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  Interview: IM GESPRÄCH MIT: HAJO F. BREUER!
Geschrieben am Saturday, 03.December. @ 12:00:00 CET von Guido
 
 
  Interview
Hajo F. Breuer, Jahrgang 1954, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie. Nach der Bestellung zum gymnasialen Deutschlehrer, der er nach nur kurzer Zeit den Rücken kehrte machte er sich als Übersetzer und später Texter von Comics einen Namen. Ab 1989 war er im Verlag Norbert Hethke für das DC-Programm als Chefredakteur verantwortlich. Seit 1999 betreut er als Herausgeber und Expokrat die Fortschreibung der „Ren Dhark“-Serie und weiterer Projekte des HJB Verlages.
Carsten Kuhr sprach mit dem Mann hinter den Mysterious.

Hallo Hajo. Zunächst einmal die unumgängliche Frage nach Deinen Hobbies?

Da sind zuerst meine Hunde zu nennen. Ich habe eine Deutsche Dogge und einen kleinen Dackelmischling – ein tolles Paar. Mein zweites Hobby sind Autos.
Zu Deiner Einleitung muss ich allerdings noch einiges sagen: Ich habe schon vor dem Examen als Lehrer gearbeitet. Mit diesen studentischen Lehrkräften sparte Nordrhein-Westfalen damals viel Geld. Und während dieser Zeit habe ich gemerkt, dass ich als Beamter in einer Behörde, wie sie auch die Schule ist, im Laufe der Zeit wahnsinnig werden würde. Deshalb habe ich mein Staatsexamen noch abgelegt, um mein Studium abzuschließen, aber danach nie wieder in der Schule gearbeitet.
Meine ersten Arbeiten im Medium Comics waren übrigens keine Übersetzungen, sondern Skripts, nach denen Comics („Lasso Western“ und „Bessy“) gezeichnet wurden.

Mir geht es bezüglich „Ren Dhark“ wie Dir - ich kenne die Serie ebenfalls nur aus der Neuauflage im H J Bernt Verlag. Siehst Du das für Deine Tätigkeit als Herausgeber der Fortschreibung als Nachteil an, oder ist es eher von Vorteil nur auf die redigierte Fassung aufbauen zu können?

Das ist eindeutig ein Vorteil. Ich betreue nun einmal die Buchausgabe. Da könnte die Kenntnis der Heftromane nur Verwirrung stiften.

Du kommst aus dem Comic Bereich. War die Umstellung für Dich auf den reinen Romansektor einfach zu bewerkstelligen? Die Sprache im Roman ist ja zwangsläufig mangels der zeichnerischen Umsetzung eine ganz andere, als im Comic Bereich?

Ich habe nie ausschließlich Comics gemacht. Ich habe auch Romantaschenbücher geschrieben, etwa zur TV-Serie „Max Headroom“, und Alben zu Filmen oder über Popstars. Die Comics werden nur am meisten wahrgenommen. Aber im Prinzip geht es immer darum, eine Geschichte zu erzählen. Die muss spannend sein und in sich logisch. Dann ist sie gut - egal ob sie als Comic oder als Buch veröffentlicht wird.

Seit Band 14 warst Du mit an Bord, ab Band 16 und dem Sonderband 4 zeichnest Du allein als Herausgeber für „Ren Dhark“ verantwortlich. War das damals ein reibungsloser, ein gleitender Übergang?

Ja. Die Bände 14 und 15 des Classic-Zyklus wurden ja noch von Heinz Mohlberg bearbeitet, so dass ich mich in aller Ruhe in die Aufgabe hineinfinden konnte. Ich habe das nie als besonders schwer empfunden, vor allem auch, weil ich gleich von Anfang an ein hervorragendes Autorenteam zur Verfügung hatte, mit dem wir den Übergang vom Classic-Zyklus zur Neufortschreibung reibungslos hinbekommen haben.

Hast Du Dich schnell in der Materie zurechtgefunden, war die sicherlich schwierige Aufgabe einen stimmigen Übergang zwischen alten und neuem „Ren Dhark“ zu schaffen nicht problematisch - nach dem Motto, akzeptieren die alten Fans die neuen Abenteuer, kommt eine farbenprächtige Space Opera beim Leser, außerhalb der alten Fan-Base überhaupt noch an?

Ich habe da nie ein Problem gesehen. Ich war ja RD-Leser geworden, weil mir die Bücher gefallen hatten. Das war SF ganz nach meinem Geschmack – die ich dann einfach ganz nach meinem Geschmack fortgeführt habe. Mein Verleger Hansjoachim Bernt hat mir in dieser Sache alle Freiheiten gegeben, die man sich vorstellen kann. Das bedeutet, dass ich mit „Ren Dhark“ erstmals die Gelegenheit hatte, die SF zu machen, die mir gefällt. Und das habe ich weidlich ausgenutzt.

Wie läuft das bei „Ren Dhark“ ab - entwirfst Du allein in Deinem stillen Kämmerlein die Handlung der nächsten Bände, oder wird zusammen mit dem Autorenteam ein Brainstorming durchgeführt, und Du fügst dann die Ideen zu einem einheitlichen Ganzen zusammen?

Wir hatten gerade wieder eine Autorenkonferenz für den neuen Zyklus. Ich hatte nicht mehr als eine Grundidee, und jeder, aber auch wirklich jeder, hat eigene, teilweise höchst unkonventionelle Ideen eingebracht. So ist das Rahmenkonzept für einen Zyklus entstanden, an dem jeder seinen Anteil hat, und der die Leser meiner Meinung nach vom Hocker reißen wird.

Kannst Du unseren neugierigen Lesern einmal einen kurzen Einblick in eine typische Redaktions- und Autorenkonferenz geben - Sex, Drugs and SF oder harte Arbeit, kontroverse Diskussionen? Wer entscheidet letztlich - Du als Expokrat, oder demokratisch die Mehrheit der Autoren über Vorschläge?

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Arbeitstier bin. Während einer solchen Konferenz wird hart und zielgerichtet rum gesponnen – denn nichts anderes ist ja das Entwickeln neuer Ideen. Es gibt Rede und Gegenrede und prinzipiell keine Regeln. Jeder kann sagen, was er für richtig hält, und niemand muss etwas befürchten, wenn er eine andere Meinung vertritt als der Verleger oder ich. So eine Konferenz lässt sich nie ganz genau planen, denn da kommt ein Haufen kreativer Köpfe zusammen und spinnt rum. Wir sind ja nichts anderes als Geschichtenerzähler, moderne Märchenonkel, wenn man so will. Und wenn einer mit einer packenden Idee kommt, merken wir das ebenso wie die Tatsache, wenn eine andere Idee nicht das Gelbe vom Ei ist. Abstimmungen haben wir noch nie gehabt, am Ende waren sich alle stets ziemlich einig darüber, wie der nächste Zyklus auszusehen hat. So eine Konferenz ist auf der einen Seite eine ziemlich disziplinierte Angelegenheit und auf der anderen total chaotisch. Was am Ende herauskommt, kann man nie wirklich planen – ich weiß nur, dass es immer ziemlich gut ist.
Unsere Konferenzen dauern in der Regel zwei Tage, und es ist schon eine kleine Tradition, daß ich für die Stunden nach dem Abendessen zwei Flaschen Whisky mitbringe – Single Malt selbstverständlich, und eine in Fass-Stärke. Beim vorletzten Mal hatte ich auch Zigarren dabei, aber die kamen nicht wirklich gut an. Also bleibt’s beim Whisky – und weil es eben Single Malt ist, gibt’s am nächsten Morgen auch keinen Kater.

In den HJB News konnte man zu Beginn des Drakhon-Zyklus nachlesen, dass dieser auf erst kürzlich aufgefundenen Aufzeichnungen des Serienvaters Kurt Brands beruht. Inwieweit hatte Brand die Fortschreibung vorgegeben, konntet, und wolltet ihr hier abweichen, oder habt ihr ganz bewusst am Vermächtnis des RD Erfinders festgehalten?

Kurt Brand war ja seinerzeit sehr plötzlich mit der Einstellung von „Ren Dhark“ konfrontiert worden und hatte die Story weit über Heft 98 hinaus geplant. Auf diese Planungen habe ich mich gestützt. Es war übrigens überraschend einfach, die in der Buchausgabe vorgenommenen Veränderungen – vor allem den G’Loorn-Zyklus – in das Brandsche Konzept einzubauen.

Schon vor Deiner Zeit fiel die Entscheidung, neben „Ren Dhark“ andere Projekte zu publizieren. Die Sonderbände, in denen lose Enden aufgegriffen wurden, „S.Y.N.D.I.C.“ und „Raumschiff Promet“ die später in anderen Nischenverlagen fortgeführt wurden. Inwieweit konntest Du hier einwirken – „S.Y.N.D.I.C.“ war meines Wissens ja ein Kind Deiner Regentschaft. Warum wurde die Reihe dann später an den Mohlberg Verlag abgegeben?

Wir wollten „S.Y.N.D.I.C.“ nur mit seinem Erfinder Conrad Shepherd machen. Aber der fand nicht die Zeit, die Menge an Material zu produzieren, die wir brauchten, um die Serie erfolgreich zu etablieren. Und da Heinz Mohlberg ein Freund des Hauses ist und „S.Y.N.D.I.C“ gerne haben wollte, war mit dieser Lösung allen Seiten am besten gedient.

Seit gut einem Jahr hat HJB erfolgreich seine Taschenpaperback-Reihen gestartet. Zunächst baute man folgerichtig um Synergieeffekte nutzen zu können auf den RD Kosmos auf („Forschungsraumer Charr“, „Der Mysterious“, „Sternendschungel Galaxis“), mit Jo Zybells „Terra 5500“ ging man dann vom Serienkosmos losgelöste Wege. Was hast Du hier für die Zukunft in Petto? Sind schon weitere Miniserien angedacht?

Im Jahr 2006 gibt es jeweils sechs neue Ausgaben von „Sternendschungel Galaxis“ und „Forschungsraumer Charr“. Weitere Projekte sind in der Planung, aber darüber kann ich naturgemäß hier noch nichts sagen.

Ich habe den Eindruck, dass HJB ganz bewusst seine Klientel mit farbigen, actionreichen Space Operas, mit SF im Stil der 60er, 70er Jahre, bedient und damit Erfolg hat. Neuere Entwicklungen etwas Cyberspace sucht man bei RD vergebens - warum?

Wie ich schon sagte – ich habe freie Hand und kann die SF machen, die ich selbst gerne lesen würde. Und das ist nun einmal die klassische Space Opera mit starken Helden, schönen Frauen und extrem fiesen Schurken – ganz zu schweigen von schleimigen Fremdwesen!

Weißt Du inwieweit zu Eurer Leserschicht auch junge Leser gehören, oder sind es hauptsächlich die alten Stammleser auf den 70ern, die Euren Romanen die Treue halten?

Unser jüngsten Leser sind zwölf, unsere ältesten um die achtzig Jahre alt. Der Altersdurchschnitt der RD-Leser entspricht in etwa dem der Bundesbürger.

HJB steht für SF - andere Subgenres des phantastischen Bereichs wie Fantasy oder Horror werden zumindest bislang von HJB nicht angeboten - bleibt es dabei?

Man sollte niemals nie sagen. Aber Du wirst sicher verstehen, dass ich hier keine schlafenden Hunde wecken möchte.

Nun schreiben an „Ren Dhark“ ja ein ganzes Team von Autoren mit. Nach welchen Kriterien hast Du die Verfasser ausgewählt, wen hättest Du gerne noch oder wieder im Team wenn Du frei wählen könntest?

Es gibt drei Kriterien für einen RD-Autor – er muss einen guten, lockeren Schreibstil haben, er muss sich für SF interessieren und er muss zuverlässig sein. Diese Punkte werden von allen meinen Autoren vollauf erfüllt, weshalb ich mit meinem Team mehr als nur zufrieden bin. Ich habe die Besten, die ich mir für diesen Job vorstellen kann.
Das bedeutet nicht, dass andere Autoren keine Chance haben, ins Team zu kommen - gute Leute kann ich immer brauchen, vor allem auch dann, wenn die Aufgaben zahlreicher werden.

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen den Autoren und Dir ab - meines Wissens schreiben die jeweils 4 an einem Buch beteiligten Verfasser ja parallel - wie stellst Du die innere Stimmigkeit sicher? Wie ausführlich entwirfst Du das Exposé, wie viel Freiraum bleibt den Autoren letztlich, um die Vorgaben mit Leben zu füllen?

Ein Exposé macht von der Menge der Zeichen her rund ein Zehntel des fertigen Romans aus. Stimmig wird ein Buch dadurch, dass ich jedem genau das Exposé zum Ausarbeiten gebe, das zu seinen Interessen passt. Notfalls stimmen die Autoren sich auch untereinander ab. Und am Ende mache ich ja auch noch die Buchbearbeitung und kann eventuelle Unstimmigkeiten glatt bügeln. Zum Freiraum: Der ist relativ groß. Ich liefere nur das Handlungsgerüst – ein Skelett, wenn man so will. Das Fleisch an die Knochen hängen müssen meine Autoren.

Ich habe gehört, dass Du neben dem Entwurf des Handlungsabrisses auch für das Setzen des Textes verantwortlich zeichnest. Kann man sagen wie lange Du an einem RD Buch insgesamt sitzt, vom ersten Entwurf bis zum Absenden des Textes an die Druckerei und wie wir uns Deinen entsprechenden Tagesablauf vorstellen dürfen?

Für die Exposés und das Bearbeiten des Buches brauche ich jeweils rund eine Woche. Morgens um neun sitze ich am Computer. Um halb sechs mache ich die Kiste aus und gehe mit den Hunden raus.

Was machst Du, wenn ein Manuskript nicht rechtzeitig eintrifft, wenn einer Deiner Autoren durch höhere Gewalt oder Faulheit einfach nicht fertig wird – hast Du da einen Notplan in der Hinterhand?

Ich habe etwas Besseres: ein erstklassiges Team. Faulheit kommt bei denen nicht vor. Und wenn mal wirklich etwas dazwischenkommt, rufen sie mich rechtzeitig an, so dass ein anderer Kollege einspringen kann. Notfalls würde ich mich auch selbst hinsetzen und einen Roman schreiben, obwohl ich keinen großen Wert darauf lege.

Die Frage nach der weiteren Handlung im Bitwar-Zyklus und darüber hinaus darf natürlich auch nicht fehlen. Kannst Du den Schleier des Geheimnisses ein wenig lüften - wird die Mauer in die Heimatgalaxis der Mysterious wieder einmal fallen?

Ja. Aber Du glaubst doch sicher nicht ernsthaft, dass ich jetzt mehr verrate, oder?

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für unsere Leser genommen hast. Dir und natürlich den von Dir betreuten Projekten wünschen wir alles Gute.

Die Homepage zur Serie "Ren Dhark ist hier zu finden.
 
 
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