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  DVD: SPECIAL: "DARK WATER"
Geschrieben am Wednesday, 28.December. @ 19:20:40 CET von Guido
 
 
  DVD Remakes fernöstlicher Horror-Filme sind in Hollywood enorm beliebt, seit "The Ring" und "The Grudge" gezeigt haben, dass man mit niedrigem Budget enorme Einspielergebnisse erzielen kann. Auch für nächstes Jahr stehen für diese in den USA (fälschlich verkürzt) als "J-Horror" bekannten Filme wieder Remakes auf dem Spielplan, wie z.B. "The Eye" und "Pulse". "Dark Water" war allerdings kommerziell eine Ausnahme, das US-Remake floppte kläglich. Die Gründe hierfür liegen weniger in der Qualität des Films, als eher daran, dass ein Regisseur angeheuert wurde, dessen Name schon nicht für einen konventionellen Horror-Film steht, im Gegenteil, und der dann prompt auch nicht einen handelsüblichen Gruselfilm ablieferte. Gerade das macht einen Vergleich der beiden "Dark Water"-Versionen reizvoll. Oliver Naujoks berichtet.

Dark Water
(OT: Honogurai mizu no soko kara)
Grusel-Film von Hideo Nakata, Japan 2002, 101 Minuten.
Mit Hitomi Kuroki, Rio Kanno, Fumiyo Kohinata u.a.
DVD (Video Sight/HK), Ton: Japanisch 5.1 mit engl. UT, Bild: 1,85:1 anamorph.

Dark Water - Dunkle Wasser
(OT: Dark Water)
Psycho-Thriller von Walter Salles, USA 2005, 103 Minuten ("The Darker Cut")
Mit Jennifer Connelly, Ariel Gade, John C. Reilley u.a.)
DVD (Buena Vista/USA), Ton: Englisch 5:1, Bild: 2,35:1 anamorph.

Inhalt: Nach ihrer Scheidung zieht eine junge Mutter mit ihrer Tochter in einen heruntergekommenen, aber bezahlbaren Mietkomplex. Die Tochter findet sofort zugang zu dem Haus, während die Mutter mit Feuchtigkeitsflecken an den Decken und einem erbitterten Sorgerechtsstreit zu kämpfen hat, was ihr schwer zusetzt. Da häufen sich dann auch noch unerklärliche und unheimliche Geschehnisse..

Kritik: Man kann Bill Mechanic viel vorwerfen und hat dies auch schon getan, es wird sich aber wohl niemand finden, der ihm mangelnden Mut zum Risiko vorwirft. Mechanic war bereits einmal Chef eines großen Hollywood-Studios und unter seine Ägide bei Fox fiel immerhin James Camerons „Titanic“, der erfolgreichste Film der Moderne. Mechanic setzt sich immer wieder für schwierige, anspruchsvolle Filme ein und sein Engagement für David Finchers „Fight Club“ kostete ihn schließlich den Kopf: Denn auch wenn „Fight Club“ einer der beliebtesten Filme vom Ende der 90er sein dürfte, scheiterte er 1999 an den US-Kinokassen und Mechanic wurde von Fox-Eigentümer Rupert Murdoch dem Vernehmen nach dafür gefeuert.
Inzwischen ist Bill Mechanic unter die Filmproduzenten gegangen und seine kurze Liste in der IMDB weist immerhin so interessante Projekte aus wie die Verfilmung von Neil Gaimans „Coraline“ und den neuen Terrence Malick, „The New World“.
Wieso die lange Vorrede über einen Ex-Studiochef von Fox? Nun, Mechanic ist Produzent des US-Remakes von „Dark Water“ und hätte es sich sehr einfach machen können, in dem er einen talentierten Genre-Regisseur engagiert, der die Horror-Elemente des japanischen Orignals einfach für den Hollywood-Markt umsetzt. Dann hätte man vielleicht eine Lizenz zum Geld drucken gehabt, wie bei „The Ring“ und „The Grudge“. Offensichtlich sah Mechanic aber etwas Anderes in dem Stoff und engagierte den Brasilianer Walter Salles, dessen Werke „Central Station“ und „Die Reisen des jungen Ché“ viel Kritikerlob einheimsten, aber ihn nun wirklich nicht gerade als Genre-Regisseur für einen Horror-Film empfahlen. Und so wurde aus dem amerikanischen „Dark Water“ dann auch ein ganz anderer Film.

Aber zunächst zurück zu dem Original von „Dark Water“. Dieser japanische Film aus dem Jahr 2002 wurde von Hideo Nakata inszeniert, der Genre-Fans weltweit als Regisseur der ersten beiden japanischen „The Ring“-Filme (a.k.a. „Ringu“ und „Ringu 2“) und des diesjährigen Hollywood-Films „The Ring 2“ ein Begriff ist. Nakata ist ein hervorragender Genre-Handwerker, der es gekonnt versteht, unheimliche Bilder auf die Leinwand zu bannen. So auch bei „Dark Water“, ein wunderbar gruseliger Film, der mit perfekt kadrierten Bildern, einer gekonnten Ausleuchtung und einen bemerkenswerten Gespür für Rhythmus Grusel-Fans in vielen Szenen kalte Schauer über den Rücken jagen dürfte. Viele Szenen sind so unheimlich, dass man gerne vergisst, dass Nakatas Film recht kalt daherkommt und etwas arg zitierfreudig geraten ist. So wird sich insbesondere, sowohl inhaltlich, als auch visuell, bei Kubricks „Shining“ bedient, als auch in vielen Bildern deutlich gemacht, dass hier der Ringu-Erfolg wiederholt werden soll (langsam reicht es mit kleinen Mädchen!). Die zugrunde liegende Geschichte, die hier nicht verraten werden soll, weist durchaus entfernte Ähnlichkeiten auf, ist aber durchaus effektiv. Zu loben sind ferner insbesondere die tollen Bilder von Junichiro Hayashi, der sowohl bei Nakata, als auch bei Kyoshi Kurosawa schon häufiger hinter der Kamera stand und sich inzwischen wohl Grusel-Spezialist nennen darf, und die stimmungsvolle Musik von „Ghost in the Shell“-Komponist Kenji Kawai. Nur gegen Ende leistet sich der Film einen üblen Fehlgriff und liefert einen langen, völlig überflüssigen und törichten Epilog, der viele Zuschauer vergrätzen dürfte.

Das US-Remake aus dem Jahr 2005 siedelt nun die Story natürlich nicht in Japan, sondern in den USA an, bietet neben solch oberflächlichen Änderungen aber auch einen gänzlich anderen Tonfall. Waren die Scheidungsprobleme im japanischen Original nur erzählerisches Mittel zum Zweck, um die Heldin etwas in all den Grusel-Effekten zu grundieren, ist es diesmal genau anders herum: Das psychologische Familiendrama rückt in den Mittelpunkt der Geschichte und die Horror-Effekte dienen nur noch als Beiwerk. Dadurch ist bedingt, dass die Charaktere deutlich stärker entwickelt werden und leider auch die zugrundeliegende Geschichte, wie in vielen US-Filmen leider üblich, deutlicher durchbuchstabiert wird, da man sich nicht traut, gewisse Elemente mit Andeutungen zu belassen. Ferner, noch wichtiger, die Gruselszenen sind deutlich zurück genommen und seltener als im Original. Kinofans, die einen Grusel-Film erwarten, werden deswegen, und das ist kommerziell durchaus mutig (und zahlte sich ja in diesem Fall auch nicht aus), ziemlich enttäuscht sein, denn sie bekommen dahingehend sehr wenig geboten. Wer allerdings die Muße mitbringt und sich auf das Drama einlässt, bekommt einen zwar ruhig erzählten, aber interessanten Stoff geboten, der mit interessant entwickelten Charakteren und hervorragenden Schauspielerleistungen durchaus seine eigenen Stärken einbringen kann. Eine davon ist Hauptdarstellerin Jennifer Connelly, alles andere als eine handelsübliche Scream-Queen, die eine beeindruckende Filmographie aufweisen kann und vielen Filmzuschauern wohl auf ewig als das kleine, tanzende Mädchen in Leones „Es war einmal in Amerika“ in Erinnerung bleiben wird. Neben vielen Dramen war sie auch schon in brillanten („Phenomena“, „Dark City“) und alles andere als brillanten („Hulk“) Genre-Beiträgen zu sehen. Connelly spielt die Hauptrolle mit großer Glaubwürdigkeit und gibt dadurch dem Drama Gewicht, das leicht hätte zum Melodram abgleiten können. Ebenfalls höchst sehenswert sind John C. Reilley als extrem schmieriger Vermieter und Tim Roth als skurriler „fahrender Anwalt“. Insbesondere diese Schauspielerleistungen halten das Drama zusammen, das ebenfalls von einem exzellenten Set-Design (da wurde die Weisung „Wir brauchen einen heruntergekommenen Appartment-Komplex!“ sehr, sehr ernst genommen), guter Kameraarbeit (im Gegensatz zum Original in Scope) mit einer interessant-dreckigen Farbpalette und dem Score von David Lynch-Spezi Angelo Badalamenti profitieren kann. Allerdings nicht ewig weit. Sorgt die Geschichte und die Personen durchaus für Interesse, dürfte der langsame Erzählrhythmus nicht jedermanns Sache sein und gegen Ende verliert der Film seine Zuschauer etwas mit allzu offensichtlich-plumpen Erklärungen und einem Finale, bei dem man leider merkt, dass hier ein im Genre nicht sonderlich versierter Regisseur an der Arbeit war, da die dann übertrieben eingesetzten und nicht sonderlich wirkungsvoll inszenierten und montierten Gruseleffekte größtenteils verpuffen. Aus diesem Grund bleibt man am Ende leicht unbefriedigt zurück, auch wenn man eigentlich einen ganz guten Film gesehen hat.

Welche Version ist besser? Interessanter und nicht sonderlich überraschender Weise bevorzugen Genre-Fans in ihren Kritiken die stärker auf Horror ausgerichtete japanische Version, während sich seriös gerierende Kritiker dem Psychodrama der US-Version den Vorzug geben.
Hier soll ein etwas differenzierterer Ansatz gewählt und festgestellt werden, dass die japanische Version als Horror-Film schlicht weiter kommt und besser funktioniert, als die US-Version als Psychodrama und ihr deswegen der Vorzug gegeben werden. Nicht, ohne mit dem Hinweis zu enden, dass gerade ein Vergleich der beiden Filme insofern spannend und lohnenswert ist, wie unterschiedlich man ein Thema angehen kann. Für diesen interessanten Vergleich darf man Bill Mechanic dankbar sein, auch wenn er damit kommerziell wieder keinen Erfolg hatte. „Fight Club“ hat sich inzwischen alleine durch die DVD-Auswertung mehr als amortisiert. Vielleicht passiert mit „Dark Water“ das gleiche.

Fazit „Dark Water (2002)“:
Sehr gekonnt inszenierter, wirkungsvoller Gruselfilm, bei dem Horror-Fans so auf ihre Kosten kommen, dass sie übertriebene Zitierfreudigkeit und einen dämlichen Epilog nachsehen können.
Punkte: 8/10.

Fazit „Dark Water – Dunkle Wasser (2005)“:
Gut gespieltes, handwerklich solides Psychodrama in betont ruhigem Erzählrhythmus, das in seiner Unentschiedenheit, wie viel Genre-Elemente es zulassen will, sich etwas zwischen die Stühle setzt.
Punkte: 7/10.

Wichtige Anmerkung:
Die DVD, die zur Sichtung des US-Remakes vorlag, entspricht nicht der in den Kinos ausgewerteten Fassung.
Lange als „unrated Version“ angekündigt, entschied man sich nun, diese „The Darker Cut“ zu nennen. Diese Version enthält keine zusätzlichen Gewalt- oder Sexszenen (die es übrigens auch in der Kinofassung wohl nicht gibt) und ist gegenüber der 105minütigen Kinoversion mit 103 Minuten Laufzeit sogar zwei Minuten kürzer. Leider ließ sich zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels noch nicht ermitteln, wo nun die Unterschiede liegen (ich habe die Kinoversion leider nicht gesehen), es deutet aber einiges darauf hin, dass der Film schlicht etwas gestrafft wurde – womit der Button auf dem Cover: „Unheimlicher als die Kinoversion!“ ein wenig unfreiwillig komisch anmutet.
Ärgerlicher Weise wird die Kinofassung in den USA nur im Vollbild auf DVD ausgewertet, wer den Film in Widescreen sehen möchte, muss diese Alternativ-Version kaufen. In England befindet sich auf der fast zeitgleich veröffentlichen DVD nur die Kinofassung. Auch für Deutschland wurde bisher nur die Kinofassung angekündigt.
Damit dürfte der Film für die Director’s Cut/Extended Version-Vermarktungsstrategien auf DVD nur ein überschaubar ruhmreiches Beispiel darstellen.

 
 
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