das kann niemals auch nur in die Richtung kommen. Viele Zeitgenossen meinen, wir wären heutzutage mit unserem Wissen auf dem höchsten und letzten Stand - das stimmt aber nicht. In ein paar Jahren ist das auch wieder überholt. Die Entwicklung geht immer weiter, und Computer und Atomreaktoren sind nicht die letzte Erkenntnis. Ich meine übrigens, dass das 20. Jahrhundert, das wir alle gut kennen, in späteren Zeiten als eine finstere, barbarische und blutige Zeit und eine Zeit des Umbruchs dastehen wird. Zwei Weltkriege - die Atombombe, was sonst noch so alles passiert ist, die Umweltverschmutzung. Ich fürchte, im Urteil der Geschichte werden wir nicht unbedingt gut wegkommen. Nach meiner Schätzung werden uns spätere Zeitgenossen irgendwo knapp vor dem (finsteren) Mittelalter einordnen, weit hinter der lichten Renaissance.

CK: Ist man da als Autor bei einer Heftserie nicht arg in der Tretmühle - immer den nächsten Ablieferungstermin im Nacken, den Lektor hinter sich spürend - motiviert einen das, oder hemmt es eher die Kreativität?

WA: Nun ja, ich arbeite immer unter Druck, anders kann ich das gar nicht. Ein Diamant wird von der Geochemie auch unter Hochdruck erzeugt. Eine Tretmühle ist es, das stimmt. Den Lektor hinter sich spürend - es kommt darauf an, was für ein Lektor das ist. Ich bin immer gut mit den Lektoren gefahren, die mich gewähren ließen und mir wenig dreinredeten. Wenn mir einer viel dreinredet, das hemmt und das stört mich. Der Cotton-Redakteur Reinke, der Eiserne Ekkehart, hat mal meinen Schreibstil abändern wollen. Mit dem Ekkehart konnte ich gut, was nicht jedem möglich war. Da habe ich die "Stilkunst" von Ludwig Reimers gelesen, und "Deutsch für Profis" von Wolf Schmidt, glaube ich. Dann wusste ich gar nichts mehr. Da habe ich mir bei jedem Satz überlegt, womit ich nun anfange. Mit dem Substantiv, Verb, einem Adverb, ob ich nun viel oder wenig Adjektive schreibe - wie ich sie einsetze. Einen Roman - Cotton - habe ich mir abgequält. Dann sagte der Lektor (Redakteur): "Um Gotteswillen, schreib bloß wieder so wie zuvor. Da warst Du mitunter originell und hattest Schwung in der Story. Was jetzt dasteht, kann man ja überhaupt nicht mehr lesen." Seitdem habe ich es nicht wieder versucht, meinen Stil künstlich anzupassen. Natürlich lese ich meine Texte noch einmal durch, bevor sie rausgehen. Und ich denke schon nach, während ich schreibe, und überlege mir kritisch das eine oder andere. Aber im Grund genommen ist das ein kreativer Prozess, den ich nicht steuern kann. ES schreibt, mein Talent, was auch immer. Da läuft sehr viel automatisch ab. Wenn ich z. B. gehe, dann gehe ich - wenn ich nun überlegen würde, wie ich den Fuß setze, das Gewicht verlagere, die Schrittlänge einteile, dann würde es ein Problem geben. Grob gesagt schreibe ich so, wie ein Vogel fliegt oder ein Fisch schwimmt. Die überlegen auch nicht und stellen keine physikalischen Berechnungen an.

CK: Du bezeichnest Dich selbst als "Volksschriftsteller" in der Tradition eines Karl May oder E. R. Burroughs, und hast bisher im Heftroman publiziert. Nun fristet der Heftroman gemeinhin oft als "Schund- und Schmutzliteratur" verunglimpft ein Schattendasein im deutschen Literaturbetrieb. Wie siehst Du als Autor, der zu seinen Heftveröffentlichungen steht, dies? Ist das wirklich nur schnell, im Akkord geschriebene Wegwerf-Unterhaltung?

WA: Es gibt keine ISBN-Nummer, die Romane erscheinen unter Pseudonym, der Vertrieb findet am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel statt, in Zeitschriftenläden und in den Zeitschriftenabteilungen der Kaufhäuser. Allenfalls noch im Versandbuchhandel. Die Honorierung ist ebenfalls anders als bei Buchverlagen. Es wird einmal ein Pauschalhonorar bezahlt, bei Neuauflage (Nachdruck) üblicherweise noch einmal die Hälfte des ursprünglichen Honorars - oder weniger. Bei Buchverlagen erhält der Autor einen Prozentanteil an den verkauften Exemplaren und eine Abrechnung. Für einen Autor ist manches schwierig. Da kann es passieren, dass einer jahrzehntelang Hunderte von Romanen schreibt und danach ist er immer noch ein Anonymus und nur wenigen Eingeweihten ist bekannt, was von ihm stammt. Dies ist eine sowohl bedenkliche als auch unerfreuliche Geschäftspraxis in der Branche, die nicht dem Interesse des Autors dient. Es gibt zahlreiche qualitativ gute und spannende Heftromane. Es handelt sich hier um die Befriedigung einer breiten Leserschicht, und man gibt sich in den Redaktionen, z. B. bei Bastei, Mühe. Jedoch ist das Image des Heftromans schlecht, das wird sich nicht ändern. Wesentliche Gründe dafür sind die Zuordnung zur sog. Trivialliteratur und das Schreiben unter unterschiedlichen Pseudonymen. Nun mag es ja Leute geben, die völlig damit zufrieden sind, jahrzehntelang unter mehreren und wechselnden Pseudonymen ihr Geld zu verdienen. Ich bin das nicht. Ich vertrete die Meinung, dass der Leser wissen soll, von wem die Romane sind. Und dass er, die weibliche Form Leserin schließe ich hier mit ein, den Autor lesen will und nicht den Verlag oder Lektor. Außer Heften habe ich ein paar Taschenbücher produziert, ein Hardcover "In der Vergangenheit verschollen" beim Zaubermond-Verlag (DK-Serie). Dann sind bei Moewig ein paar von meinen Pfarrhaus-Romanen als Hardcover erschienen, allerdings nur für die Kaufhaus-Wühltische. Mein Interview mit Dirk van den Boom im "Alien-Critic 12/13" will ich hier doch noch einmal erwähnen. Es hat bei bestimmten Personen Missfallen hervorgerufen. Ich bin jedoch der Ansicht, dass wir hier in einem demokratischen Land mit einer Meinungs- und Pressefreiheit leben und ich das Recht und die Pflicht habe, davon Gebrauch zu machen. Mein primäres Bestreben ist es, gute und spannende Romane für meine Leser zu schreiben und diese auch zu verkaufen. Ich bin kein Kritiker und schon gar kein Reformator der Heftromanbranche. Jedoch kann ich manches, z. B. das Unwesen mit den zahlreichen Pseudonymen und die mangelnde soziale Absicherung sowie Akzeptanz nicht befürworten oder gut finden. Es wird sehr viel auf dem Rücken der Autoren ausgetragen, was nicht sein müsste. Mehr Transparenz wäre angesagt. Zu meiner Arbeit als Autor: Ich habe mich immer um eine gute und stimmige Story bemüht und um die Charaktere. Besonders beim Film, wo viel mit Bildern und Action gemacht wird, bleibt die Logik mitunter sehr auf der Strecke. Ich stehe zu meinen zahlreichen Heftromanen - zu dem Zeitpunkt, als ich sie schrieb, hatte ich kein anderes Forum, um gedruckt werden zu können. Eine Wegwerf-Unterhaltung sind meine Romane nicht. "Perry Rhodan" z. B. wird auch in Buchform nachgedruckt und vertrieben. Stehen in den Büchereien, die silbernen Bände. Ich kann mich noch gut erinnern, was das für ein Zirkus war, als der Willi Voltz das seinerzeit durchgedrückt hat, und was sich für Gegenstimmen erhoben (Pabel-Verlag). Aber es war gut, besonders für die Serie, dass er es durchdrückte.

CK: Wie stehst Du zu den Fanclubs, die sich gebildet haben, zur Sammler-Leserszene? Hast Du da direkten Kontakt mit Deinen Lesern?

WA: Fanclubs sind zweifellos angenehm. Sammler war ich nie und werde ich wohl nie. Es hat mich bisher nicht interessiert, welchen Wert Romane haben, die mal in den 70er Jahren von mir veröffentlich wurden. Vielleicht sollte ich das mal ändern. Aber ich denke, das soll jemand anders erledigen - darum kann ich mich nicht kümmern. Natürlich habe und schätze ich den direkten Kontakt mit meinen Lesern. Fanbriefe, oder neutraler gesagt Leserbriefe beantworte ich rasch und gehe auf Fragen ein, wenn möglich. Wenn ein Leserbrief kommt, befasse ich mich damit.

CK: Wer hat Dich als Autor inspiriert, wer sind Deine Vorbilder?

WA: Das ist eine schwierige Frage. Ich habe so viel gelesen; seit ich sieben Jahre alt war, lese ich alles mögliche querbeet, viel und schnell. Das sind Abertausende oder was weiß ich wie viel Romane und sonstige Druckwerke gewesen, die ich gelesen habe. Das geht von Goethe, Shakespeare, Hemingway über Karl May, Robert E. Howard, E. R. Burroughs (mit Einschränkungen, Tarzan ist okay), Fosters Prinz-Eisenherz-Comic-Saga, Harold Robbins, G. F. Unger, K. H. Scheer, A. E. van Vogt, Lovecraft, Doc Smith mit seinem Lensmen-Zykus, Fritz Leiber, Marquez - Nobelpreisträger - "Die Liebe in Zeiten der Cholera" - E. A. Poe, Klassiker wie Melville und Defoe usw. über etliche andere hin. Agatha Christie, Wallace, Marion Zimmer Bradley, das ist ein Konglomerat. Sogar den alten Homer könnte ich da noch nennen mit Ilias und Odyssee. Und die Bibel vor allem, in der Bibel steht viel Interessantes drin. Also, im Prinzip geht das bei mir von den Brüdern Grimm bis zu Isaac Asimov, von der Bibel bis zur Tageszeitung. Das hat zudem im Lauf der Jahre immer mal gewechselt. Ganz genau kann ich nicht sagen, der oder die ist mein Vorbild gewesen, und genauso möchte ich das machen. - Stephen King hätte ich fast vergessen, obwohl ich ihn seit ein paar Jahren nicht mehr lesen kann - ist ja eh immer das Gleiche in ein paar Variationen. Ich habe soviel gelesen, Filme gesehen, experimentiert. Ich will jetzt meins machen, mein Thema - das ist Action-Grusel mit Zeitreisen, Fantasy-Elementen und ein wenig SF. Das ist mein Ding. Fantastische Literatur, allerdings mit soviel Realismus, dass die Gegenwart mit dabei ist und der Leser oder die Leserin einen Bezugspunkt hat. Wenn ich nur noch von SF-Wesen schreiben sollte, das wäre mir doch zu öde. Die breite Masse ansprechende SF sind sowieso die alten Märchen und Heldensagas ins Universum versetzt (Star Wars usw.) Die Probleme z. B. eines gasförmigen Lebewesens im Wega-Sektor, das es ja tatsächlich geben könnte, dürften dem irdischen Leser zu fremd sein. Da müssen schon Menschen oder zumindest Humanoiden mitspielen. Mit der fantastischen Literatur bin ich in guter Gesellschaft: Das Nibelungenlied, Parsival, Gilgamesch-Epos, die Heiligen Schriften aller möglichen Religionsgemeinschaften, Goethes "Faust" - alles Fantasy. Ich kenne überhaupt kein total realistisches und naturwissenschaftliches Buch, das sich Jahrhunderte oder gar Jahrtausende lang gehalten hätte.

CK: Du hast einen ganz eigenen Stil zu schreiben und bist bekannt dafür, Deine Titel möglichst genau zu recherchieren. Gab es da auch Kritik von Seiten der Verlagslektoren, die am liebsten immer alles aus einem Guss haben wollen? War dies vielleicht auch mit ein Grund, jetzt eigene Wege zu gehen mit Deinem wabook-Verlag?

WA: Unterschiedliche Verlagslektoren haben unterschiedliche Meinungen. Da gibt es, wie bei den normalen Lesern ebenfalls, Zu- und Abneigung. Dem einen Lektor gefällt mein Stil, dem anderen eben nicht. Da muss man mit leben. Ich bemühe mich mit der Recherche, absolut hundert Prozent ist sie nicht und kann sie nicht sein. Da gab es schon mal Kritiken, ich würde zu viele Details bringen, die den Leser langweilen und von dem Handlungsfluss ablenken. Das sehe ich nicht so. Da nehme ich jetzt mal den Karl May als Beispiel. Über seine langen Landschaftsbeschreibungen und religiösen Schilderungen habe ich als Junge einfach weggelesen oder habe diese übersprungen. Mich hat das nie gestört. Jedenfalls rechne ich es einem Autor als positiv an, wenn ich sehe, dass er sich mit dem Stoff auseinandergesetzt und sich informiert und sich seine Gedanken gemacht hat. Daran erkenne ich, dass ich ihm als Leser etwas wert bin. Ich habe drei Romane geschrieben, die mit dem Untergang der "Titanic" zu tun hatten - zwei Hellmanns und einen Jessica Bannister. Dazu habe ich mir drei dicke Fachbücher besorgt, diese durchgeackert, Notizen gemacht und Dutzende Markierungen und Merkzettel in die Bücher gesteckt. Ich weiß heute noch, dass die "Titanic" 270 m lang war, mit Schornsteinen 48 m hoch, die Maschinenstärke müsste ich nachschlagen, wie der Riss verlief, der sie sinken ließ, wie es dazu kam, wie lange das dauerte - so etwas recherchiere ich, weil es mich interessiert. Dass die ersten Rettungsboote aus einer Höhe von immerhin 28 m abgeseilt wurden - um mal den Schwierigkeitsgrad dieser Aktion zu ermessen. Mit den Verlagslektoren, die alles aus einem Guss haben wollen, gibt es ein Problem: Der eine will den Guss - bleiben wir bei dem Ausdruck - der nächste will wieder etwas anderes. Ich habe bestimmte Vorstellungen. Dazu gehört nicht, bis an mein selig oder unselig Ende immer nur Heftromane zu schreiben und mich klein halten und mir alles mögliche vorschreiben zu lassen. Ich will meine Vorstellungen verwirklichen, und wenn man es so will, habe ich ein Thema gesucht, ein Feld, auf dem ich mich austoben und voll einbringen kann, ohne mich ständig verbiegen zu müssen. Wenn man es so sieht, habe ich einen Leitstern und eine Vision. Falls ich Pech habe, ist dieser Leitstern ein Irrlicht, aber das muss ich in Kauf nehmen. Mein Thema ist das des kosmischen Ringens zwischen Licht und Finsternis, Gut und Böse, sind die Abgründe der menschlichen Seele, die sich auch oder gerade in den dämonischen Wesen wie Vampiren und Werwölfen widerspiegeln - ist die Message, stark zu sein, nicht aufzugeben, und dass die menschliche Macht nicht die stärkste im Kosmos ist. Etliche Jahrmillionen als Zeitrahmen sind mir da gerade recht. Zudem liebe ich skurrile Nebenfiguren, beim "Yeti" den nur in Reimen sprechenden Rocker Neptun, den es in eine fantastische Welt 120 Millionen Jahre vor unserer Zeit verschlägt. Oder dass in "Yeti II", noch nicht erschienen, der hartgesottene Rockerboss, der mit ihm die Zeitreise macht, im Amazonenreich von Amazonen vergewaltigt und sozusagen sexuell missbraucht wird, wodurch er einen seelischen Schaden erleidet. Mein Yeo ist ein Yeti aus einer fernen Vergangenheit - ein animalisches Wesen, hochintelligent, mit einer sensiblen und teils künstlerischen Seele. Er wird der Blutsbruder des Soko-Beamten und Lichtlords Harry Holt, den Merlin der Magier in seine Bestimmung einweihte. Im Verlauf ihrer Abenteuer im Yeti-Zyklus, wie ich ihn nenne, begegnen die beiden Jeanne d'Arc und Adolf Hitler. Bei der Episode in den letzten Tagen des Kampfs um Berlin im Fruehjahr 45 wird die Begegnung Holt - Hitler allerdings keine sehr intensive und romantragende sein. Ich denke da mehr an ein gespenstisches - im Sinn von unheimliches - Treffen zwischen Holt und dem zerrütteten, erledigten Führer, der mehr in seiner Scheinwelt als in der Realität lebt und durch die Gänge des Führerbunkers wankt, die Ruine einer Persönlichkeit, die Churchill einen Wahnsinnigen von dämonischer Wildheit nannte, während die Rote Armee stürmt und Strasse um Strasse den letzten Widerstand in der Schlacht um Berlin bricht. Harry Holts und Yeos Suche gilt in dem Fall Tschttschottschtscha Ghum, dem Außerirdischen, der als Artefakt Äonen unter der Erdoberfläche dämmerte, bis er zu einem grausigen Dasein erwacht. Die Gegenseite muss natürlich stark strukturiert sein und ebenfalls ihre Siege erringen. Vom Altmeister Karl May kann man da einiges lernen - der hat auch immer seine Überschurken. In einer Heftromanserie könnte ich das niemals bringen. Wer mir da alles dreinreden würde und dazu etwas wissen wollte, daran denke ich lieber nicht.

CK: Du hast Dich insbesondere der Serie "Mark Hellmann" angenommen. Da hast Du viel Arbeit in ein Rahmenexposé gesteckt - wurde das vom Verlag oder Deinen Autorenkollegen honoriert, hat Dir diese Tätigkeit Spaß gemacht?

WA: Teils, teils, was den Spaß betrifft. Das kreative Schreiben hat mir immer Freude bereitet. Die Hellmann-Serie ist für mich Schnee von gestern. Auf diesen Punkt möchte ich nicht weiter eingehen. Ein paar innovative Punkte daraus, die ich mir ausgedacht habe und die vom Verlag nicht akzeptiert wurden, werde ich für mein weiteres Schaffen beibehalten.

CK: Für den "Dämonenkiller" hattest Du kurz vor Einstellung der Reihe den sog. "30-jährigen Krieg" Zyklus konzipiert. Im Zaubermond Verlag kam dann der Zyklus doch noch, sogar im Buchform (DK 31/32) heraus. Was war das für ein Gefühl, sein geistiges Kind dann doch noch in gedruckter veröffentlichter Form vor sich zu sehen?

WA: Zunächst eines: Der DK ist nicht mein geistiges Kind. Das ist das Kind von Vlcek und Luif. Zu der Reihe habe ich als Autor einiges beigesteuert. Meine geistigen Kinder - meine Romanfiguren und Schöpfungen - sind jetzt Harry Holt und der Yeti, davor Morgana und alles, was ich bei Vampir, Gespenster-Krimi, Frauen-Grusel, auch Liebesromanen selbst an Charakteren kreiert und entworfen habe. Bei Cotton und Lassiter z. B. ist die Story von mir und sind es Nebenpersonen, Cotton und Lassiter habe ich nicht selbst entworfen. Beim DK verhält es sich annähernd genauso. Das ist auch wieder so ein Zwitter. Cotton und Lassiter gehören dem Bastei-Verlag. Der DK gehört VPM als Rechtsnachfolger von Pabel sowie dem Zaubermond-Verlag. Dorian Hunter und Coco Zamis sind Schöpfungen hauptsächlich von Ernst Vlcek. Ob nun der Vlcek selbständig DK-Romane schreiben und veröffentlichen dürfte, oder ob H. Rellergerd/Jason Dark das mit John Sinclair kann, das zu beantworten bin ich überfragt. Die Sinclair-Reihe als solche gehört dem Bastei-Verlag, welche Absprachen und Verträge da bestehen, weiß ich nicht. Die Romanfiguren Cotton und Lassiter gehören Bastei. Doch davon genug jetzt. Der DK ist uns ein paar Mal eingestellt worden, irgendwie ist er aber doch wieder auferstanden. Den 30-Jährigen-Krieg-Zyklus über, ich glaube, zwölf Romane habe ich 1986 exposemäßig entworfen und geschrieben. Es hat mich gefreut, dass dieses Projekt verwirklicht wurde. Ich bin jedoch der Ansicht, beim DK ist die Luft 'raus. Ernst Vlcek könnte die Serie noch einmal hoch schreiben, sonst aber keiner. Ich wollte es selbst dann nicht, wenn ich es könnte - was soll ich die Kinder von anderen Leuten großziehen? Ich habe genug Fantasie und kann meine eigenen Figuren entwerfen.

CK: Im Interview mit Dirk van den Boom hast für The Alien Critic hast Du angedeutet, dass Du mit dem zweiten, von Martin May verfassten Teil des Zyklus nicht zufrieden warst. Woran lag es?

WA: Da war ich weder zufrieden noch unzufrieden. Der Martin hat das so geschrieben, wie er es für richtig hielt. An die Exposehandlung hat er sich ziemlich exakt gehalten, warum soll ich da jetzt hergehen und kritteln, das hätte ich besser oder anders gemacht? Sicher hätte ich ein paar Dinge anders gemacht, und wieder jemand anders (anderer Autor) hätte es wieder anders gehandhabt. Ich sehe absolut nicht ein, warum ich an dem Martin herummeckern sollte. Eigentlich hätte ich beide Teile vom 30-Jährigen-Krieg-Zyklus schreiben sollen. Band 31 habe ich geschrieben, Band 32 nicht, weil ich zu dem Zeitpunkt zu sehr mit der Hellmann-Reihe beschäftigt war und beim Bastei-Verlag anderes zu tun hatte. Im Nachhinein gesehen war das eine Fehlentscheidung, auf den Hellmann zu setzen, doch hinterher weiß man es bekanntlich immer besser. Thomas Born habe ich sachlich erklärt, weshalb ich den DK 32 (Buch 32) nicht schreiben kann, und er akzeptierte es. Dann schrieb es der Martin Kay. Für mich ist es in Ordnung so. Wenn Martin selbst und sein Verleger mit dem Band 32 zufrieden sind, was ich hoffen will, warum soll ich dann damit unzufrieden sein? Wenn ich was abgegeben habe, habe ich's abgegeben. Dass ich es nicht für sonderlich sinnvoll halte, den DK, der seinerzeit sehr innovativ war - in den 70er Jahren - mit neuen Autoren weiterzuschreiben, ist eine andere Sache. Es wird Zeit, dass mal wieder was Neues kommt - was Neues, das ist mein "Yeo" - "Ein Yeti am Kudamm" - Yeothan m'Gum nGorro X4Moo heisst der Junge, Rufname Yeo. Da habe ich einen kosmischen Rahmen, Grusel-Action mit Fantasy-Elementen und ein wenig SF (paar Glanzlichter, nicht zu sehr in die SF-Richtung). Eine Zeitspanne von 120 Millionen Jahren - zunächst mal. Das ist doch schon was. Mir geht es nicht darum, den Geisterjäger Nr. X-100-Nochwas zu schreiben. Die tragenden Säulen der Handlung, die erst mal auf einen Zyklus von drei bis vier Romanen mit jeweils abgeschlossener Handlung angesetzt ist, sind der Berliner Soko-Beamte Harry Holt, 28, und der oben genannte Yeo. Harry ist ein Lichtlord und eine wichtige Persönlichkeit im uralten Ringen des Lichtes gegen die Finsternis. Lichtlord ist er von seiner Bestimmung her, ansonsten ist er ein Mensch. Die Romane schreibe ich in der Ich-Form, größenteils aus der Sicht von Harry Holt. Das ist notwendig, damit die Leserschaft ihre Identifikationsfigur hat. Harrys Geliebte, die Amazone Hlalyra, und seine Kampfgefährtin Shannah Mars sind wichtige weibliche Romanfiguren. Im zweiten Band des Yeti-Zyklus habe ich La Loca Blanca, eine aidskranke New Yorker Fixerin, die zur Dämonin wurde, eine tragische Figur, mit der ich einiges vorhabe und in der dann das Gute noch einmal aufflammt. La Loca hat übrigens ein reales Vorbild. In meinen Yeti-Romanen lege ich Wert auf realistisch geschilderte weibliche Figuren und auch soziale Strukturen. Charakterliche Wandlungen und Überraschungen erwähne ich gern. Gelegentlich bringe ich zeitgeschichtliche Persönlichkeiten und historische Ereignisse ein. Eine kurze Begegnung zwischen Harry Holt und Yeothan, dem Yeti, und Adolf Hitler während dem Endkampf um Berlin 1945 sowie eine längere mit der Jungfrau von Orleans werden geschildert. Jeanne d'Arc hat mich immer fasziniert, sie war ein strahlendes Licht in einer dunklen, blutigen Zeit und einer der schwierigsten Epochen, die Europa erlebte. Mit Begleitern wie Gilles Rais, Reichsmarschall von Frankreich, der später als Knabenschänder und Mörder mit über 300 nachgewiesenen Opfern entlarvt wurde und anderen. Ich habe mich immer sehr für Geschichte interessiert. Deshalb recherchierte ich beim Schreiben meiner Hellmann-Romane viel über die DDR - jetzt will ich es doch noch mal erwähnen.

CK: Dein "Jerry Cotton"-Heft Nr. 1080 hat im Nachhinein eine gewisse Berühmtheit erlangt, da die Berliner Tunnelräuber die Idee für ihren Fischzug sich dort ausgeliehen haben. Erzähl doch mal, da gab es ja jede Menge Publicity für Dich?

WA: Von wem und woher die Berliner Tunnelgangster die Idee für ihren Coup hatten, weiß ich nicht, ich habe nie mit ihnen gesprochen. Mir liegt auch keine Erklärung oder Äußerung ihrerseits dazu vor. Nach Bekannt werden des Berliner Tunnelbankraubs im Sommer 1995 schrieb eine unbekannte Leserin dem "Focus", die Idee sei einem Jerry-Cotton-Roman entnommen, nämlich 1080 "Die Geisel der Millionen-Gangster". Das wurde im "Focus" gebracht, woraufhin ich ein Fax an den "Focus" schickte, der Roman sei von mir, und ich würde mich für die Erwähnung und die mir zugeschriebene Ehre, der geistige Urheber dieses Coups zu sein, bedanken. Ob das so sei, wüsste ich nicht. Wie es die Presse so macht, wurde die Sache aufgegriffen, der "Focus" schickte einen Fotografen, brachte einen Artikel über mich, das Fernsehen kann, interviewte mich - ARD, Sat 1 usw. -, und die BZ (Berliner Zeitung) druckte den besagten Krimi in zehn Folgen nach. Für den BZ-Nachdruck habe ich exakt DM 1.000,-- (Eintausend) erhalten, für eine Berlin-Auflage des besagten Romans vom Bastei-Verlag noch mal ein paar hundert Mark. Also nichts Weltbewegendes. Danach folgte etwas, das ich heute noch als den Alptraum eines Verkäufers betrachte: Ich hatte Publicity, wurde gefragt, was haben Sie denn alles geschrieben? Soviel? Müssen Sie aber begabt sein und viel Fantasie haben. - Toll - wo kann man das kaufen? Da stand ich dann da mit dem kurzen Hemd und musste antworten: Das sind Hefte und Taschenbücher gewesen, die allesamt - 99 % - unter Pseudonym erschienen, wie man das nachbeziehen soll, weiß ich nicht. Da müssen Sie beim Verlag fragen. Einmal erschienen oder im Phasenvertrieb, und dann waren'se weg. Das ist nicht so wie beim Buchhandel mit ISBN-Nummer und Autorenname, dass man gelistet ist und nachbestellen kann. In dem Fall und in der Auslieferungweise ist das, wie in einer früheren Frage erwähnt, Gebrauchs- und Wegwerfliteratur vom Handling her. Ex und hopp. Das hat mich nun sehr gestört. Die schöne Publicity, und was konnte ich nachliefern oder nachschieben? Nichts. Jetzt kann ich mich wieder darauf berufen, obwohl es nicht mehr so brandaktuell ist. Spätestens zu dem Zeitpunkt - 1995 - habe ich gemerkt, dass hier etwas für mich verkehrt läuft, wenn ich 22 Jahre in einer Branche tätig bin, über 700 Romane - damals - geschrieben und veröffentlicht habe und vom Buchhandel gesehen als Autor eine Unperson bin oder überhaupt nicht registriert werde. Das kann's ja nicht sein. "Einer der produktivsten und unbekanntesten Schriftsteller Deutschlands", nannte mich Tillman Jens in seiner Reportage über mich und den Tunnelbankräuber-Roman in der ARD. Da war ich hellauf begeistert!!!

CK: Was darf der geneigte Leser in nächster Zeit von Dir erwarten, an was für Projekten arbeitest Du gerade (ich habe da etwas von einer Mitarbeit bei den Reihen vom Zaubermond Verlag gehört)?

WA: Ich habe mit meinen Projekten beim wabook-verlag (beides wird klein geschrieben) zu tun und bin da voll ausgelastet. Mehr als voll. Von einer Mitarbeit beim Zaubermond-Verlag weiß ich nichts. Für mich ist der Thomas Born ein fähiger Verleger und ein korrekter Geschäftsmann, so wie ich ihn kennen gelernt habe. Ich will meinen Yeti-Zyklus fertigschreiben, Band Zwei ist fertig, es werden noch einer oder zwei folgen. Ich weiß nicht, ob ich die Fülle des Stoffs, die noch ansteht, in einem Band bewältigen kann.

CK: Du hast einmal gesagt, dass Du es leid bist immer nur unter Pseudonym, und wenn es Dein eigenes - Earl Warren - ist und kein Verlagspseudonym, zu veröffentlichen. Warum ist es für Dich unbefriedigend, unter Earl Warren zu veröffentlichen?

WA: Wenn es nur der Earl Warren gewesen wäre - mit dem Earl hätte ich gut leben können und wäre froh und glücklich gewesen mit nur einem Pseudonym. Was mich gestört hat, das waren die 21 oder 22 anderen Pseudos, wenn das reicht und ich keines vergessen habe, die ich im Lauf der Zeit benutzen konnte/durfte/musste - und kein Ende im Sicht. Wollen mal zählen, einschließlich Serienpseudonymen: Earl Warren, Corinna Sandberg, Jack Slade, Carina Castello, Steve Cooper, Linda Warren, Brian Elliot, Robert Romen, Robert Lamont, Frank Evans, Roy Kent, Mark Denver, Kojak = ohne Namensangabe, Cotton = ohne Namensangabe, Frank Reichardt, Mark Baxter, John Cameron = Pseudonym weiß ich nicht mehr, fuenf John Sinclair unter Jason Dark, 15 Hellmanns unter C. W. Bach, Geschichten aus dem Pfarrhaus = Pseudonym weiß ich im Moment nicht, irgendein Frauenname zuerst, dann Walter Appel, Frank Spider, Milton-Verlag von D. C.Hill, Pseudonym weiß ich im Moment nicht, Janet Farell bei der Jessica Bannister, Linda Evans bei zwei Pabel-Gaslicht-Romanen. Irgendwann ist mal Schluss und hat die Fahnenstange ein Ende. Mir reicht die Pseudonymschreiberei schon eine ganze Weile. Wenn sich jemand EIN Pseudonym sucht und dabei bleibt (Künstlername), ist das okay. Aber dieses ständige Hin und Her und Gewechselt, das mache ich nicht mehr mit. Das ist eine Unart und ein Unwesen, was einem da zugemutet wird. Beim Hellmann hörte ich wieder: "Das ist eine neue Serie, da müssen wir ein eigenes Pseudonym für die Reihe haben." Ich bin keine multiple Persönlichkeit, dass ich so viele Namen brauche - und selbst diese bringen es normalerweise nur auf ein halbes Dutzend verschiedener Individuen.

CK: War dies der Anstoß für Dich andere Wege einzuschlagen, einen eigenen Verlag zu gründen?

WA: Das war ein Anstoß. Das Berufsleben ist bekanntlich nicht immer ein Zuckerschlecken und auch kein fortwährender Freudenborn. Ich möchte nun meinen eigenen Weg gehen, um meine Vorstellungen verwirklichen zu können.

CK: Kommen wir nun zu Deinem eigenen Verlag. Bereits letztes Jahr gegründet, legst Du jetzt drei Paperbacks vor. Warum beschreitest Du den finanziell nicht unriskanten Weg in die Selbständigkeit? Hat dies vielleicht auch mit der größeren Einflussnahme, die Du ausüben kannst, zu tun? Gab es für die Stoffe nicht auch Interessenten bei den etablierten Verlagen?

WA: Der Harry-Holt- oder Yeti-Stoff - Grusel-Action mit starken Fantasy-Elementen und ein wenig SF - ist mein Stoff und mein Thema. Warum sollte ich weiter unter Pseudonym für andere schreiben und mich deren Auflagen unterwerfen? Ich will keine Hefte mehr schreiben, und ich mag keine Pseudonyme mehr. Zudem habe ich eine Message, die von dem kosmischen Kampf und dem Lichtlord, und diese will ich mir nicht verwässern lassen. Auch kann ich hier, was ich schon immer gern tat, ein paar skurrile Nebenfiguren einbringen wie den nach einem Delir nur noch in Versen sprechenden Rocker Neptun. Das liebe ich einfach.

CK: Die Morgana-Geschichten waren ja bereits einmal in der Bastei-Fantasy-Reihe veröffentlicht worden, warum jetzt die Neuauflage?

WA: Es gibt nur wenige Fantasy-Heldinnen, und Morgana ist eine Figur, die mir am Herzen liegt. Mit ihrem stockhässlichen und bärenstarken, treuen Begleiter Guntur, dem Dschinn Faik al Khalub, der alles kann, nur nicht zaubern, und dem Radschahsohn Nizam halte ich Morgana für eine gut entworfene Figur, die ein Weiterleben bzw. eine Neuauflage verdient. Ein weiteres Buch mit ihr will ich noch schreiben, wenn es so läuft, wie ich mir's vorstelle. Morgana ist eine tolle Kämpferin, Adeptin der Weißen Magie und ansonsten ein junges Mädchen mit teils naiven Träumen. Es ist ihr Schicksal, gegen die Mächte der Schwarzen Magie, Zauberer und Dämonen zu kämpfen, und an dem Schicksal wächst sie. Sie hat ein gutes Herz und ist tapfer und ehrlich. Zudem auf einer Fantasy-Welt angesiedelt, sehe ich das als ein tragfähiges Konzept an.

CK: In "Kreuzfahrt des Grauens" veröffentlichst Du zwei Deiner bereits im Rahmen der Pabel'schen Vampir-Reihe publizierten Romane neu, und fügst einen brandneuen Roman hinzu. Wurden die alten Romane von Dir überarbeitet?

WA: Zweiter Teil der Frage zuerst: Nein. Wozu denn? Nur Kapitelaufteilungen und Überschriften habe ich gegeben, wegen Erhöhung der Spannung und einer besseren Übersicht. Der Roman "Der Oberst, der ein Werwolf war" hat eine eigene Geschichte. Dazu äußere ich mich erst, wenn mir etliche Leserreaktionen dazu vorliegen. Es ist ein neuer Roman. Die Hauptperson heißt Mike Merlin und tritt in meinen Yeti-Romanen als B-Held auf (Gefährte von Harry Holt und von Yeo. Mike hat überragende Fähigkeiten. Es wurmt ihn jedoch, dass er kein Lichtlord ist wie Harry Holt. Sein Vater ist Merlin, der Magier - jedoch hat dieser im Lauf von Äonen einige Tausend Nachkommen gezeugt, mit allen möglichen Frauen, Nymphen und anderen. Im "Werwolf-Oberst" gerät Mike Merlin in der DDR im Jahr 1953 im Erzgebirge mit einem Werwolf und Mephisto aneinander). Hier habe ich viel recherchiert, was die Geschichte der DDR und diese in jener Zeit betrifft, kurz vor dem Arbeiteraufstand, der von den russischen Panzern niedergeschlagen wurde wie später '56 in Ungarn genauso. Ein weiterer Mike-Merlin-Roman während des Arbeiter-Aufstands würde mich reizen. Ich bin ein Geschichtsfan und liebe Details.

CK: "Ein Yeti am Kudamm" ist nach deiner eigenen Aussage das Kind, das Dir momentan am meisten am Herzen liegt. Wie kamst Du auf die Idee zu dieser Trilogie, wann werden die beiden restlichen Bände erscheinen?

WA: Der Yeti ist mir irgendwann eingefallen - ich weiß den Zeitpunkt nicht mehr. Yeo war einfach in meinen Gedanken und faszinierte mich. Das durfte kein normaler Yeti sein, also kein Schneegorilla. Das war mir von Anfang an klar. Den Pilotroman in Berlin anzusiedeln, lag auf der Hand - Berlin ist eine Metropole und die faszinierendste und prosperierendste Stadt Deutschlands. Nur mit einem "Geisterjäger" zu arbeiten und den soundsovielten Geisterjäger auf den Markt zu bringen, nein, danke, darin sehe ich keinen Sinn. Harry Holt ist ein Lichtlord, der gegen die Mächte der Finsternis kämpft und Gefährten wie Mike Merlin - Merlins -Sohn, Shannah Mars - eine rassige Mulattin - und Dr. Hilmar Kuchanke, den nussknackergesichtigen Leiter der Berliner Soko Vampir, hat. Zwischen Holt und Yeo ist es ein Wechselspiel - sie ergänzen sich. Doch sie haben gegen die Mächte der Hölle einen ungeheuer schweren und äußerst gefährlichen Stand. Ob nun noch zwei oder drei Bände erscheinen oder es drei werden, ist im Moment ungewiss - einen will ich noch dieses Jahr bringen.

CK: Wie erfährt der Leser da draußen, außer über Spezialversender Deine Homepage davon, dass es Dein Buchangebot gibt? Wie machst Du Werbung - gehst Du z. B. auf eine Lesetour durch Buchhandlungen?

WA: Auch, um die letzte Frage zuerst zu beantworten. Der Hanauer Anzeiger hat vergangene Woche einen Artikel über meine Bücher und mich gebracht. Dann halte ich erst mal bei einer Buchhandlung eine Signier- und Lesestunde ab. Um weitere Presse- und Medienkontakte bin ich bemüht. Noch dieses Jahr gebe ich einen Workshop über meine Arbeit als Autor sowie meine langjährige Tätigkeit. Bei der Stadtbücherei sind meine Bücher in der landeskundlichen Abteilung bei den örtlichen Autoren gelandet, sie können zudem in dieser Bücherei ausgeliehen werden. Hier ist mir 1996 etwas Lustiges passiert. Da hatte ich die Publicity mit dem Cotton-Roman und wurde angesprochen, mich bei der Dame vorzustellen, welche die örtlichen Autorenbücher aufnimmt. Da kam ich dann hin und wurde gefragt: "Wie viel haben Sie denn geschrieben?" Ich: "Über siebenhundert Romane." Die Dame erschrak: "Sie können wir nicht nehmen, da müssten wir ja ein eigenes Zimmer einrichten." Mit den Heften und Taschenbüchern konnte ich da nicht landen. Jetzt schon. Meine Bücher haben ISBN-Nummern. Sie können in JEDER BUCHHANDLUNG entweder mit der ISBN-Nummer oder über meinen Namen als Autor bestellt werden. (Notiz: Autorenname ist einfacher, wer merkt sich schon ISBN-Nummern?)

CK: Wie bist Du mit der bisherigen Reaktion auf die drei Titel zufrieden?

WA: Das wird. Das nimmt alles seinen Gang und schaukelt sich hoch. Ist natürlich mit viel Arbeit verbunden, aber gearbeitet habe ich eigentlich immer gern.

CK: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute, und noch viele spannende Appel-Bücher!

WA: Ein Wort noch zum Schluss: Ich will meinen Lesern spannende Unterhaltung und ein echtes Leseabenteuer bieten. Ein Talent ist eine Verpflichtung, das habe ich immer gesagt, nämlich das Bestmögliche daraus zu machen. Das ist manchmal mühsam, und man muss auch mal ausgefallene und schwierige Wege gehen und nicht immer nur den bequemen und breiten Weg wählen. Für das Interview und die mir gewidmete Aufmerksamkeit bedanke ich mich.
 
 
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