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  Interview: Im Gespräch mit: Marc Hillefeld
Geschrieben am Saturday, 01.April. @ 13:16:08 CEST von Guido
 
 
  Interview Marc Hillefeld, Jahrgang 1968, studierte Kommunikationswissenschaft und Ethnologie in Münster und arbeitete danach als Redakteur bei ProSieben. Seit 1999 ist er als freier Autor tätig. Seine Karriere begann als Übersetzer (etwa 1000 Comicübersetzungen für Dino/Panini gehen auf sein Konto). Heute ist Marc in verschiedenen Bereichen aktiv; neben dem „Herrscher der Zeit“ und seinem Beitrag zur „Pan-Thau-Ra“-Trilogie ist er auch Autor des Sachbuches „Ein Code wird geknackt“, das sich mit den Hintergründen von Dan Browns „Sakrileg“ beschäftigt und Bestsellerstaus erreichte. Als Drehbuchautor schrieb er (mit Bettina Platz) das Originaldrehbuch zum „Gespenst von Canterville“ (SAT1) und mit Torsten Dewi das Skript zur Actionkomödie „Vollgas“ (ProSieben). Seine Parodie zum „Rotkäppchen“ im Rahmen der „ProSieben Märchenstunde“ bescherte dem Sender erst kürzlich eine Traumquote. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr sprach mit dem Autor.

Hallo Marc. Wärst Du zunächst einmal so gut, Dich unseren Leser kurz selbst vorzustellen?

Hallo Carsten! Nun ja, mein Name ist Marc Hillefeld, ich bin gebürtiger Westfale, den es vor ein paar Jahren nach München verschlagen hat, wo ich lebe und arbeite. Ich sitze für dieses Interview – wie ohnehin die meiste Zeit des Tages – an meinem Schreibtisch und wenn ich von hier aus herumblicke, beantwortet das wahrscheinlich die Fragen nach Alltag und Hobbies am besten: Vor dem Schreibtisch steht ein Mountainbike, das ich unserem Innenhof nicht anvertrauen möchte, dahinter im Regal stapeln sich Bücher und Comics, alles eingerahmt von meiner kleinen Sammlung antiker Teufel und Fabelwesen. Und neben dem Schreibtisch wird langsam unser Labrador wach, der mal wieder an die nicht unweit vorbeifließende Isar will. Diese Impressionen fassen ganz gut meinen Alltag zusammen.

Wie kommt man darauf, so quasi aus heiterem Himmel einen historischen Roman – „Der Herrscher der Zeit“ (Heyne) - zu verfassen?

Voraussetzung dafür ist natürlich erst einmal, dass man historische Romane mag. Und alles Weitere ergibt sich dann. Die Geschichte findet sozusagen den Autor: Im Hintergrund läuft bei mir immer ein kleines Radar für gute Geschichten mit – und der hat angeschlagen, als ich über die Himmelscheibe las…

Die unumgängliche Frage nach den Vorbildern darf nicht fehlen. Welche Bücher, welche Verfasser haben Dich geprägt?

Beim Thema ‚historische Romane’ – natürlich – Ecos „Name der Rose“. Obwohl ich nicht einmal ansatzweise behaupten möchte, auch nur an dieses Niveau zu kratzen. Ebenfalls tief beeindruckt hat mich in diesem Genre „Q“ des italienischen Autorenkollektivs Luther Blisset. Ein großartiger, vielschichtiger Roman, der zum Teil auch noch im von den Widertäufern beherrschten, mittelalterlichen Münster spielt, wo ich auch studiert habe (Äh, natürlich nicht im Mittelalter …).

Hast Du einfach munter drauf losgeschrieben, oder im Vorfeld alles minutiös geplant, und ein detailliertes Exposé entworfen?

Da prägt mich auch beim Romanschreiben meine Arbeit im Drehbuch-Bereich: Ich brauche immer erst ein Exposé oder Treatment, um die Geschichte zu strukturieren. Gefürchtet sind meine „Kasten-Diagramme“, auf denen ich den groben Handlungsablauf auf DINA2-Blättern aufmale, streiche, ausradiere, neue Pfeile einzeichne…

Wie dürfen wir uns dann den weiteren Weg des Buches bis hin zur Veröffentlichung vorstellen? War es einfach, als damals noch gänzlich unbekannter deutscher Autor einen Verlag für einen Roman wie „Die Herrscher der Zeit“ zu begeistern?

Na ja, so ganz unbekannt war ich damals nicht – ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja schon einen Haufen von Novelizations zu diversen amerikanischen TV-Serien für vgs/Ehapa geschrieben und damit bewiesen, dass ich durchaus zwei zusammenhängende Sätze formulieren kann. Das war natürlich noch keine Qualifikation für einen „richtigen“ Roman, beruhigt aber die Redakteure. Ansonsten habe ich einfach großes Glück gehabt, an Sascha Mamczak und Markus Naegele von Heyne zu geraten. Die beiden haben mir wirklich einen enormen Vertrauensvorschuss gewährt, nachdem ich ihnen von der Idee zum „Herrscher“ erzählt hatte. Außerdem standen sie mir immer mit Rat und Tat zur Seite.

Wie und wo hast Du Deine Romane geschrieben - abends nach der Arbeit am häuslichen Küchentisch, oder ...?

Zum Glück bin ich ja seit Jahren Freiberufler, das Schreiben war und ist also die Hauptarbeit. Ich fange meist morgens gegen neun an und dann schreibe ich, mit Mittagspäuschen, bis Abends durch. Wenn ich nicht irgendetwas finde, das mich davon abhält. Da fällt mir ein, ich könnte mal wieder meine Comicsammlung alphabetisch durchsortieren…

In „Der Herrscher der Zeit“ verarbeitest Du die 1999 in Sachen-Anhalt gefundene Himmelsscheibe von Nebra in einen großen historischen Roman. Wie kamst Du auf das Thema, wo und wie hast Du Dich über die Himmelsscheibe informiert?

Das ist einfach zu beantworten: SPIEGEL 48/2002. Damals war die Himmelsscheibe die Titelstory. Ich hatte ungefähr eine Seite des Artikels gelesen und sofort gedacht: DAS wäre doch mal eine Geschichte: Die fiktive „Origin-Story“ der Scheibe. Meine Hauptsorge war nur, dass wahrscheinlich Dutzende von Autoren in diesem Moment dieselbe Idee haben müssten (Dem war aber offenbar nicht so, mit Ausnahme von Wolfgang Holbein. Und vom Ansatz der Geschichten her sind wir uns ja nicht in die Quere gekommen).
Der Rest war dann Recherche: Ich habe natürlich Bücher über die Bronzezeit gewälzt und war natürlich auch in Nebra vor Ort. Beim Wandern durch die Wälder dort bin ich dann auch auf die Haupthandlungslinien des Romans gekommen.

Du siedelst Deine Handlung zu einer Zeit an, als eben jene Himmelsscheibe gefertigt wurde. Die Bronzezeit ist im Gegensatz zu anderen geschichtlichen Zeiträumen eine Epoche über die man noch relativ wenig weiß. Wie hast Du Dich sich dieser Zeit angenähert?

Wie gesagt, ich habe einiges an Literatur gelesen. Die Tatsache, dass man nicht allzu viel über die Bronzezeit weiß, war beim Schreiben eher ein Pluspunkt: Ich konnte in vielen Punkten meine Fantasie spielen lassen, solange sie den historisch bekannten Tatsachen nicht widersprach. Auf der Buchmesse in Leipzig 2005 habe ich übrigens auch eine Lesung abgehalten, die vom Institut für Frühgeschichte organisiert worden war. Die anwesenden Experten meinten nachher, sie hätten in meinem Roman nichts gefunden, was den Erkenntnissen über diese Zeit widerspricht. Das hat mich natürlich gefreut.

Dein Roman enthält ungewöhnlich kurze, manches Mal nur ein paar wenige Seiten umfassende Kapitel - warum dies? Was wolltest Du mit diesem Stilmittel erreichen?

Es gibt in der Unterhaltungsliteratur gerade einen Trend zu kürzeren Kapiteln, gerade Autoren wie Chrichton und in letzter Zeit auch Preston/Child oder King praktizieren das. Ich fand kurze Kapitel beim Lesen immer sehr angenehm und wollte das auch einmal versuchen. Wahrscheinlich kommt auch dazu, dass ich durch die Drehbuchschreiberei ohnehin in überschaubaren Szenen denke.

Während einige der Protagonisten des Romans, die Priester vermuten lassen, dass man ein Werk in die Hand bekommt, in der es auch um Religion geht hat mich der Inhalt diesbezüglich überrascht. Du setzt Deine Schwerpunkte weit mehr auf der Öffnung ihrer Kultur gegenüber ihrer Umwelt. Der Handel kommt langsam in die Gänge. War das für Dich einfach interessanter?

Diese Überraschung teile ich mit dir: Tatsächlich wollte ich zunächst den religiösen Aspekt in den Vordergrund stellen. Aber bei meiner Recherche lernte ich, dass die Bronzezeit eine Epoche des Umbruchs war. Ein Umbruch, der vor allem durch den Handel ausgelöst wurde: Ein Netz von Handelswegen durchzog das heutige Europa und mit den Waren wurde auch das Wissen anderer Kulturen verbreitet. In gewisser Weise erlebten die Menschen damals eine erste „Globalisierung“, die sicherlich auch mit einer gewissen Verunsicherung verbunden war. Und der Erkenntnis: Es gibt da draußen noch mehr als das, was unsere Priester uns erzählen. Die Vernichtung der ersten Himmelscheibe durch die Sternenpriester ist der verzweifelte und letztlich vergebliche Versuch, den Status quo zu bewahren.

Jetzt hast Du einen Gastroman bei „Perry Rhodan“ verfasst. Ein ganz anderes Metier, und wohl auch ein anderes Arbeiten nach fremden Vorgaben. Lag Dir das schreiben nach einem fremden Exposé?

Ja und nein. Zuerst mal war ich natürlich froh, ein so ausführliches Exposé von Frank Borsch zu erhalten. Ich bin natürlich mit der „Perry“-Welt ein wenig vertraut, aber es beruhigt natürlich, eine genaue „Gebrauchsanweisung“ in der Hand zu halten. Andererseits habe ich dann an einigen Stellen gemerkt, dass ich den Schwerpunkt jetzt lieber auf die eine oder andere Figur verschoben hätte. Das wäre aber wiederum mit dem vorgegebenen Lauf der Handlung nicht vereinbar gewesen. Aber trotzdem: Ohne Franks Expose wäre ich gar nicht in der Lage gewesen, diesen Roman zu schreiben, dazu ist das Perryversum einfach zu komplex und verzweigt.

Wie kam es überhaupt zu der Zusammenarbeit, bist Du ein alter „Perry“-Leser, und wie schnell hast Du Dich in den umfassenden Serienkosmos eingefunden?

Ich hatte Frank mal bei einer anderen Gelegenheit flüchtig kennen gelernt. Eines Tages rief er mich dann an, und fragte, ob ich nicht Interesse hätte, einen Teil der „Pan-Thau-Ra“-Trilogie zu schreiben. Ich war erst ein bisschen unsicher, ob ich das packe, aber die Versuchung war einfach zu groß. Ich habe als Teenager die ersten fünf oder sechs Silberbände verschlungen, deshalb kannte ich mich mit dem „antiken“ Peryversum noch ein bisschen aus. Und Frank hat Andreas Brandhorst und mich mit ausführlichen Listen, Zusammenfassungen und Zeitlinien versorgt, um „up to date“ zu kommen.

Wie viel von Dir steckt in den Romanfiguren - in welcher Personen findest Du Dich selbst am ehesten wider?

Wer die „Quantenfestung“ gelesen hat, wird sich vielleicht an die Figur des Captain LeLand erinnern: Ein junger Schiffskommandant, der quasi ohne Vorwarnung in galaktische Verstrickungen verwickelt wird. Er ist nur eine Nebenfigur, aber in vielerlei Hinsicht war er so etwas wie mein Sprachrohr: LeLand ist sich klar darüber, dass es in seiner Situation Tausend Dinge gibt, die er falsch machen kann, mit vielleicht katastrophalen Folgen. Beim Schreiben habe ich mich manchmal ähnlich gefühlt.
Meine Lieblingsfigur allerdings war der gute alte Bully, den ich schon damals immer sehr gemocht hatte. Wann immer ich eine Gelegenheit dazu gesehen habe, habe ich diesen beiden Figuren ein paar zusätzliche Szenen „untergemogelt“.

Bekommst oder bekamst Du Reaktionen Deiner Leser - Du hast ja noch keine eigene Webseite? Wie läuft das mit dem Feedback?

Ach ja, Thema „Website“. Ich versuche jetzt schon seit Jahren, mir eine einzurichten, aber ich komme einfach nie dazu. Aber dieses Jahr ganz bestimmt…
Ansonsten bekomme ich ab und zu Leserbriefe oder e-Mails, die mir vom Verlag weitergeleitet werden. Das schöne daran ist, dass es sich dabei immer um positive Reaktionen handelt – niemand macht sich die Mühe, dem Verlag zu schreiben, weil ihm ein Roman nicht gefallen hat…

Ganz herzlichen Dank, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast. Wir wünschen Dir alles Gute!
 
 
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